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⚔️ Gedanken am 14. August

Die letzte Tat war Vergebung – Die heilende Kraft des Herzens im Angesicht des Unverzeihlichen

Ein stiller Heiliger in der Hölle von Dachau

In der Gedenkstätte Dachau, wo das unaussprechliche Leid der Opfer des Nationalsozialismus dokumentiert ist, findet sich eine schlichte, doch tief bewegende Erinnerungstafel: Sie ist dem niederländischen Priester Titus Brandsma gewidmet.

Brandsma, ein Karmelit, Hochschulprofessor und engagierter Journalist, hatte sich mutig gegen die nationalsozialistische Ideologie und besonders gegen deren antisemitische Propaganda gewandt. Als er sich weigerte, mit der von den Nazis kontrollierten Presse zusammenzuarbeiten, wurde er verhaftet, verschleppt, misshandelt und schließlich ins Konzentrationslager Dachau gebracht.

Dort wurde er Opfer grausamer medizinischer Experimente, die ihm unsägliche Qualen zufügten. Das letzte Experiment endete mit einer tödlichen Phenolspritze, verabreicht von einer jungen Krankenschwester – doch in jenem letzten Moment geschah etwas Erhabenes: Titus Brandsma segnete sie und vergab ihr.

Diese Geste – ein Segen aus tiefstem Herzen, mitten im Grauen – ist ein Zeugnis höchster spiritueller Reife und innerer Freiheit.

Vergebung als Königsweg zur Befreiung

Vergebung ist kein oberflächlicher Akt. Es ist kein Wegsehen, kein Schönreden von Unrecht, keine Entschuldigung für das Böse. Wahre Vergebung ist eine Entscheidung des Herzens, die in der Tiefe gereift ist – oft über Jahre hinweg.

Sie bedeutet:

  • Ich weigere mich, mein Herz vom Hass zerfressen zu lassen.

  • Ich befreie mich selbst aus dem Gefängnis der Verbitterung.

  • Ich entscheide mich für Menschlichkeit, auch wenn ich unmenschlich behandelt wurde.

Die Fähigkeit, denen zu vergeben, die uns verletzt, gedemütigt oder sogar getötet haben, ist das Ergebnis langer spiritueller Übung.
Sie führt zu einer vollkommenen inneren Freiheit, die keine äußere Macht zerstören kann.

Tempelarbeit: Der stille Weg zur Vergebung

Finde einen ruhigen Ort, setze dich aufrecht und bringe dich mit einigen langsamen, tiefen Atemzügen zur Ruhe. Spüre, wie du mit jedem Ausatmen etwas Anspannung loslässt. Werde still.

Dann frage dich:

Gibt es in meinem Leben Menschen, denen ich noch vergeben sollte?
Gibt es Verletzungen, die ich noch nicht loslassen kann – vielleicht, weil der Schmerz zu groß ist?

Erkenne an, wo du stehst – ohne Urteil, ohne Druck.
Vergebung ist ein Weg, kein Befehl. Und wie Titus Brandsma zeigt: Sie ist das Ergebnis eines Lebens im Licht – nicht der Anfang.

Bitte dann in stillen Worten um Hilfe:

„Großer Geist, schenke mir die Kraft, ehrlich auf meinen Schmerz zu blicken. Hilf mir, durch Mitgefühl und Mut den Weg der Vergebung zu gehen – nicht für andere, sondern für meine eigene Heilung.“

Metta-Meditation: Segne deine Feinde

Im Anschluss kannst du eine Metta-Meditation durchführen – die Praxis der liebenden Güte. Beginne mit dir selbst:

„Möge ich in Frieden sein. Möge ich gesund sein. Möge ich frei sein von Groll.“

Erweitere dann den Kreis auf Menschen, die dir nahestehen. Schließlich, wenn du bereit bist, richte deine Segenswünsche auf jene, mit denen du im Konflikt stehst oder die dich tief verletzt haben:

„Mögest du in Frieden sein. Mögest du frei sein von Verblendung. Mögest du heil werden.“

Es mag zunächst schwerfallen – aber schon die Absicht, es zu wollen, ist ein erster Schritt zur Befreiung.

Fazit: Vergebung ist der höchste Ausdruck innerer Freiheit

Titus Brandsma wurde 2022 heiliggesprochen – nicht wegen theologischer Brillanz, sondern wegen der Klarheit seines Herzens. Seine letzte Tat, ein Segen für seine Mörderin, war ein Leuchten in tiefster Finsternis – ein Akt, der zeigt:

Auch inmitten des Grauens bleibt die Würde der Seele unangetastet.

Wenn wir diesen Weg in kleinen Schritten gehen – ehrlich, achtsam, mitfühlend –, tragen wir dazu bei, die Welt zu heilen. Nicht durch Zorn, sondern durch Güte. Nicht durch Rache, sondern durch Vergebung.

Und wir kommen dem nahe, was wahre Spiritualität bedeutet:
Ein Herz, das liebt – selbst dann, wenn es gebrochen wurde.

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