Was ein Nobelpreisträger zu Gott und den Religionen sagt
Wenn ein Nobelpreisträger wie Anton Zeilinger, Pionier der Quantenphysik, über Gott und Religion spricht, so geschieht dies nicht leichtfertig. Seine Worte sind durchdrungen von einem tiefen Staunen über das Mysterium des Seins, das sich in der modernen Wissenschaft ebenso zeigt wie in den spirituellen Traditionen der Menschheit.
Zeilinger kritisiert den „naiven Gottesbegriff“, der Gott als eine Art Lückenfüller für das Unerklärbare hinstellt. Seit Jahrhunderten haben Religionen – nicht nur das Christentum – den Fehler gemacht, Gott zu einer „Ursache“ im menschlichen Ursache-Wirkungs-Denken zu erklären. Wann immer man keine Antwort hatte, setzte man „Gott“ an diese Stelle. Doch mit dem Fortschritt der Wissenschaft verschieben sich diese Grenzen. Was heute unerklärlich erscheint, wird morgen vielleicht durch Forschung und Erkenntnis aufgedeckt. Ein solches Gottesbild ist, wie Zeilinger sagt, „zum Scheitern verurteilt“, denn es reduziert das Göttliche auf ein Werkzeug des Unwissens.
Doch hier liegt der entscheidende Punkt: Gott ist kein Objekt der Analyse.
Zeilinger betont, dass die Beziehung zu Gott genauso wenig mit reinem Denken zu tun hat wie die Beziehung zu einem geliebten Menschen. Liebe lässt sich nicht messen, nicht beweisen, nicht auf Gleichungen reduzieren – und dennoch ist sie realer als vieles, was uns das Auge zeigt.
Für uns Templer ist dies von tiefer Bedeutung. Schon unsere Vorfahren wussten: Der wahre Weg zum Göttlichen führt nicht über abstrakte Argumente, sondern über die innere Erfahrung, über die Hingabe, die Stille, die Mystik. Gott offenbart sich im Erleben, nicht in der Spekulation.
Viele Menschen haben, wie Zeilinger sagt, „Spuren des göttlichen Lebens gefunden“. Diese Spuren sind zart, persönlich und oft unaussprechlich. Sie können in einem Gebet liegen, in der Stille eines Klosters, in der Schönheit eines Sonnenaufgangs oder im stillen Gefühl einer tiefen Liebe. Sie sind nicht Beweise im rationalen Sinn, sondern Berührungen, die die Seele verwandeln.
Die Templer wussten um diese Wahrheit: Der Glaube darf nicht zu einer dogmatischen Erklärungssucht verfallen, sondern muss den Menschen zu einer inneren Haltung führen, die ihn öffnet für das Geheimnis.
Zeilingers Botschaft erinnert uns: Gott ist kein Konstrukt, sondern eine lebendige Wirklichkeit, die im Innersten berührt werden will.
Und so bleibt es Aufgabe der wahren Sucher, Gott nicht in den Grenzen des Verstandes einzusperren, sondern sich dem Göttlichen mit dem Herzen zu nähern – wie ein Liebender dem Geliebten.
