⚔️ Gedanken am 26. November
Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, wird mir
klar, daß die Menschen, von denen ich am meisten gelernt
habe, ehemals meine Feinde waren. Sie waren es, die mich
mit ethischen Problemen konfrontierten und mich zwangen,
mich ernsthaft mit meinen Begriffen von »gut« und »böse«
auseinanderzusetzen. Oftmals waren diese sogenannten
Feinde lediglich die Projektionen meiner eigenen Selbstgerechtigkeit,
Paranoia oder Angst. Andere wiederum fügten
mir realen, »meßbaren« Schaden zu. In einigen wenigen
Fällen fiel es mir leicht, ihnen zu verzeihen, in anderen war
die Vergebung ein Prozeß, der sich über mehrere Jahre hinzog.
Die Fälle, in denen es am längsten dauerte und mir am
schwersten fiel zu verzeihen, haben sich als diejenigen erwiesen,
die die wertvollsten Lehren für mich bereithielten.
Tägliche Templerarbeit:
Heute werden wir anfangen, Tonglen für unsere Feinde zu praktizieren
(und natürlich auch für uns selbst, da Vergeben letztlich vor
allem den Vergebenden befreit). Außer du verspürst den aufrichtigen
Wunsch, ein ganz bestimmtes heftiges Gefühl des Grolls loszulassen,
ist es besser, du beginnst mit einem »kleineren Feind«.
Fange wie immer damit an, daß du dir einen heiligen Augenblick
ins Gedächtnis zurückrufst, eine Situation, da dein Herz offen
war und du dich mit dem ganzen Universum verbunden fühltest.
Jetzt denke an deinen Feind. Stell dir den Schmerz und die
Unwissenheit vor, die ihn dazu verleiteten, dir so zu schaden und
dich so sehr zu verletzen. Siehe diese Ursachen negativen Verhaltens
als eine dichte Wolke schwarzen Rauchs, die das wahre Licht
seines Herzens verfinstert. Atme den Rauch in das Licht deines
Herzens ein und lasse dafür dein Licht hervorstrahlen, so lange, bis
dein Herzlicht und das deines Feindes einander berühren.