✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Templer Niederlassungen in Deutschland 3

Templerniederlassung in München – Der vergessene Tempelhof vor den Toren der Stadt

Wenn man heute durch die Straßen Münchens schlendert, denkt man nicht sofort an die Templer. Und doch gab es auch hier, vor den mittelalterlichen Stadtmauern, eine kleine, aber bedeutende Niederlassung des Templerordens. Spuren dieser Niederlassung haben sich nur fragmentarisch erhalten – und doch erzählen sie von einer Zeit, in der die Ritter vom Tempel Salomons auch in Bayern ihre Netze aus geistlicher Macht, wirtschaftlicher Organisation und spiritueller Ausstrahlung spannten.

Die Ausbreitung des Templerordens in Bayern

Der Templerorden, gegründet um 1118 im Heiligen Land, dehnte sich im 12. und 13. Jahrhundert über ganz Europa aus. In Bayern waren die Templer nicht flächendeckend präsent, wohl aber punktuell an strategisch oder wirtschaftlich wichtigen Orten. München, zur damaligen Zeit eine wachsende Stadt an einem Handelskreuz, war ein solcher Ort.

Die erste urkundliche Erwähnung einer Templerniederlassung bei München findet sich im 13. Jahrhundert. Dabei ist von einem sogenannten „Tempelhof“ die Rede – einem Wirtschaftshof des Ordens, der vor den Toren der Stadt lag.

Der Tempelhof vor den Toren Münchens

Die genaue Lage des Tempelhofs ist nicht eindeutig rekonstruierbar. Historiker vermuten den Standort im heutigen südwestlichen Stadtgebiet, möglicherweise im Bereich der heutigen Sendlinger Straße oder am alten Isarübergang.

Merkmale des Tempelhofs:

Ein Wirtschaftshof mit landwirtschaftlicher Nutzung

Wahrscheinlich eine kleine Kapelle oder ein Oratorium

Wohngebäude für Templerbrüder und Bedienstete

Nähe zu Handelswegen und Flussübergängen, ideal für Versorgung und Logistik

Der Münchner Tempelhof war keine Komturei im klassischen Sinne, sondern eher eine Zweigstelle oder ein Vorposten, eingebettet in das bayerische Netz von kirchlichen und weltlichen Besitzungen.

Aufgaben und Bedeutung der Münchner Niederlassung

Obwohl kleiner als die Niederlassungen in Tempelhof (Berlin) oder Marburg, erfüllte auch der Münchner Tempelhof wichtige Aufgaben:

Versorgung durch Landwirtschaft (Getreide, Viehzucht, eventuell Wein)

Bereitstellung von Waren und Logistik für Templerstützpunkte in Süddeutschland

Aufnahme von Reisenden und Pilgern, insbesondere auf dem Weg nach Italien oder ins Heilige Land

Vermittlung von Spenden und Stiftungen, besonders durch adelige Förderer im oberbayerischen Raum

Besonders wichtig war die Nähe zur Isar und die wachsende Bedeutung Münchens als Handelsstadt, was dem Orden wirtschaftliche Vorteile bot.

Quellenlage und archäologische Hinweise

Die Quellen zur Templerniederlassung in München sind spärlich, aber vorhanden:

Eine Urkunde des Freisinger Bischofs erwähnt im Jahr 1272 einen „templum extra muros Monacensium“ – einen „Tempel“ außerhalb der Münchner Stadtmauer.

Alte Flurnamen und Grundstücksverzeichnisse deuten auf ehemalige Besitzungen der Templer hin.

In der Nähe des heutigen Sendlinger Tors fanden sich bei Grabungen Fundamente und Mauerreste, die aus der Zeit um 1250 stammen könnten – ein möglicher Hinweis auf den Tempelhof.

Die Stadtchroniken Münchens aus späteren Jahrhunderten erwähnen den Templerorden kaum noch, was zeigt, wie gründlich seine Spuren nach der Auflösung verwischt wurden.

Das Schicksal des Tempelhofs nach 1312

Mit der päpstlichen Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 verloren auch die Brüder in München ihre Rechte und Ländereien. Der Besitz ging – wie üblich – in die Hände des Johanniterordens über, der bereits in Süddeutschland präsent war.

Was genau mit dem Hof geschah, ist nicht dokumentiert. Möglicherweise wurde er:
weiterbetrieben unter Johanniterverwaltung
verkauft oder verpachtet an Münchner Bürger oder Klöster
im Zuge der Stadterweiterung abgetragen oder überbaut

Die Stadtentwicklung Münchens im 14. und 15. Jahrhundert veränderte das Stadtbild rasch, sodass alte Ordensspuren bald nicht mehr sichtbar waren.

Erinnerung und Nachhall

Heute erinnert kein offizielles Denkmal in München an den Tempelhof der Templer. Doch in der Topografie der Altstadt und in alten Stadtplänen finden sich noch Hinweise:
Historische Karten zeigen Grundstücke mit dem Zusatz „Templerhof“.
In alten Kirchenbüchern wird die Templerkapelle als einstige Stiftung erwähnt.
Der Name Sendling, ursprünglich ein Dorf nahe dem Tempelhof, könnte in Bezug zur damaligen Ordensniederlassung stehen.

Historiker und Heimatforscher setzen sich heute verstärkt dafür ein, die vergessene Geschichte der Templer in München zu rekonstruieren.

Fazit: Der Tempelhof als Münchens verborgenes Erbe

Die Templerniederlassung bei München war klein, aber symbolisch bedeutend. Sie zeigt, dass selbst in einem katholisch geprägten und von Klöstern dominierten Raum wie Bayern auch die Templer ihren Platz fanden – eingebettet in das Netz von Handel, Frömmigkeit und mittelalterlicher Machtpolitik.

Ihr Tempelhof vor den Toren Münchens war nicht nur ein landwirtschaftlicher Hof, sondern auch ein geistiges Zeichen – ein Kreuzweg zwischen Himmel und Erde, zwischen den Pilgern des Südens und den Rittern des Heiligen Landes.

Schreibe einen Kommentar