✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Gotteskriegerin im Mittelalter…

Eine Frau im Ritterorden von Calatrava

Auf dem Friedhof der Festung Zorita de los Canes in Kastilien-La Mancha machten Fachleute eine sensationelle Entdeckung: Sie fanden ein weibliches Skelett mit tödlichen Kampfspuren. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die weniger bekannten Rollen von Frauen im Mittelalter und zeigt, dass Frauen auch in kriegerischen Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle spielten.

Der Fund erinnert an die legendäre Szene aus „Der Herr der Ringe“, in der die Kriegerin Éowyn dem Hexenkönig entgegenruft: „I am no man“ und ihn besiegt. Diese Szene unterstreicht die historische Realität, dass Frauen in vielen Kulturen und Epochen als Kriegerinnen aktiv waren. Beispiele finden sich in der nordischen Mythologie mit den Schildmaiden, der britischen Ikone Boudicca und kürzlich entdeckten Kriegerinnengräbern auf den Scilly-Inseln.

Nun reiht sich ein weiteres Beispiel aus Spanien ein. Auf dem Friedhof der Festung Zorita de los Canes, die von islamischen Mauren erbaut und im 12. Jahrhundert von den christlichen Heeren während der Reconquista erobert wurde, analysierte ein Forschungsteam um Patxi Pérez-Ramallo vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena 25 Skelette. Diese Festung diente dem Orden von Calatrava, dem ersten religiösen Ritterorden in Spanien, der von Zisterziensermönchen gegründet wurde.

Ein bemerkenswerter Fund
Unter den menschlichen Überresten aus dem 12. bis 15. Jahrhundert fanden die Wissenschaftler ein weibliches Skelett, das etwa 40 Jahre alt und 1,50 Meter groß war. Wie im Fachjournal Scientific Reports berichtet, trug das Skelett ähnliche Kampfverletzungen wie die der anderen Bestatteten auf dem Friedhof. Die Verletzungen rührten von Schwerthieben und Stichen an empfindlichen und ungeschützten Körperstellen, insbesondere am oberen Teil des Schädels, den Wangen und dem inneren Teil des Beckens. Diese Verletzungen stimmen mit der Hypothese überein, dass es sich um Krieger handelt.

Kriegerin oder Magd?
Die Anthropologin Carme Rissech schließt aus dem Bau der Knochen, dass die Tote keine Magd war. Ihre Knochen zeigten Verdickungen, die auf regelmäßige Belastung durch Kampfübungen hinweisen, während typische Abnutzungserscheinungen einer Dienerin fehlten. „Ich glaube, dass diese Überreste zu einer Kriegerin gehören“, sagt Rissech. Ob die Kämpferin als biologische Frau bekannt war oder unerkannt als Mann lebte, bleibt unklar. Interessant ist, dass ihre Ernährung auf eine eher niedrige gesellschaftliche Stellung innerhalb des Ordens hindeutet, da sie weniger Proteine zu sich nahm.

Der Alltag der Ordensmitglieder
Die Analyse ergab, dass die Mitglieder des Ordens erstaunlich viel Meeresfisch aßen, obwohl die Festung mehr als 300 Kilometer vom Meer entfernt lag. Das Forschungsteam vermutet, dass die Ordensmitglieder vor allem aus dem niederen Adel und der städtischen Elite stammten. Einige gehörten dem Klerus an, andere waren Laien. Adelige Kriegermönche besaßen eigene Pferde, während temporär dazugehörende Söldner weniger gut ausgestattet waren.

Eine neue Perspektive auf Frauen im Mittelalter
Der Fund einer Kriegerin auf dem Friedhof der Festung Zorita de los Canes zeigt, dass Frauen im spanischen Mittelalter möglicherweise zu den Kämpfern des Ordens gehörten. Diese Entdeckung fügt dem historischen Bild eine interessante Facette hinzu und zeigt, dass bei Gotteskriegern nicht das Geschlecht, sondern die Fähigkeiten und der Mut entscheidend waren. Das Forschungsteam plant, dieser Spur weiter nachzugehen und mehr über die Rolle von Frauen in mittelalterlichen Ritterorden herauszufinden.

Schreibe einen Kommentar