Die Templerkomturei Barletta
Ein bedeutendes Zentrum im Süden Italiens
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Anwesenheit der Templer in Barletta wurde erstmals 1158 urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übertrug Bischof Bonifatius von Canne dem Orden die Kirche Santa Maria de Salinis samt zugehörigem Land und Bevölkerung gegen eine jährliche Zahlung von Weihrauch. Diese Schenkung markierte den Beginn einer engen Verbindung zwischen den Templern und der süditalienischen Hafenstadt.
Die frühe Entwicklung (12. Jahrhundert)
Ende des 12. Jahrhunderts war die Komturei in Barletta bereits fest etabliert. Ein Dokument aus dem Jahr 1197 erwähnt den Donaten Ruggero de Travalia, was auf eine funktionierende Verwaltung und einen gewissen Einfluss des Ordens hindeutet.
Die Niederlassung befand sich außerhalb der Stadtmauern im Borgo San Vitale, nahe der Kirche San Leonardo. Archäologische Funde aus den 1970er Jahren bestätigten diesen Standort. Die vielzitierte Kirche Santa Maria Magdalena (heute San Domenico), die oft den Templern zugeschrieben wird, gehörte nach neueren Erkenntnissen (Cilli, 15f) nicht dem Orden, sondern den Kanonikern des Tempelbergs in Jerusalem.
Blütezeit im 13. Jahrhundert
Im 13. Jahrhundert entwickelte sich Barletta zu einem der bedeutendsten Zentren des Templerordens in Süditalien und Sizilien. Hier residierte der Provinzmeister, und die Komturei verwaltete zahlreiche Güter und abhängige Häuser in Städten wie Bari, Molfetta, Trani, Brindisi, Lecce, Matera und sogar bis ins Landesinnere nach Foggia, Venosa und Melfi.
Die Besitzungen umfassten vor allem Felder, Weinberge und Olivenhaine, die wirtschaftlich genutzt wurden. Lebensmittel und Salz aus den Salinen von Apulien wurden in Barletta gesammelt und für den Weitertransport ins Heilige Land vorbereitet. Die wirtschaftliche Rolle der Stadt und der Templer in diesem Handelsnetzwerk war von großer Bedeutung.
Beziehungen und Konflikte
Handelsnetzwerk und Einfluss der Templer
Barletta, als bedeutender Hafenort, war ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel mit dem Heiligen Land. Die Templer spielten eine entscheidende Rolle in der Lagerung und im Weitertransport von Lebensmitteln und Gütern, die auf ihren Ländereien produziert wurden.
Nach dem Fall von Akkon im Jahr 1291 residierte der Erzbischof von Nazareth dauerhaft in Barletta, was die Stadt noch weiter aufwertete. Der Handel florierte, und die Anjou-Herrscher unterstützten diesen wirtschaftlichen Aufschwung. Karl I. von Anjou gewährte den Templern von Barletta in den Jahren 1269 und 1271 die Befreiung vom Ausfuhrzoll.
Konflikte und Spannungen
Der wirtschaftliche Erfolg der Templer zog auch Kritik und Konflikte nach sich. Andere Autoritäten, darunter Vertreter des Adels und der Kirche, sahen die weitreichenden Privilegien der Templer zunehmend kritisch.
- 1296: Karl II. von Anjou ordnete an, dass die Templer ihre Weiderechte nicht missbrauchen durften.
- 1226: Es kam zu einem langwierigen Konflikt mit den Zisterziensern der Abtei Casanova über Landbesitz bei Lucera, der erst nach einer päpstlichen Intervention zugunsten der Zisterzienser beigelegt wurde.
Der Untergang der Templer in Barletta
Als der Prozess gegen die Templer im Jahr 1307 begann, befand sich der Komtur von Barletta, Giovanni de Nivelle, in Paris, wo er verhaftet und verhört wurde. Weitere Templer aus Barletta wurden 1308 festgenommen und im Kastell der Stadt inhaftiert. Ihre Verhöre fanden 1310 in Brindisi statt.
Nach der Auflösung des Ordens gingen die Besitzungen der Templer in Barletta im Jahr 1312 an die Johanniter über.
Architektonische Überreste
Die Gebäude der Templerkomturei in Barletta existieren heute nicht mehr. Sie wurden im 16. Jahrhundert zerstört. Dennoch ermöglichen archäologische Funde und historische Dokumente wertvolle Einblicke in das einstige Aussehen und die Bedeutung der Anlage.
Archäologische Entdeckungen (1973)
Bei Bauarbeiten im Jahr 1973 wurden Grundmauern und 15 Grabplatten aus dem 12. bis 15. Jahrhundert entdeckt, darunter auch zwei bedeutende Templergrabplatten:
- Gioberto de Nicherio:
- Provinzmeister der Templer in Sizilien
- Grabinschrift weist auf seinen Tod am 13. März 1287 hin.
- Simon de Quincy:
- Provinzmeister der Templer in Sizilien
- Grabinschrift datiert seinen Tod auf den 7. Juni 1307.
Beide Platten zeigen die Verstorbenen in Templerhabit und bieten wertvolle Einblicke in die Bestattungskultur des Ordens.
Fazit: Ein bedeutendes Erbe
Die Templerkomturei in Barletta war ein bedeutendes Zentrum des Ordens in Süditalien. Die Kombination aus wirtschaftlicher Stärke, strategischer Lage und enger Verbindung zum Heiligen Land machte sie zu einem Schlüsselstandort der Templerprovinz.
Obwohl viele physische Spuren der Templer in Barletta verschwunden sind, lebt ihr Erbe durch historische Dokumente, archäologische Funde und die Geschichten, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben, weiter.
Der Einfluss der Templer auf die Region – von Wirtschaft über Politik bis hin zu religiösen Strukturen – zeigt, wie tief sie in das Gefüge des mittelalterlichen Süditaliens eingebettet waren.