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Die sieben Verfahrensetappen des Templerprozesses

Der Templerprozess, eines der folgenreichsten und düstersten Kapitel der mittelalterlichen Kirchengeschichte, verlief in mehreren klar unterscheidbaren Phasen. Diese Etappen erstrecken sich von der ersten Verhaftungswelle im Oktober 1307 bis zur endgültigen Auflösung des Ordens und der Hinrichtung seiner letzten führenden Mitglieder im März 1314.

1. Erste Verfahrensetappe: Die königlichen Verhöre (13.–19. Oktober 1307)

Die erste Phase begann mit der koordinierten Verhaftung der Templer in ganz Frankreich am 13. Oktober 1307. Unter der Leitung von Wilhelm von Nogaret und im Auftrag von König Philipp IV. wurden die Templer festgenommen und verhört. Diese Verhöre fanden unter direkter Aufsicht der königlichen Beamten statt.

  • Ziel war es, möglichst schnell Geständnisse zu erlangen, um die Anklage gegen den Orden zu rechtfertigen.
  • Viele Templer wurden unter Anwendung von Folter zu Geständnissen gezwungen, die später als Grundlage für die weiteren Verfahren dienten.
  • Am 19. Oktober 1307 wurden die Ergebnisse dieser ersten Verhöre festgehalten und öffentlich bekannt gemacht.

2. Zweite Verfahrensetappe: Die Verhöre der französischen Inquisition (19. Oktober 1307 – Anfang 1308)

Nach der ersten Verhörphase übergab Philipp IV. die Gefangenen an die französische Inquisition, die unter der Leitung von Großinquisitor Wilhelm Imbert stand.

  • Die Inquisition bestätigte die vorher abgelegten Geständnisse und vertiefte die Ermittlungen.
  • Die Folter blieb ein zentrales Mittel, um weitere Geständnisse zu erzwingen.
  • Im Februar 1308 setzte Papst Clemens V. die Inquisition vorübergehend aus, nachdem er die Eigenmächtigkeit der französischen Inquisition kritisiert hatte.

3. Dritte Verfahrensetappe: Die Verhöre in Poitiers und Chinon (28. Juni – 1. Juli 1308)

Papst Clemens V. beschloss, das Verfahren unter seine direkte Kontrolle zu bringen.

  • Vom 28. Juni bis 1. Juli 1308 führte Clemens in Poitiers persönlich Untersuchungen durch.
  • Insgesamt wurden 72 Templer verhört, darunter hochrangige Mitglieder des Ordens.
  • Parallel dazu entsandte der Papst eine Kardinalskommission nach Chinon, wo vom 17. bis 20. August 1308 fünf der wichtigsten Würdenträger, einschließlich Jakob von Molay, verhört wurden.
  • Diese Verhöre führten zu Widersprüchen und Differenzen zwischen den päpstlichen Ergebnissen und den unter Folter erzwungenen Geständnissen.

4. Vierte Verfahrensetappe: Die päpstliche Generalkommission (12. November 1309 – 26. Mai 1311)

Mit der Bulle „Subit assidue“ vom 5. Juli 1308 setzte Clemens V. eine päpstliche Generalkommission ein. Diese sollte die Schuld oder Unschuld des gesamten Templerordens klären.

  • Die Kommission führte Verhöre von Templern aus ganz Frankreich durch.
  • Die meisten Brüder widerriefen ihre Geständnisse unter Hinweis auf die unter Folter erzwungenen Aussagen.
  • Einige Templer leugneten alle gegen sie erhobenen Vorwürfe und appellierten direkt an den Papst.

5. Fünfte Verfahrensetappe: Die Verhöre in der gesamten christlichen Welt (ab August 1308 – Oktober 1311)

Durch die päpstliche Bulle „Faciens misericordiam“ vom 12. August 1308 wurden sämtliche Erzbischöfe und Bischöfe der christlichen Welt beauftragt, lokale Untersuchungen gegen die Templer durchzuführen.

  • Die Verhöre wurden von den jeweiligen Ortsbischöfen und Inquisitoren geleitet.
  • Das Verfahren zog sich über mehrere Jahre hin und umfasste Hunderte von Verhören in verschiedenen Ländern Europas.
  • Die Ergebnisse waren unterschiedlich: Während in Frankreich die Vorwürfe aufrechterhalten wurden, kam es in anderen Ländern zu Freisprüchen.

6. Sechste Verfahrensetappe: Das Konzil von Vienne (6. Oktober 1311 – 6. Mai 1312)

Das Konzil von Vienne, das von Clemens V. bereits 1308 angekündigt worden war, fand vom 6. Oktober 1311 bis 6. Mai 1312 statt.

  • Das Hauptziel war die Entscheidung über das Schicksal des Templerordens.
  • Am 22. März 1312 wurde der Orden durch die päpstliche Bulle „Vox in excelso“ endgültig aufgehoben.
  • Mit der Bulle „Adprovidam“ vom 2. Mai 1312 wurde verfügt, dass die Besitztümer des Templerordens an die Johanniter übertragen werden sollten.
  • Der Orden war damit offiziell und endgültig aufgelöst.

7. Siebte Verfahrensetappe: Das Urteil gegen die Würdenträger (18. März 1314)

Der letzte Akt des Templerdramas fand am 18. März 1314 statt.

  • Die letzten vier hochrangigen Mitglieder des Ordens, darunter Großmeister Jakob von Molay und Geoffroy de Charnay, wurden in Paris verurteilt.
  • Trotz wiederholter Aufforderungen, ihre Schuld einzugestehen, blieben sie bei der Unschuldserklärung des Ordens.
  • Beide wurden am gleichen Tag auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Fazit: Die sieben Verfahrensetappen als systematischer Vernichtungsplan

Der Templerprozess war kein zufälliges Ereignis, sondern ein geplanter und präzise durchgeführter Prozess, der sich über mehrere Jahre erstreckte. Die Kombination aus:

  • Politischem Kalkül von Philipp IV.
  • Zögerlichkeit und Schwäche von Papst Clemens V.
  • Intrigen und Manipulationen durch Wilhelm von Nogaret und Wilhelm Imbert

führte zur Zerschlagung eines der mächtigsten Ritterorden der Geschichte. Das Verfahren bleibt ein erschreckendes Beispiel für den Missbrauch von Macht und die Instrumentalisierung von Religion und Justiz zur Erreichung politischer Ziele.

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