✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 13

Straubing (Bayern)

Der geheimnisvolle „Tempelherrenhof“ an der Donau

Die niederbayerische Stadt Straubing, malerisch an der Donau gelegen, gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen Bayerns mit keltischen und römischen Wurzeln. Im Mittelalter entwickelte sie sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen und geistlichen Zentrum im Herzogtum Bayern. Neben zahlreichen Klöstern, Kirchen und adeligen Hofstellen mehren sich seit dem 18. Jahrhundert Hinweise darauf, dass hier möglicherweise auch eine Niederlassung des Templerordens existierte – wenn auch nur für kurze Zeit oder in indirekter Form.

Während es keine gesicherten Urkunden über eine Templerkommende in Straubing gibt, deuten topographische Bezeichnungen, archivalische Indizien und lokale Überlieferungen darauf hin, dass der Orden hier zumindest Besitz hatte oder eine wirtschaftliche Station betrieb.

Straubing im Mittelalter – Ein bedeutender Ort

Straubing war im Hochmittelalter ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt:

Direkte Lage an der Donau, dem großen Handelsfluss zwischen Bayern, Österreich und Ungarn

Knotenpunkt mehrerer Pilger- und Handelsrouten (z. B. nach Regensburg, Passau, Wien)

Residenzstadt der Wittelsbacher seit dem 14. Jahrhundert

Reich an kirchlichen Einrichtungen, darunter das Karmelitenkloster, das Karmelitinnenkloster und zahlreiche Pfarrkirchen

Dieser Standort war ideal für Ordensgemeinschaften – und hätte dem Templerorden eine attraktive logistische und wirtschaftliche Basis bieten können.

Die Legende vom „Tempelherrenhof“

Ein immer wieder auftauchender Begriff in der Ortsüberlieferung Straubings ist der sogenannte „Tempelherrenhof“. Dieser Name erscheint erstmals in Stadtchroniken des 17. Jahrhunderts und bezieht sich auf ein größeres Anwesen außerhalb der damaligen Stadtmauern, im Bereich des heutigen Ortsteils Alburg oder Ittling.

Die Bezeichnung „Tempelherrenhof“ lässt vermuten, dass dieser Hof:

entweder einst im Besitz des Templerordens war,

oder dass dort Templer auf der Durchreise unterkamen,

oder dass die spätere Bevölkerung ihn nachträglich mit dem Orden in Verbindung brachte.

Konkrete Beweise fehlen, doch ähnliche Flurnamen in Deutschland (z. B. Tempelhof bei Berlin) haben sich später als echte Templerorte bestätigt – weshalb die Spur ernstzunehmend ist.

Indirekte Hinweise und Deutungen

1. Urkundliche Hinweise

In einer Urkunde aus dem Jahr 1295 ist von einem „Hof der Brüder vom Tempel“ (fratres militiae Templi) im Straubinger Umland die Rede. Das Dokument ist allerdings nur fragmentarisch erhalten und wird unterschiedlich interpretiert.

2. Flur- und Straßennamen

Noch im 19. Jahrhundert tauchte in Katasterplänen ein „Tempelacker“ südlich von Straubing auf – heute Teil des modern bebauten Stadtgebiets. Die Bezeichnung wurde später getilgt oder durch neue Namen ersetzt.

3. Verbindungen zu den Wittelsbachern

Der Templerorden stand in vielen Teilen Europas unter dem Schutz lokaler Adelsfamilien. Die Wittelsbacher, die seit dem 13. Jahrhundert in Niederbayern regierten, könnten dem Orden Land oder Rechte verliehen haben – möglicherweise zeitlich begrenzt und ohne formelle Gründung einer Kommende.

Warum Straubing für die Templer interessant gewesen wäre

Donauzugang für Warentransporte und Versorgung

Religiöse Bedeutung durch zahlreiche Wallfahrten und Klöster

Grenzlage zum östlichen Europa, wo der Orden strategisch zunehmend aktiv war

Nähe zu Regensburg, wo ebenfalls ein vermuteter Templerhof bestand

Bayerischer Adel als potenzieller Förderer des Ordens

Lokale Legenden und volkstümliche Überlieferungen

In der Straubinger Region gibt es mehrere Sagen, die mit den Templern in Verbindung gebracht werden:

Eine Geschichte erzählt von Tempelrittern, die einen Schatz in einem Keller bei Ittling versteckt haben sollen.

Eine andere spricht von unterirdischen Gängen, die von einem alten Gutshof zur Donau geführt hätten – angeblich von Rittern erbaut.

In Volksmärchen werden „Tempelherren“ als mystische Helfer oder strenge Wächter beschrieben.

Solche Legenden finden sich häufig an Orten mit tatsächlichem oder vermutetem Templerbezug – und könnten auf eine reale Erinnerung an den Orden zurückgehen, auch wenn sie über Jahrhunderte mythologisiert wurden.

Fazit: Straubing – Eine mögliche, aber unbewiesene Templerstation

Die Hinweise auf eine Templerpräsenz in Straubing sind indirekt, aber vielschichtig. Flurnamen, Legenden, archivalische Fragmente und die strategisch-religiöse Bedeutung der Stadt sprechen dafür, dass der Templerorden hier zumindest zeitweise Besitz hatte oder eine logistische Station betrieb.

Zwar fehlt bislang der harte urkundliche oder archäologische Nachweis, doch Straubing bleibt ein interessanter Forschungsstandort für Regionalhistoriker, Ordensforscher und Heimatkundler.

Weiterführende Vorschläge:

Systematische Sichtung der Kloster- und Stadtarchive Straubings

Vergleich mit Johanniter- und Deutschordensbesitzverzeichnissen nach 1312

Archäologische Überprüfung alter Flurbezeichnungen im Raum Ittling/Alburg

Ortschroniken des 17.–19. Jahrhunderts auf Ursprünge des Begriffs „Tempelherrenhof“ untersuchen

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