✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Vom Geist der Tempelritter

Als Ritter des Tempels tragen wir eine Bürde, die schwerer ist als das Kettenhemd, und zugleich ein Licht, das heller strahlt als jedes Banner. Der heilige Bernhard von Clairvaux, unser geistiger Vater, erkannte diesen Geist und legte ihn in klare, harte Worte. Keine Verklärung, keine Beschönigung – und doch ein Bild, das die Herzen bewegte.

Die neue Ritterschaft

„Eine neue Ritterschaft ist im Land der Inkarnation erschienen“, schrieb Bernhard. Neu deshalb, weil wir nicht allein das Schwert gegen äußere Feinde erheben, sondern einen doppelten Kampf führen:

  • Gegen die Widersacher des Fleisches in uns selbst: Stolz, Zorn, Habgier, Trägheit.

  • Gegen den Geist des Bösen, der in der Welt wirkt und die Seelen der Menschen verführt.

Dass wir in der Lage sind, den inneren Feinden zu widerstehen, schien Bernhard selbstverständlich. Doch dass wir zugleich gegen die Mächte der Finsternis in der Welt antreten – das nannte er „wunderbar und für die Religion lobenswert“.

Das einfache Leben

Bernhard beschrieb uns mit strenger Nüchternheit:

  • Wir gehen und kommen auf ein Zeichen unseres Kommandeurs.

  • Wir tragen nur, was uns gegeben wird, und verlangen nicht mehr.

  • Wir leben ohne Frauen und Kinder, ohne Besitz, ohne eigenen Willen.

Unsere Gestalt war schmutzig vom Staub der Wege, die Haare geschoren, der Bart ungekämmt, die Kleidung schlicht und abgetragen. Kein Schmuck, kein Luxus, keine Eitelkeit.

Und doch: in dieser Armut lag unsere Stärke. Denn wo nichts ist, was verführt, da kann sich das Herz auf Gott richten.

Die Ehre der Besten

Ein Satz Bernhards wiegt besonders schwer: „Niemand steht unter einem anderen. Sie ehren den Besten, nicht den Berühmtesten.“

Dies war der Geist des Tempels: Nicht Herkunft, nicht Ruhm, nicht Adel gaben Rang. Nur Tugend, Tapferkeit und Treue entschieden über Ehre. Ein Bruder, der auf dem Feld standhaft blieb, war mehr wert als ein Ritter mit großem Namen.

Über die Rekrutierungen

Bernhard war kein Träumer. Er wusste, dass in unseren Reihen auch Menschen standen, die zuvor Räuber, Mörder oder Meineidige waren. Er nannte es ohne Illusion: Für das Land war es eine Erleichterung, solche Männer in den Orden gehen zu lassen, und im Orient konnten sie gute Dienste leisten.

Zynische Worte – und doch eine Wahrheit. Denn der Tempelorden war nicht nur eine Schule der Ritterschaft, sondern auch eine Schule der Besserung. Manch einer, der in der Welt ein Sünder war, fand bei uns einen neuen Weg und verwandelte seine wilde Kraft in Dienst und Gehorsam.

Der Erfolg des Ordens

Trotz – oder vielleicht gerade wegen – dieser Nüchternheit wuchs unser Ruhm. Nicht weil wir glänzten in Prunk und Schönheit, sondern weil wir wirklich lebten, was wir gelobt hatten.

Gott hatte Bernhard die Gabe der Rede verliehen, und seine Worte überzeugten viele Fürsten und Könige, uns Brüder zu unterstützen. Doch unser wahrer Erfolg lag nicht in Überredung, sondern in der Kraft der Schlichtheit: in Disziplin, Mut und unerschütterlicher Hingabe.

Schlussgedanke eines Templers

Der Geist der Tempelritter ist kein Geist von Gold und Ruhm, sondern von Staub, Schweiß und Blut. Es ist der Geist der Einfachheit, der inneren Strenge und des doppelten Kampfes – gegen uns selbst und gegen die Mächte der Finsternis.

Wir waren keine Engel, oft nicht einmal Heilige, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Doch wir trugen ein Gelübde, das uns höher hob: Christus allein zu dienen, im Kampf wie im Gebet, im Leben wie im Sterben.

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