⚔️ Gedanken am 5. Dezember
Die Reinigung des Herzens und das Streben nach Erleuchtung
Am 5. Dezember, einem Tag des Nachdenkens und der inneren Sammlung, lohnt es sich, über das Wesen des Seins und die Rolle des Menschen als eine Art „Fenster“ oder „Lichtung“ nachzudenken, durch die sich das Sein entfalten kann. Der Philosoph Martin Heidegger beschreibt den Menschen als eine Öffnung, durch die das Sein offenbar wird – ein tiefgehender Gedanke, der uns darauf hinweist, dass wir, durch unsere bewusste Präsenz, das Licht des Seins in die Welt tragen können.
Eine ähnliche Vorstellung findet sich in Stephen Mitchells Werk The Gospel According to Jesus. Mitchell vergleicht das Herz des Menschen mit einem Fenster, durch das das Licht Gottes hindurchstrahlen kann. Dieses Fenster, so Mitchell, wird jedoch oft durch Begierden, Abneigungen, Vorurteile und festgefahrene Überzeugungen getrübt. Alle Erscheinungen des Ego oder der Selbstsucht sind wie Schmutz auf der Fensterscheibe. Je dicker diese Schmutzschicht, desto weniger strahlt das Licht hindurch. Ein reines Herz hingegen lässt das göttliche Licht ungehindert scheinen und ermöglicht so eine tiefe spirituelle Verbundenheit und Klarheit.
Die Bedeutung der „Reinigung des Herzens“ in der spirituellen Praxis
Für viele spirituell Suchende und Praktizierende – seien es Christen, Buddhisten oder andere Glaubensrichtungen – besteht die tägliche Arbeit darin, das eigene Herz, diese innere Fensterscheibe, zu reinigen. Es geht darum, negative Emotionen und Ego-Anhaftungen loszulassen, die den Zugang zum wahren Selbst blockieren. Die Templer haben dies in ihren täglichen Gebeten und Meditationen als „Reinigung des Herzens“ betrachtet – eine Praxis, die darauf abzielt, sich von allem zu lösen, was das innere Licht verdeckt.
Diese Arbeit ist jedoch keine einmalige Übung, sondern ein ständiger Prozess. Anhaftungen, Ängste und Vorurteile sind tief verwurzelte Schichten, die oft wiederkehren, selbst wenn sie überwunden zu sein scheinen. Die tägliche Praxis, sei es durch Gebet, Meditation oder kontemplative Selbstreflexion, hilft, immer wieder zur inneren Reinheit zurückzufinden. Besonders in der Adventszeit, einer Zeit der Vorbereitung und des Lichts, kann diese Praxis uns auf das Wesentliche zurückführen und unsere Herzen für das göttliche Licht öffnen.
Das Gebet der Reinigung und die Bedeutung der Stille
In der Templertradition, und auch in vielen anderen spirituellen Wegen, ist das Gebet der Sammlung oder die Shamatha-Vipassana-Meditation ein wichtiger Bestandteil, um das innere Licht zu finden. Die Shamatha-Vipassana-Meditation, eine Technik aus der buddhistischen Praxis, fördert den friedvollen und achtsamen Zustand des Geistes, in dem innere Ruhe und Klarheit entstehen. Das Gebet der Sammlung ähnelt dieser Praxis und besteht darin, sich für einige Minuten in der Stille und im Frieden der eigenen Seele zu sammeln, um so Zugang zu tieferem spirituellem Wissen und Einsicht zu gewinnen.
In der Stille hören wir die Stimme des Göttlichen klarer. Alle Ablenkungen und Störgeräusche des Alltags treten in den Hintergrund, und wir erkennen die Reinheit des Moments. Dieser Frieden in der Stille ist ein Geschenk – ein Moment, in dem wir die Freiheit erfahren können, uns von den Bindungen des Egos zu lösen und das göttliche Licht in uns strahlen zu lassen.
Die Gnade des inneren Lichts und der Weg zur Erleuchtung
Mit jedem Schritt, den wir in Richtung innerer Reinheit und göttlicher Klarheit gehen, wird das Licht in uns stärker. Die Gnade des inneren Lichts ist ein Geschenk, das in dem Maße wächst, wie wir bereit sind, uns von Ängsten, Lieblosigkeit und Unwissenheit zu befreien. Die Adventszeit ist eine Zeit der Hoffnung und des Wartens auf das Licht. Dieses Licht jedoch ist nicht nur ein äußeres Symbol, sondern ein inneres – es ist das Göttliche, das in uns selbst zu finden ist, wenn wir uns dem Weg der Reinigung hingeben.
Heilige Schriften und Geschichten von Erleuchteten können uns auf diesem Weg inspirieren. Sie erinnern uns daran, dass es möglich ist, frei zu werden und das Licht in seinem vollen Glanz zu sehen. Indem wir die Lehren jener verstehen und in unser Leben integrieren, die den Weg bereits gegangen sind, finden wir Orientierung und Mut, selbst in schwierigen Zeiten im Licht des Seins zu verweilen.
Fazit: Der Weg des gereinigten Herzens
Am 5. Dezember könnten wir uns daran erinnern, dass die Reinigung unseres Herzens eine lebenslange Aufgabe ist. Sie erfordert Mut, Hingabe und die Bereitschaft, immer wieder loszulassen und zur inneren Stille zurückzukehren. Diese tägliche Templerarbeit führt nicht nur zu einem tieferen Verständnis des eigenen Selbst, sondern hilft auch, das Göttliche in allem zu erkennen und in Liebe und Mitgefühl zu handeln.
Möge die Früchte dieser Bemühungen nicht nur uns selbst zugutekommen, sondern allen Wesen, mit denen wir verbunden sind. Indem wir das Licht des Seins in unser Leben einladen, tragen wir zu einer erleuchteten, friedlichen und mitfühlenden Welt bei.
Tägliche Templerarbeit:
Großer Geist, das ganze Jahr über habe ich daran gearbeitet,
die »Fensterscheibe meines Herzens zu putzen«, alle Anhaftungen
und Abneigungen, die Dein Licht verfinstern, loszulassen.
Mögen alle Rückstände von Angst, Lieblosigkeit und
Unwissenheit in dieser Zeit des Gewahrwerdens des inneren
Lichts von Deiner Gnade hinweggewaschen werden, und
möge ich von den großen Geschichten jener, die bereits
erwacht sind, inspiriert werden. Mögen die Früchte meiner
Gebete und Übungen der Erleuchtung aller Wesen zugute
kommen.
Verweile für ein paar Minuten in der Stille und im Frieden des
Gebets der Sammlung oder der Shamatha-Vipassana-Meditation.