✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Waren Religionen tatsächlich immer hilfreich für die Gläubigen…

…oder wurden sie oft auch instrumentalisiert, um Angst, Kontrolle und Macht durchzusetzen?

Die Antwort ist komplex – denn Religion ist ein zutiefst ambivalentes Phänomen: Sie kann heilen und trösten, aber auch verunsichern und zerstören, je nachdem, wie sie gelebt, gelehrt oder missbraucht wird.

Die positive Kraft der Religion

Zunächst muss man festhalten: Viele Gläubige haben aus ihrer Religion Trost, Orientierung, Sinn und Hoffnung geschöpft – besonders in Zeiten von Leid, Krankheit, Tod oder existenziellen Krisen.
Religionen bieten Rituale, Gebete, ethische Werte und eine spirituelle Dimension des Lebens. In vielen Gesellschaften waren religiöse Einrichtungen auch Träger von Bildung, Krankenpflege, Armenhilfe und Gemeinschaftsleben.

Beispiele:

  • Der buddhistische Weg der Achtsamkeit und Mitgefühls.

  • Die jüdische Überlieferung ethischer Verantwortung („Tikkun Olam“ – die Welt heilen).

  • Der christliche Gedanke der Nächstenliebe und Vergebung.

  • Der islamische Impuls zu Disziplin, Barmherzigkeit und spiritueller Reinigung.

Die dunkle Seite – Angst, Kontrolle und Gewalt

Doch hatten viele Religionen auch eine dunkle Seite, besonders dann, wenn sie mit Macht und politischem Einfluss verbunden waren:

  • Angst vor der Hölle wurde oft benutzt, um Gehorsam zu erzwingen. Die Vorstellung, dass nur durch bestimmte Institutionen (z. B. die Kirche) Sündenvergebung erlangt werden könne, wurde teilweise als Druckmittel missbraucht.

  • Das Bilderverbot wurde ignoriert, nicht selten, um über visuelle Mittel Emotionen zu wecken und das Volk besser zu „erziehen“ – obwohl in der Bibel (z. B. 2. Mose 20,4) klar vor Götzenbildern gewarnt wird.

  • Andere Religionen wurden oft als Irrlehren diffamiert. Missionierung ging nicht selten mit Zwang, Gewalt oder Vertreibung einher.

  • Die Kreuzzüge, Inquisition, Zwangstaufen oder Hexenverfolgungen sind historische Beispiele für eine Religion, die mit Schwert statt mit Geist wirkte.

Glaube und Institution – zwei Paar Schuhe

Ein entscheidender Punkt ist: Es gibt einen Unterschied zwischen persönlichem Glauben und religiöser Institution.

  • Der Glaube eines Einzelnen kann tief, ehrlich und hilfreich sein – unabhängig davon, welcher Religion er angehört.

  • Die Institution Religion (Kirchen, Organisationen, Führungsstrukturen) neigt dagegen dazu, Macht zu sammeln, Normen durchzusetzen und abweichendes Denken zu bekämpfen – wie jede andere Organisation auch.

Heute: Eine neue Chance?

In unserer Zeit öffnen sich viele Menschen wieder für eine spirituelle Wahrheit jenseits dogmatischer Enge. Religiöse Traditionen werden neu interpretiert, interreligiöser Dialog wächst, und es gibt eine Rückbesinnung auf den inneren Kern der Religionen:
Mitgefühl, Wahrheitssuche, Demut, Ehrfurcht vor dem Leben.

Fazit

Religion kann hilfreich sein – wenn sie dem Menschen dient und ihn nicht unterdrückt.
Sie wird dann gefährlich, wenn sie instrumentalisiert wird, um Macht zu sichern, Angst zu schüren oder Andersdenkende zu unterdrücken.
Die Geschichte der Religionen ist daher eine Geschichte von Licht und Schatten – und jede Generation steht vor der Entscheidung, welchen Weg sie wählt:
Macht oder Mitgefühl, Dogma oder Dialog, Kontrolle oder inneres Erwachen.

Schreibe einen Kommentar