⚔️ Gedanken am 12. Mai
David Steindl-Rast – Dankbarkeit als Herz des Gebets
Ein Mönch zwischen Ost und West
David Steindl-Rast, ein österreichischer Benediktinermönch, gehört zu einer neuen Gattung von kontemplativen Christen, die die Weisheit der eigenen Tradition mit einem innigen Verständnis für Achtsamkeit und die spirituellen Einsichten des Ostens verbinden. Seine Lehre ist schlicht, tief und von einer sanften Weisheit durchdrungen, die Menschen aller Glaubensrichtungen berührt.
Im Mittelpunkt seines Wirkens steht ein zentrales Thema: Dankbarkeit. Für Steindl-Rast ist sie „das Herz des Gebets“, das lebendige Band, das uns mit dem Göttlichen, mit dem Leben und miteinander verbindet.
Gebet als achtsame Aufmerksamkeit
Steindl-Rast spricht vom Gebet nicht als starre Form oder Pflicht, sondern als Haltung, als gelebte Achtsamkeit. Er sagt:
„Wenn wir Gebet als achtsame Aufmerksamkeit verstehen, können wir darüber reden, ohne in einen religiösen Jargon zu verfallen. Nennen wir es Sammlung oder Leben aus vollem Herzen, dann ist es leichter, das Gebet als eine Haltung zu erkennen, die all unsere Handlungen charakterisieren sollte.“
Für ihn ist jedes bewusste Leben, jede Tat, die aus dem Herzen kommt, ein Gebet. Je wacher und lebendiger wir werden, desto mehr wird alles, was wir tun – unsere Worte, unsere Arbeit, unser Schweigen – zu einem Gebet des Lebens.
Dankbarkeit – Der Weg zur Fülle
Dankbarkeit ist für Steindl-Rast nicht einfach ein Gefühl, das sich einstellt, wenn alles gut läuft. Sie ist eine geistige Übung, eine innere Ausrichtung, die uns in jedem Augenblick offen hält für die Fülle des Lebens – auch in schwierigen Zeiten.
Wenn wir achtsam sind, erkennen wir, dass es immer etwas gibt, für das wir danken können: das Licht des Morgens, ein freundlicher Blick, das Wunder des Atems. Aus dieser Dankbarkeit wächst eine tiefe Freude, die das Herz öffnet und uns verbunden fühlen lässt – mit Gott, mit uns selbst und mit der ganzen Schöpfung.
Tempelarbeit – Der Tag als Dankgebet
Gedankt sei Dir, Göttliche Geliebte,
für diesen Frühlingsmorgen
und die Neuerschaffung der Welt in einer neuen Morgenröte.
Heute rufe ich Uriel und die Engel der Klarsicht an,
dass sie mir helfen mögen, mein Leben in Achtsamkeit und Dankbarkeit zu leben.
Lasse meine Haltung gegenüber allem, was ich sehe und erlebe,
ein Dankgebet sein, das alles, was Du erschaffen hast, verherrlicht.
Übung – Gebet der Sammlung und Dankbarkeit
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Verweile für einige Minuten im Gebet der Sammlung.
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Lass dich im Fluss der Liebe Gottes dahintreiben, getragen und gehalten.
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Spüre, wie du still wirst, wie sich dein Herz weitet und du dich mit dem Göttlichen eins fühlst.
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Bleibe in dieser Stille und richte dann deine Aufmerksamkeit auf die Dinge, für die du dankbar bist.
Vielleicht ist es ein kleiner Moment, ein leises Lächeln, das Zwitschern eines Vogels –
lass diese Bilder vor deinem inneren Auge erscheinen und fühle, wie deine Dankbarkeit lebendig wird.
Fazit – Alles kann zum Gebet werden
David Steindl-Rast erinnert uns daran, dass Dankbarkeit nicht nur im Gebet ihren Ausdruck findet, sondern dass das Leben selbst zum Gebet wird, wenn wir es achtsam und mit offenem Herzen leben.
Mögest du in deinem Alltag Momente finden, in denen du innehältst,
bewusst atmest und sagst: Danke.
Und möge diese einfache Geste dein ganzes Leben in ein Lied der Dankbarkeit verwandeln –
in ein stilles, kraftvolles Gebet des Herzens.