Hadsch 2025: Drohnenüberwachung und neue Regeln
Warum Pilger ohne Registrierung zurückgewiesen wurden
Ein Blick auf Ursprung, Bedeutung und moderne Herausforderungen der muslimischen Pilgerfahrt nach Mekka
Gestern hat in Saudi-Arabien erneut die große Pilgerfahrt der Muslime begonnen – die Hadsch, eine der fünf Säulen des Islams. Millionen gläubiger Muslime aus aller Welt strömen jedes Jahr nach Mekka, um an diesem spirituell bedeutenden Ritual teilzunehmen. Doch nicht jeder, der sich auf den Weg gemacht hat, durfte auch teilnehmen: In diesem Jahr wurden laut saudischen Behörden 270.000 Pilger zurückgewiesen, weil sie keine offizielle Registrierung für die Hadsch hatten.
Das Königreich greift zu drastischen Maßnahmen, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten – unter anderem durch den Einsatz von Drohnen zur Überwachung der Menschenmengen. Ziel ist es, eine Wiederholung tragischer Massenpaniken früherer Jahre zu vermeiden.
Die Hadsch – Ein uraltes Ritual mit weltweiter Bedeutung
Die Hadsch ist weit mehr als eine Reise: Für Muslime ist sie ein religiöser Höhepunkt im Leben – eine Pflicht für jeden, der gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist. Die Wurzeln der Hadsch reichen über 1.400 Jahre zurück, in die Zeit des Propheten Mohammed im 7. Jahrhundert. Doch die Ursprünge sind noch älter und führen tief in die vorislamische Zeit.
Im Koran wird berichtet, dass bereits Abraham (arabisch: Ibrahim) zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba errichtete – das zentrale Heiligtum im Innenhof der Großen Moschee von Mekka. Diese Geschichte verbindet Juden, Christen und Muslime durch gemeinsame biblische Traditionen.
Warum umrunden Muslime die Kaaba?
Ein zentrales Ritual der Hadsch ist die Umrundung der Kaaba, auch Tawaf genannt. Dabei gehen die Pilger siebenmal gegen den Uhrzeigersinn um das würfelförmige, mit schwarzem Tuch bedeckte Gebäude im Zentrum der Heiligen Moschee.
Die Umrundung symbolisiert die Hingabe an Gott (Allah), den Mittelpunkt des Lebens und des Universums. Die Kaaba wird nicht angebetet – sie ist vielmehr der Richtungspunkt (Qibla), zu dem Muslime weltweit beim Gebet ausgerichtet sind.
Der Brauch hat tiefen spirituellen und symbolischen Gehalt: Die kreisförmige Bewegung erinnert an das kosmische Gleichgewicht, an Planetenbahnen und die Harmonie göttlicher Ordnung. Für die Gläubigen ist dieser Moment zutiefst emotional – viele vergießen Tränen der Dankbarkeit und Demut.
Neue Technologien gegen alte Gefahren
Doch die Spiritualität der Hadsch wird seit Jahren von logistischen und sicherheitstechnischen Herausforderungen begleitet. Bei früheren Pilgerfahrten kam es zu verheerenden Massenpaniken, zuletzt 2015, als über 2.000 Menschen ums Leben kamen.
Saudi-Arabien hat daraufhin umfassende Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. In diesem Jahr setzt man verstärkt auf Drohnenüberwachung, Gesichtserkennung, elektronische Armbänder und mobile Apps, um den Pilgerstrom zu steuern. Die Behörden betonen, dass diese Maßnahmen dem Schutz der Pilger dienen und Chaos verhindern sollen.
Wer keine offizielle Genehmigung vorweisen kann – also weder über das Hadsch-Visum noch eine gültige Registrierung verfügt – wird rigoros abgewiesen. Auch Geldstrafen und Abschiebungen kommen zur Anwendung. Dies erklärt, warum dieses Jahr Hunderttausende Menschen an den Zufahrten gestoppt wurden.
Hadsch in der Gegenwart – zwischen Heiligkeit und Hochsicherheit
Die Hadsch bleibt ein Symbol der Einheit im Islam – Millionen Menschen, egal welcher Nationalität, Sprache oder Herkunft, kleiden sich gleich (in weiße Gewänder) und folgen denselben Riten.
Doch der Spagat zwischen Tradition und Moderne wird immer deutlicher: Die spirituelle Reise wird zunehmend zur logistischen Meisterleistung. Während die Technik für Sicherheit sorgen soll, mahnen Kritiker, dass dadurch auch die Würde und Eigenverantwortung der Pilger gefährdet sein könnte.
Fazit
Die Hadsch ist ein Jahrtausende altes Ritual mit ungebrochener spiritueller Kraft – sie verbindet Millionen Muslime mit ihren religiösen Wurzeln. Doch im 21. Jahrhundert steht die Pilgerfahrt auch vor modernen Herausforderungen: Überfüllung, Sicherheit und Kontrolle.
Die Drohnen am Himmel über Mekka mögen das Risiko minimieren – doch sie erinnern auch daran, dass selbst das Heiligste nicht mehr frei ist von den Zwängen der globalisierten, technisierten Welt.
Trotz allem bleibt die Hadsch für jeden Gläubigen ein einmaliges Erlebnis – eine Reise zu Gott und zu sich selbst.