Die Templerkomturei Celles
Geschichte, Konflikte und architektonisches Erbe
Die Templerkomturei von Celles in der Auvergne, Frankreich, war eine bedeutende Niederlassung des Templerordens. Gegründet im frühen 13. Jahrhundert, spielte sie eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen und geistlichen Struktur der Region. Neben ihrer strategischen Lage war sie ein Zentrum für Landwirtschaft, Handel und geistliches Leben. Die Geschichte von Celles ist geprägt von Schenkungen, Konflikten und einem bemerkenswerten architektonischen Erbe, das teilweise bis heute erhalten geblieben ist.
Gründung und territoriale Entwicklung
Die Anfänge der Komturei
Die Niederlassung in Celles wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründet. Den Grundstein legte wohl ein Mitglied der Adelsfamilie von Celles. Eine (heute verlorene) Urkunde aus dem Jahr 1213 berichtet, dass Dalmace de Celles seine Güter dem Templerorden überließ und selbst als Donat (Laienbruder, der sein Vermögen dem Orden vermacht) in die Gemeinschaft eintrat.
Wachstum durch Schenkungen und Ankäufe
Die Komturei erweiterte ihren Einflussbereich durch großzügige Schenkungen lokaler Adelsfamilien und gezielte Ankäufe von Land und Gütern:
- Besitz in Sévérac
- Ein Haus in Bonnac
- Das Dorf Fayet
- Einkünfte aus dem Dorf Le Chaulou bei Celles
1295 kaufte der damalige Komtur das Dorf La Champ en Planèze vom Vizegrafen Guillaume de Murat. Diese Besitzungen ermöglichten es den Templern, ein stabiles wirtschaftliches Fundament für ihre Aktivitäten zu schaffen.
Die Kirche von Celles
Die dem Heiligen Illidius (Hl. Allyre) geweihte Kirche bestand bereits vor der Gründung der Komturei. Sie diente nicht nur den Templern als geistliches Zentrum, sondern auch als Pfarrkirche für die örtliche Bevölkerung. Während der Johanniterzeit wurde der Pfarrer vom Komtur ernannt.
Beziehungen und Konflikte
Die Unterstützung durch lokale Adelsfamilien
Lokale Adelsfamilien, darunter die Rochefort, unterstützten die Templerkomturei nicht nur mit großzügigen Schenkungen, sondern stellten auch Mitglieder, die in den Orden eintraten. Dies trug zur engen Verflechtung von Kirche und Adel in der Region bei.
Der Konflikt mit dem Prior von St. Flour
In den 1280er Jahren kam es zu einem ernsten Konflikt zwischen den Templern von Celles und dem Prior von St. Flour (Cluny-Orden). Der Streit drehte sich um den Lehnseid des Fulco de Buisson, dessen Onkel zu dieser Zeit Komtur von Celles war.
- Der Komtur stellte sich gegen den Prior von Cluny.
- Der Konflikt eskalierte zu kriegerischen Handlungen und zur Exkommunikation der Templer.
- Erst das Eingreifen von Beraud VI. de Mercoeur, einem der Co-Herren von Celles, beendete den Konflikt.
- Die Templer wurden zur Zahlung von 300 Livres Schadensersatz verpflichtet.
Intervention des Papstes
In zwei weiteren Streitfällen (1212 und 1290) schaltete sich der Papst zugunsten der Templer ein und stärkte deren Rechtsansprüche auf umstrittene Ländereien und Privilegien.
Die Templer während des Prozesses (1307–1312)
Verfolgung und Auflösung des Ordens
Während des Prozesses gegen die Templer (1307–1312) geriet auch die Komturei von Celles ins Visier der Inquisition. Die Protokolle des Prozesses geben Einblicke in das Leben und die Struktur der Niederlassung.
- Viele Brüder von Celles leisteten ihre Profess in dieser Komturei.
- Einige Familien, wie die Charnerii, stellten über Generationen hinweg Mitglieder für die Templergemeinschaft.
Übergang an die Johanniter
Nach der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 ging die Komturei in den Besitz der Johanniter (Malteserorden) über. Diese übernahmen die Verwaltung und setzten die Nutzung der Ländereien und Gebäude fort.
Architektonische Überreste
Das Schloss der Johanniter (14. Jahrhundert)
Nach einem Brand im Jahr 1360 wurde die Komturei größtenteils neu aufgebaut. Die heutigen Überreste stammen größtenteils aus dieser Zeit:
- Eine kleine Burg mit vier Ecktürmen, die der Verteidigung und Verwaltung diente.
- Wirtschaftsgebäude und Lagerräume, die für die landwirtschaftliche Nutzung erforderlich waren.
Die Kapelle des Hl. Illidius
Die Kapelle ist eines der wenigen weitgehend original erhaltenen Gebäude aus der Templerzeit:
- Sie ist 20 Meter lang und verfügt über einen rechteckigen Chorschluss.
- Zwei schlichte Fenster sorgen für Licht im Chorraum.
- Die Kapelle diente sowohl den Templern als auch der lokalen Bevölkerung als spirituelles Zentrum.
Privatbesitz und Unzugänglichkeit
Seit der Französischen Revolution befindet sich das Ensemble in Privatbesitz. Eine Besichtigung der Gebäude ist daher nicht möglich.
Bedeutung der Komturei von Celles
- Wirtschaftliches Zentrum: Die Templer betrieben Landwirtschaft und Handel und erwirtschafteten bedeutende Einkünfte für den Orden.
- Spirituelles Zentrum: Die Kirche des Hl. Illidius diente als Ort der Andacht und der Gemeinschaft.
- Politischer Einfluss: Die Templer von Celles waren in regionale Machtkämpfe und Konflikte verwickelt.
- Architektonisches Erbe: Die erhaltenen Gebäude der Johanniterzeit und die originale Kapelle sind wertvolle Zeugnisse mittelalterlicher Baukunst.
Das Erbe der Templer in Celles
Obwohl die Templerkomturei von Celles heute nicht öffentlich zugänglich ist, bleibt sie ein bedeutendes Denkmal der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs. Die Kombination aus architektonischen Überresten, überlieferten Konflikten und der engen Verknüpfung mit der lokalen Geschichte macht Celles zu einem wichtigen Forschungsgegenstand für Historiker und Archäologen.
Fazit
Die Templerkomturei von Celles war nicht nur ein Zentrum des Ordens, sondern auch ein Brennpunkt lokaler Machtkämpfe und wirtschaftlicher Aktivitäten. Ihr Erbe lebt bis heute in den historischen Strukturen und der reichen Geschichte dieser Region weiter.