Gedanken am 12. November
Die mittelalterliche Mystikerin Juliana von Norwich hatte
eine Reihe von Visionen, die als shewings – »Zeigungen«
oder »Offenbarungen« – bekannt wurden. Diese Offenbarungen
waren so lebendig und immittelbar, daß Juliana ihnen
weit mehr Glauben schenkte als den Lehren der Theologen.
Die Visionen zeigten ihr, daß unsere Sünden keine
absolute Realität besitzen, daß sie aber notwendige Mittel
zur Selbsterkenntnis sind. Die Reue, die sie verursachen,
bewegt unser Herz dazu, aufrichtiger nach Gott zu suchen.
Juliana versicherte uns, daß Gott unsere Sünden am Ende
»nicht als Schande, sondern als Ehrenzeichen« ansehen
wird. »Die Sünde«, sagt Juliana, »ist notwendig… aber alles
wird gut sein, und jederlei Ding wird gut sein.«
Tägliche Templerarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, dafür, daß Du den Schleier
der Scham hebst, der schon so oft das Licht meines Herzens
verhüllt hat. Möge ich aus meinen Fehlern lernen und mich
um wohlwollende Güte, nichtverletztendes Handeln und
Geistesstärke bemühen. Und vor allem möge der Schmerz
der Reue in eine brennende Sehnsucht nach der Wiedervereinigung
mit Dir, meinem Göttlichen Geliebten, umgewandelt
werden.
Verweile für ein paar Minuten im Frieden des Gebets der Sammlung
und lasse es zu, daß die liebende Energie Gottes alle deine
Wunden heilt.