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Die Bergpredigt in der griechischen Übersetzung eines alten syrio-chaldäischen Manuskripts

1) Als Jesus aber das Volk sah, ging er auf einen hohen Berg, und nachdem er sich gesetzt hatte, kamen seine Jünger zu ihm. Als die intellektuellen Kräfte des Menschen nach der Erkenntnis der Wahrheit strebten, da erschien die Wahrheit auf dem Gipfel des Berges des Glaubens und nachdem sie von der höchsten Region der Seele Besitz ergriffen hatte, sammelten sich die heiligsten Empfindungen um sie.

2) Und er öffnete seinen Mund und lehrte sie und sprach:
Da öffnete sich das Herz des Menschen und das Licht erhellte den Verstand und die Stimme der Weisheit sprach:

3) Unsterblich a) sind, die da den Geist der Selbsterkenntnis atmen; denn ihnen gehört die Überwelt.
Der Atem Gottes im Weltall ist die geistige Liebe, und ohne deren Besitz gibt es keine wahre Erkenntnis. Nicht durch Träumen, noch durch Dünken und Wähnen, oder durch Schlußzieherei wird das Reich Gottes in der Seele sich offenbaren, sondern durch das Erwachen zum Bewusstsein der Unsterblichkeit.

4) Unsterblich sind, die da trauern, denn es wird für sie gesorgt werden.
Wenn die Seele, nachdem sie durch viele Jahrtausende im Sinnlichen gefangen lag, sich ihrer Erniedrigung bewusst wird, so ist ihr bereits die Erlösung nahe; denn ohne das Erwachen der erlösenden Kraft der Gotteserkenntnis hätte sie ihren Zustand der Erniedrigung nicht empfinden und einsehen können.

5) Unsterblich sind, die da Ruhe haben; denn sie werden Erben des Reiches der Erde sein.
Die Ruhe der Seele ist die Freiheit von allen Begierden und Leidenschaften. Nur in einer ruhigen Seele kann das Ebenbild Gottes in seiner Klarheit sich wiederspiegeln.

6) Unsterblich sind, die da nach gerechtem Wandel hungern und dürsten; denn ihr Verlangen soll gestillt werden.
Der gerechte Wandel besteht in der Erfüllung der Pflicht. Wer ernstlich danach verlangt, seine Pflicht zu erfüllen, der erfüllt sie auch nach dem Grade seiner Erkenntnis, und seine Erkenntnis wächst durch die Erfüllung der Pflicht.

7) Unsterblich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Die wahre Barmherzigkeit entspringt aus der selbstlosen Liebe, welche die Erkenntnis der Einheit Gottes in allen Geschöpfen ist. Sie ist daher eine geistige Kraft, welche dem unsterblichen Menschen angehört, und wen sie erfüllt, dessen Seele ist unsterblich in ihr.

8) Unsterblich sind die welche reinen Herzens sind, denn sie werden das Höchste schauen.
Wer reinen Herzens ist, der ist frei von der Selbstsucht und „übermenschlich“. Er hat bereits die Klarheit der Seele, in welcher die Blume der Erkenntnis sich durch das Licht der Wahrheit entfaltet, wie die Lotusblume auf einem stillen Teich.

9) Unsterblich sind die Friedfertigen denn sie werden Kinder Gottes heißen.
Diejenigen Seelenkräfte, welche durch die Erkenntnis zur Ruhe gelangt sind, haben den Frieden und gehören dem unsterblichen Teile der
Menschennatur an. Die Zufriedenheit ist der Weg der Erkenntnis.

10) Unsterblich sind diejenigen, welche um der Gerechtigkeit willen verbannt wurden, denn ihre Heimat ist die Überwelt.
Verbannt sind diejenigen, welche, um der Menschheit zu helfen freiwillig zur Erde herniedersteigen und dort menschliche Gestalt annehmen (sich inkarnieren). Sie gehören nicht dieser Welt, sondern der Überwelt an.

11) Unsterblich seid ihr, wenn man euch schmähet und verbannet, und euch um meinetwillen fälschlich allerlei Böses nachredet.
Die Wahrheit wird stets auf Erden gekreuzigt und verbannt; aber gerade diese Verfolgung durch den Unverstand befestigt das höhere Selbstbewusstsein, d.h. das Vertrauen in Gott.

12) Freuet euch und frohlocket; denn groß wird euer Lohn sein in der Überwelt; denn so wurden die Propheten, die vor euch gewesen, verfolgt.
Die Belohnung besteht in der Vereinigung mit jenen hohen Geistern (Mahatmas), welche die Torheit der Welt überwunden haben und unter sich durch die Einheit des Zweckes, den sie verfolgen, verbunden sind. Wie die Sonne nicht dadurch berührt wird, dass einer ihrer Strahlen in eine Schmutzlache scheint, so ist auch der Geist nur wie ein unbeteiligter Zuschauer hoch über allem Materiellen erhaben.

13) Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz geschmacklos wird, womit wird man salzen? Es taugt zu nichts weiter, als das es weggeworfen und von den Leuten zertreten wird.
Das Salz der Erde ist das Licht der Weisheit in den höheren Seelenkräften, welches als die Intuition auch die niederen Verstandeskräfte durchdringt. Sucht sich der staubgeborene Verstand der in Bildern und Allegorien dargestellten ewigen Wahrheiten zu Bemächtigen und sie seiner eigenen Beschränktheit anzupassen, so wird das Hohe und Edle seine Schönheit und das Salz seinen Geschmack verlieren. Eine Wissenschaft ohne Geist ist eine Torheit, und eine bloß intellektuelle Religion, wo die Empfindung fehlt hat keinen Wert. Ein
Glaube der nur auf Berechnung beruht, ist ohne Leben.

14) Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf den Bergen liegt, kann nicht verborgen werden.
Die vom Lichte der Weisheit durchdrungenen oberen Seelenkräfte sind das Licht, welches die unteren Seelenkräfte erlechten, im Mikrokosmos sowohl als im Makrokosmos. Die göttliche Weisheit ist niemandem verborgen, der sich nicht vor ihr verbirgt. Wer aber seinen Blick nur auf die Erde richtet, der kann den Himmel nicht sehen.

15) Auch zündet man keine Lampe an, um sie unter einen Scheffel zu stellen, sondern um sie auf einen Ständer zu setzten, damit sie allen im Hause leuchtet.
Es genügt nicht, sich bewusst zu sein, dass man einen gewissen Grad von geistiger Erkenntnis besitzt, sondern der Wille und die Gedanken sollten vielmehr beständig auf das Göttliche gerichtet sein, damit der Funke zum Licht werde und die ganze Seele erleuchte.

16) So lasset auch euer Licht vor den Menschen scheinen, damit sie eure guten (magischen) Werke sehen, und die Herrlichkeit eures Vaters vermehren, der in der Überwelt ist.
Da der Mensch an sich selber, vom geistigen Standpunkte betrachtet, ein Nichts ist, so kann er auch aus eigenem Willen nichts Gutes hervorbringen, und nur dasjenige, was er in der in ihm offenbar gewordenen Kraft der Weisheit tut, ist gut. Diese Kraft aber ist das Eigentum seines „Vaters in der Überwelt“, d.h. des in ihm fleischgewordenen geistigen Ichs, dessen Repräsentant seine irdische Erscheinung ist, und was „Gott“ in uns und durch uns vollbringt, vermehrt seine eigene Kraft und Herrlichkeit.

17) Denket nicht, dass ich gekommen sei, um die Formen des Gesetzes oder die Inspiration (die Propheten) abzuschaffen. Ich bin nicht gekommen um zu zerstören, sondern um zu erfüllen.
Die Wahrheit wird durch die Form offenbar. Es handelt sich nicht darum die Form zu zerstören, sondern den Geist in derselben zu erkennen. Auch soll der Verstand nicht abgeschafft, sondern erleuchtet werden.

18) Amen! Denn ich sage euch: Bis dass das Firmament und die Erde vergehen, wird nicht ein Buchstabe oder ein Accent aus dem Gesetze verschwinden, bis alles geschieht.

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