✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Wieso haben wir Gott in vielen Bildern dargestellt?

Brüder und Schwestern,
oft hören wir die Frage: Warum haben wir Christen Gott und die Heiligen in so vielen Bildern dargestellt, wo doch im Gebot des Herrn klar geschrieben steht: „Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen.“ Die Juden und die Muslime halten dieses Gebot streng und haben ihre Synagogen und Moscheen frei von solchen Darstellungen bewahrt. Doch in unseren Kirchen glänzen Fresken, Altäre und Glasfenster mit Bildern von Christus, Maria und den Engeln.

Das Bilderverbot und sein Sinn

Das Gebot, kein Bildnis zu machen, war im Ursprung eine Warnung: Der Mensch soll nicht Gott auf ein irdisches Maß reduzieren. Er soll sich nicht ein Götzenbild schaffen, das er anbetet, als sei es der Höchste selbst. Denn Gott ist Geist, unaussprechlich und nicht in Stein oder Holz zu fassen.

Bilder als „Bücher für die Augen“

Doch warum entstanden dann Bilder in unseren Kirchen? Viele sagen: Sie seien nur für die Analphabeten gewesen, als „Bücher für die Augen“, damit auch jene, die nicht lesen konnten, das Evangelium verstehen. Gewiss, das ist ein Teil der Wahrheit – die Bilder erzählten von Christi Geburt, Kreuzigung und Auferstehung, von den Taten der Apostel und Heiligen, sodass jeder Gläubige das Heilsgeschehen vor Augen hatte.

Mehr als Unterricht – Bilder als Tore

Doch, Brüder, wir Templer wissen: Die Bilder sind nicht bloß Lehrtafeln. Sie sind Tore für die Seele.

  • Wenn ein Mönch in der Kapelle auf ein Fresko blickt, wird sein Herz zu innerer Betrachtung erhoben.

  • Wenn ein Ritter vor einem Kreuz kniet, sieht er nicht das Holz, sondern den Gekreuzigten selbst.

  • Wenn ein Glasfenster im Morgenlicht erstrahlt, erkennt die Seele in Farbe und Licht ein Gleichnis für das göttliche Mysterium.

Die Bilder sind also keine Abbilder Gottes, sondern Hinweise auf das Unsichtbare.

Juden, Muslime und Christen

Unsere jüdischen Brüder halten das Gebot streng, und auch die Muslime kennen kein Bild in ihren Moscheen. Stattdessen preisen sie Gott durch das geschriebene Wort und die Schönheit der Muster und Ornamente. Das ist ehrwürdig und hat seine eigene Kraft.

Wir Christen aber glauben, dass Gott selbst ein Bild von sich gegeben hat: Christus, das menschgewordene Wort. Wenn Gott sich in Fleisch und Blut offenbarte, so dürfen wir sein Antlitz darstellen – nicht um den Stein oder die Farbe zu verehren, sondern um durch sie zum lebendigen Gott zu gelangen.

Schlusswort

Darum: Wir machen uns kein Bildnis von Gott selbst, doch wir schaffen Bilder, die uns an seine Menschwerdung, seine Heiligen und seine Werke erinnern. Ein Bild ist kein Götze, solange es nicht angebetet wird, sondern als Fenster dient, durch das der Blick zum Himmel geht.

So bleibt das Gebot gültig – und zugleich erfüllt in Christus, der uns das wahre Bild Gottes schenkte.

Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.

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