Das Fastentuch 2024 im Stephansdom
Im Stephansdom in Wien präsentiert der renommierte Künstler Gottfried Helnwein dieses Jahr ein bemerkenswertes Fastentuch, das nach fünf Jahren intensiver Arbeit durch Dompfarrer Toni Faber nun endlich enthüllt wurde. Das Triptychon, gestaltet in einem tiefen Violett, symbolisiert Buße und Umkehr gemäß der katholischen Tradition. In der Mitte des Werkes ist ein ikonisches Motiv zu sehen: der vermeintliche Abdruck des Leichnams Christi auf dem berühmten Turiner Grabtuch. Doch Helnwein hat eine kühne künstlerische Entscheidung getroffen und das Motiv um 90 Grad gedreht, sodass es den Abstieg des Gekreuzigten in die Unterwelt andeutet, wenn man das Grabtuch als Querformat betrachtet. Diese Neuinterpretation wird von klassischen Memento-Mori-Motiven, den Totenköpfen, flankiert.
Obwohl dieses Werk einen eher konventionellen Ansatz zur katholischen Ikonografie darstellt, überrascht es dennoch, dass selbst ein so kontroverser Künstler wie Helnwein im Stephansdom zu einer Art von Bescheidenheit neigt. Ein Hauch mehr Provokation könnte jedoch zum Osterfest kommen, wenn am Karsamstag die Bilder ausgetauscht werden: Anstelle des üblichen auferstandenen Christus als erwachsener Mann wird ein Kind dargestellt.
Helnweins Fastentuch im Stephansdom ist zweifellos ein Kunstwerk, das sowohl traditionelle als auch moderne Elemente vereint und die Besucher dazu einlädt, über die tiefgründigen Symbole und ihre Bedeutung nachzudenken.