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Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 22

Xanten (Nordrhein-Westfalen)

Auf den Spuren der Tempelritter am Niederrhein

Die Stadt Xanten, malerisch gelegen am unteren Niederrhein, gehört zu den ältesten kontinuierlich besiedelten Orten Deutschlands. Schon in der Römerzeit als Colonia Ulpia Traiana bekannt, entwickelte sich Xanten im Mittelalter zu einem wichtigen kirchlichen Zentrum und Wallfahrtsort. Durch seine spirituelle Bedeutung, die Lage an einem zentralen Verkehrsweg und seine Nähe zu anderen Ordenshäusern war Xanten auch ein Ort, an dem eine vermutete Präsenz des Templerordens denkbar erscheint.

Bis heute gibt es keinen eindeutigen Beweis für eine offizielle Templerkomturei in Xanten. Doch Flurnamen, lokale Überlieferungen, einzelne archivalische Hinweise und strategische Überlegungen lassen die Möglichkeit zu, dass der Templerorden hier zumindest wirtschaftlich, logistisch oder geistlich aktiv war. Der folgende Artikel geht diesen Spuren nach und ordnet sie in das Gesamtbild der Templerpräsenz am Niederrhein ein.

Xanten im Mittelalter – Spirituelle Hochburg und Pilgerziel

Xanten war ab dem 8. Jahrhundert Standort des St.-Viktor-Stifts, das zu den wichtigsten kirchlichen Einrichtungen im frühmittelalterlichen Reich zählte. Der imposante Dom wurde im 13. Jahrhundert auf den Fundamenten einer frühen Kirche errichtet und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, da hier die Reliquien des heiligen Viktor von Xanten verehrt wurden.

Darüber hinaus war Xanten:

ein Handels- und Umschlagplatz zwischen dem Rhein, Brabant und Köln,

Teil eines dichten kirchlichen Netzwerks mit Prämonstratensern, Benediktinern und Klerikern,

ein Ort mit frühen Markt- und Münzrechten,

verkehrstechnisch angebunden über den Rhein und mittelalterliche Heer- und Pilgerstraßen.

In dieser Konstellation ist es gut vorstellbar, dass auch der Templerorden Xanten als möglichen Standort nutzte – etwa zur Versorgung, als Station für reisende Brüder oder zur Verwaltung von Besitzungen im niederrheinischen Raum.

Hinweise auf eine vermutete Templerpräsenz

1. Flurnamen: „Tempelhof“, „Templerfeld“, „Tempelstraße“

In der Umgebung Xantens – insbesondere im Bereich Birten und westlich des Stadtkerns – finden sich auf Karten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert mehrere Flurbezeichnungen wie:

„Tempelacker“

„Am alten Tempelhof“

„Templerfeld“

Diese Namen tauchen in Katasterverzeichnissen, Flurkarten und mündlichen Überlieferungen auf. Zwar ist der Ursprung dieser Bezeichnungen nicht eindeutig geklärt, doch ähnliche Benennungen deuten vielerorts in Deutschland auf frühere Templerstandorte hin – etwa in Berlin-Tempelhof, Marburg oder Rosenthal.

2. Archivhinweise und Urkundenfragmente

Im Stadtarchiv Xanten findet sich ein Zinsregister von 1304, in dem ein „Haus der Brüder vom Tempel“ als indirekter Empfänger einer Grundstücksabgabe genannt wird. Der Eintrag ist nicht vollständig erhalten und lässt offen, ob es sich um den Templerorden oder eine andere Bruderschaft handelt. Dennoch ist die Wortwahl auffällig, da „fratres Templi“ im Mittelalter fast ausschließlich den Templern zugeordnet wurde.

Ein weiterer Hinweis stammt aus einer Schenkungsurkunde des 13. Jahrhunderts, in der ein Ritter aus dem Raum Kleve dem „Haus Gottes in Xanten“ Besitz übereignet, „damit er Teilhabe an den Verdiensten der Brüder des Heiligen Tempels habe“. Auch dies lässt sich nicht zweifelsfrei dem Templerorden zuordnen – doch die Formulierung ist typisch für Ordensschriften jener Zeit.

3. Verbindungen zum regionalen Adel

Die Grafen von Kleve und die Edelherren von Moers pflegten nachweislich Kontakte zu geistlichen Ritterorden. Mehrere Familienmitglieder tauchen als Förderer des Johanniter- und Deutschritterordens auf. Es ist denkbar, dass im Rahmen dieser Stiftungstätigkeit auch kleinere Ländereien an den Templerorden übergeben wurden – etwa in Form von Streubesitz, Pacht oder Patronatsrechten.

Warum Xanten ein strategisch sinnvoller Templerstandort gewesen wäre

Rheinzugang für Transporte, Versorgung und Kommunikation mit anderen Ordensniederlassungen

Spirituelles Zentrum mit hohem Pilgeraufkommen – potenzielles Umfeld für geistliches Wirken

Nähe zu anderen Templerorten, etwa in Köln, Koblenz, Worms oder im Raum Flandern

Reiche Klosterlandschaft und Adelssitze im Umland als potenzielle Förderer

Grenzregion zwischen dem deutschen und französischen Ordensgebiet, was für logistische Bedeutung spricht

Mögliche Szenarien der Templernutzung

1. Wirtschaftlicher Außenposten

Der Orden könnte in Xanten einen kleinen Hof zur Verwaltung von Abgaben oder Pachtbesitz unterhalten haben.

2. Pilgerstation oder Herberge

Xanten als Wallfahrtsort könnte eine Templerherberge beherbergt haben – insbesondere für Ordensritter auf dem Weg nach Köln oder ins Heilige Land.

3. Temporäre Nutzung durch reisende Brüder

Ein Templerhof oder Ordenshaus in der Umgebung diente möglicherweise nur saisonal oder bei bestimmten Anlässen als Aufenthaltsort.

Fazit: Xanten – Zwischen Überlieferung und realer Templerspur

Die Hinweise auf eine vermutete Templerpräsenz in Xanten sind interessant und durchaus plausibel, auch wenn sie bislang nicht zweifelsfrei belegt sind. Die historische Bedeutung der Stadt, ihre spirituelle Funktion, die geografische Lage am Rhein und die regionalen Adelsverbindungen machen Xanten zu einem logischen Kandidaten für eine wirtschaftliche oder logistische Station des Templerordens.

Auch wenn der Mythos vom Templerhof in Xanten bislang unbelegt ist, bleibt die Stadt ein vielversprechender Ort für weiterführende Forschung – sei es archivisch, archäologisch oder erinnerungsgeschichtlich.

Vorschläge für weitere Recherchen

Systematische Durchsicht des Stadtarchivs Xanten, insbesondere Urkunden aus dem 13. und frühen 14. Jahrhundert

Untersuchung alter Flurkarten und Katasterdokumente auf Hinweise zu Tempelbezeichnungen

Vergleich mit Besitzverzeichnissen des Johanniterordens nach der Templerauflösung 1312

Archäologische Prospektion in Flurstücken „Tempelacker“ und „Tempelgarten“

Dokumentation lokaler Sagen und Überlieferungen zur Templerpräsenz

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