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Wie soll es je Frieden geben?

Ein Aufruf zur spirituellen Reife und menschlichen Vernunft

Ein Blick auf die religiöse Spaltung
Wir leben in einer Welt, die sich nach Frieden sehnt – und doch scheinen wir diesem Ideal oft ferner denn je zu sein. Wie kann es Frieden geben, wenn sich zentrale Weltreligionen gegenseitig ausschließen oder in der Überzeugung verharren, allein die Wahrheit zu besitzen?

Wenn die Juden sich als das von Gott auserwählte Volk verstehen, wenn Muslime alle Andersgläubigen als Ungläubige ansehen und wenn Christen glauben, nur sie beteten den „wahren“ dreieinigen Gott an – wie soll in einem solchen Klima ein friedliches Miteinander entstehen?

Diese exklusiven Wahrheitsansprüche bergen nicht nur Spaltung, sondern auch das gefährliche Potenzial zur Rechtfertigung von Gewalt – insbesondere dann, wenn die heiligen Schriften wörtlich und ohne historischen, kulturellen oder spirituellen Kontext gelesen werden. So ist es nur ein kleiner Schritt von der Ausgrenzung zum „heiligen Krieg“, wie ihn fanatische Gruppen in allen Religionen zu legitimieren versuchen.

Die Gefahr der wortwörtlichen Auslegung
Die großen religiösen Texte entstanden in Zeiten, in denen Konflikte, Stammesdenken und Überlebenskämpfe an der Tagesordnung waren. Viele Passagen sind Ausdruck ihrer Zeit – mit Symbolik, Metaphern und sprachlichen Bildern, die man nicht unkritisch auf die Gegenwart übertragen darf. Wer die Texte instrumentalisiert, um Macht, Intoleranz oder Gewalt zu rechtfertigen, verrät den eigentlichen Geist der Religionen: Mitgefühl, Demut und Liebe.

Zwei Wege zum Frieden

1. Der Glaube muss zur Privatsache werden
Glauben ist etwas Intimes. Er gehört zur inneren Welt des Menschen – nicht auf die Bühne politischer oder gesellschaftlicher Machtspiele. Sobald Religion als Werkzeug zur Abgrenzung oder Dominanz verwendet wird, verliert sie ihren Sinn. Wenn jeder Mensch den Glauben als persönliche Angelegenheit lebt – mit Respekt gegenüber Andersdenkenden – entsteht Raum für Frieden.

2. Die Gemeinsamkeiten der Religionen erkennen und betonen
Alle großen Religionen sprechen – trotz ihrer Unterschiede – von einem höheren Prinzip: von einem Gott, von der Sehnsucht nach dem Guten, von Mitgefühl, Liebe und Gerechtigkeit. Diese Gemeinsamkeiten sollten wir ins Zentrum stellen, nicht die Unterschiede. Wer im Anderen nicht den Feind, sondern den Bruder im Geiste erkennt, ebnet den Weg zu echtem Dialog und Verständnis.

Frieden ist möglich – aber nur durch Bewusstseinswandel
Wahrer Friede kann nicht von oben verordnet werden. Er beginnt im Herzen des Einzelnen. Es ist ein innerer Wandel, der uns erkennen lässt, dass jede Seele – gleich welcher Religion – ein Ausdruck des göttlichen Ursprungs ist. Wenn wir uns von religiöser Arroganz befreien und stattdessen auf das schauen, was uns verbindet, dann wird aus Konfrontation Koexistenz – und aus Spaltung Gemeinschaft.

Vielleicht beginnt Frieden nicht in den Schriften, sondern in einem einfachen Satz:
„Ich respektiere deinen Weg – und ich gehe meinen in Liebe.“

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