Erinnerung an vergangene Inkarnationen
Der Weg zum höheren Gedächtnis
Die Templertradition lehrt uns nicht nur Disziplin, Mut und Hingabe, sondern auch eine tiefere Verbindung zur geistigen Wirklichkeit des Menschen – jenseits der sichtbaren Welt. Einer der wesentlichsten und zugleich herausforderndsten Gedanken aus dieser spirituellen Linie ist die Erkenntnis, dass wir beginnen, uns an unsere vergangenen Inkarnationen zu erinnern, sobald wir den Mut finden, in dieser Inkarnation wahrhaftig zu leben.
Authentisch leben – die Tür zur Seelenerinnerung
Ein authentisches Leben bedeutet, ein lebendiger Ausdruck der eigenen Seele zu sein. Es verlangt von uns, unsere innere Wahrheit über gesellschaftliche Erwartungen, familiäre Bindungen oder äußere Zwänge zu stellen. Das ist oft nicht leicht. Wer seine Seele spricht, mag auf Unverständnis, Ablehnung oder sogar Verfolgung stoßen – besonders durch jene, die in starren Weltbildern gefangen sind. Doch genau hier beginnt der Pfad der Erinnerung.
Erst wenn wir bereit sind, uns nicht mehr zu verleugnen, sondern in Klarheit, Wahrhaftigkeit und geistiger Aufrichtigkeit zu leben, öffnet sich uns der Zugang zu unserem höheren Gedächtnis – jenem inneren Raum, in dem das Wissen über unsere früheren Leben aufbewahrt ist. Diese Erinnerung ist kein intellektueller Akt, sondern eine Erfahrung, die aus der Tiefe des Herzens erwächst. Sie kommt, wenn die Seele bereit ist – nicht vorher.
Das Geschenk des Vergessens
Doch so sehr viele sich nach dieser Erinnerung sehnen – sie ist nicht ohne Schmerz. Es ist ein zwischenzeitlicher Segen, dass die meisten Menschen ihre früheren Inkarnationen vergessen haben. Denn wer sich erinnert, wird nicht nur mit vergangenen Glanzmomenten konfrontiert, sondern auch mit den Schatten der eigenen Seele: Versagen, Stolz, Egoismus, Schuld. Es braucht Demut, diesen Spiegel auszuhalten – und die Bereitschaft, Gott um Vergebung zu bitten für das, was wir einst dachten, sagten oder taten.
Die Erinnerung konfrontiert uns mit der Verantwortung, unsere spirituelle Entwicklung ehrlich anzuerkennen. Sie ist keine romantische Rückschau auf ein früheres Leben als Priesterin, Ritter oder Heiler – sondern eine zutiefst reinigende und oft ernüchternde Offenbarung, die unseren Charakter herausfordert und uns zur Umkehr ruft.
Der Ursprung des Vergessens
In der Templerphilosophie wird betont, dass das Nichtwahrhabenwollen die eigentliche Wurzel aller Vergesslichkeit ist. Solange wir Angst haben, unser wahres Wesen zu sehen – mit allen Licht- und Schattenanteilen –, bleiben die Tore zur Erinnerung verschlossen. Denn Erinnerung setzt Reife voraus: den Willen zur Selbstreflexion, zur Vergebung und zur Transformation.
Wer sich nicht erinnern kann, sollte sich nicht fragen, wann sich die Erinnerung öffnet – sondern wo er sich selbst noch verleugnet. Denn mit jedem Schritt, den wir aufrichtiger, klarer und liebevoller gehen, wird der Schleier dünner.
Fazit
Der Pfad der Templer ist ein Weg des Erwachens – nicht nur im Sinne äußerer Taten, sondern im Innersten der Seele. Wer bereit ist, ohne Angst ein Ausdruck eines höheren Lebens zu sein, wird sich erinnern. Und mit dieser Erinnerung kommt nicht nur Wissen, sondern auch Verantwortung: die Vergangenheit zu erkennen, sie zu bereinigen und aus ihr zu lernen.
Denn letztlich geht es nicht darum, wer wir waren, sondern wer wir werden können, wenn wir ganz zu dem stehen, was wir im Licht der Wahrheit wirklich sind.