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Die koptischen Christen und der andere Papst

Die koptischen Christen gehören zu den ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt und haben eine einzigartige Geschichte, die eng mit der Entstehung und Entwicklung des Christentums verknüpft ist. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Entstehung der koptischen Kirche, ihre historische Entwicklung und die Frage, ob die Kopten ebenfalls einen Papst haben.


Ursprung und Geschichte der koptischen Christen

Die Wurzeln der koptischen Kirche reichen bis in das 1. Jahrhundert nach Christus zurück. Laut Überlieferung brachte der Apostel Markus, einer der vier Evangelisten, das Christentum um das Jahr 42 n. Chr. nach Alexandria in Ägypten. Damit gehört die koptische Kirche zu den ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt und stellt eine der ersten organisierten Kirchen dar.

In den ersten Jahrhunderten blühte das Christentum in Ägypten auf, und Alexandria wurde zu einem bedeutenden Zentrum für Theologie, Wissenschaft und Bildung. Die berühmte katechetische Schule von Alexandria spielte eine Schlüsselrolle bei der Auslegung christlicher Lehren. Bedeutende Persönlichkeiten wie Athanasius von Alexandria und Kyrill von Alexandria prägten die frühe christliche Theologie nachhaltig.

Allerdings kam es im Jahr 451 auf dem Konzil von Chalcedon zu einer Spaltung der Kirche. Die koptische Kirche lehnte die dort beschlossene Formel von der „doppelten Natur Christi“ ab und vertrat die miaphysitische Lehre (eine Natur, die göttlich und menschlich zugleich ist). Diese theologische Differenz führte dazu, dass die koptische Kirche unabhängig von der römischen und byzantinischen Kirche ihren eigenen Weg ging.


Die Rolle des Papstes der koptischen Kirche

Ja, die koptischen Christen haben tatsächlich einen Papst! Der Titel des geistlichen Oberhaupts der koptischen Kirche lautet „Papst von Alexandria und Patriarch des Stuhls des heiligen Markus“.

Der Titel „Papst“ (vom griechischen Wort pappas für Vater) wurde in der koptischen Kirche bereits verwendet, bevor der Bischof von Rom denselben Titel annahm. Der erste koptische Papst war Papst Heraklas (232–248 n. Chr.).

Der aktuelle koptische Papst

Der derzeitige Papst der koptischen Kirche ist Tawadros II. (seit 2012). Er ist nicht nur ein geistliches Oberhaupt, sondern auch ein Symbol für Einheit und Stabilität innerhalb der koptischen Gemeinschaft. Der koptische Papst residiert in der Markuskathedrale in Kairo, dem spirituellen Zentrum der koptischen Kirche.


Die koptischen Christen heute

Heute bilden die koptischen Christen die größte christliche Minderheit im überwiegend muslimischen Ägypten. Schätzungen zufolge gehören etwa 10 % der ägyptischen Bevölkerung der koptischen Kirche an, was ungefähr 10 Millionen Gläubigen entspricht. Darüber hinaus gibt es große koptische Diaspora-Gemeinden in den USA, Kanada, Australien und Europa.

Die koptischen Christen haben trotz historischer Verfolgung und Herausforderungen ihren Glauben und ihre kulturelle Identität bewahrt. Ihre Liturgie, die auf Altägyptisch und Koptisch, der letzten Entwicklungsstufe der altägyptischen Sprache, basiert, sowie ihre jahrhundertealten Traditionen sind ein faszinierendes Zeugnis ihrer tief verwurzelten Spiritualität.


Fazit

Die koptischen Christen blicken auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück, die tief in den Ursprüngen des Christentums verankert ist. Ihre Kirche hat nicht nur theologischen Einfluss, sondern auch eine eigene kulturelle und spirituelle Identität bewahrt. Mit Papst Tawadros II. an ihrer Spitze bleibt die koptische Kirche ein bedeutender Bestandteil des globalen Christentums und ein wichtiger Faktor für den interreligiösen Dialog in der modernen Welt.

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