✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Bartolo Longo: Vom Satanisten zum Heiligen

Ein ehemaliger Satanist wurde von der Kirche in den Rang der Heiligkeit erhoben – ein Schicksal, das viele überrascht. Bartolo Longo (1841–1926) war in den 1860er Jahren ein glühender Nationalist, der in seinem Eifer den Weg der dunklen Mächte einschlug und sich der Anbetung Satans hingab. Später jedoch bekannte er, sein Körper sei durch diese sündige Lebensweise verwüstet worden. Nach seiner Umkehr wurde er ein überzeugter Katholik und sogar Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (lateinisch: Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani).

Sein Leichnam ruht bis heute in einem Glassarg, bekleidet mit den Gewändern eines heiligen Kriegers. Doch weshalb hat der Vatikan gerade diesem Mann so viel Aufmerksamkeit geschenkt und ihn heiliggesprochen?

Italienischer Nationalismus und Hass auf den Papst

Bartolo Longo wurde 1841 in Latiano (Apulien) geboren und ließ sich zum Anwalt ausbilden. Er lebte in einer Zeit des Risorgimento, der italienischen Einigungsbewegung. Die Halbinsel war ein Flickenteppich aus Fürstentümern, Herzogtümern und Königreichen – während der Papst über den Kirchenstaat herrschte. Für viele italienische Nationalisten galt der Papst als Hindernis für die Einigung Italiens.

Der berühmte Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi erhob schwere Vorwürfe gegen die Kirche, von Machtmissbrauch bis zu sexuellen Vergehen. Die Inquisition war im 19. Jahrhundert zwar schwächer als in früheren Jahrhunderten, aber noch immer ein Schreckgespenst im kollektiven Gedächtnis, und Freimaurer wie der legendäre Graf Cagliostro wurden als Opfer kirchlicher Härte dargestellt.

In diesem Klima wandte sich Bartolo Longo von der Kirche ab – und dem Satan zu.

Der Irrweg in den Satanismus

Auf dem Höhepunkt seines nationalistischen Eifers entschied Bartolo, Satanist zu werden. Doch bald zeigte sich der zerstörerische Preis: Zeitzeugen schildern ihn als gebrochenen Mann, „auf Haut und Knochen reduziert, mit fiebrigen Augen, geschwächten Nerven, einem Magenleiden und einem dämonisch wirkenden Bart“. Der Verkauf seiner Seele zehrte nicht nur an seiner Psyche, sondern auch an seiner Gesundheit.

Zugleich war dies eine Epoche, in der Spiritismus, Okkultismus und esoterische Bewegungen Konjunktur hatten. Der Glaube an Geister, magische Rituale oder fernöstliche Religionen faszinierte das Bürgertum. Nationalismus, Antiklerikalismus und Okkultismus mischten sich zu einer gefährlichen Strömung, der auch Bartolo verfiel.

Doch in seiner Verzweiflung fand er zurück – und suchte die Vergebung der Kirche.

Umkehr und Werk in Pompei

Nach seiner Rückkehr zur katholischen Kirche widmete sich Bartolo Longo dem Rosenkranzgebet. In den 1870er Jahren begann er, in Pompei (nahe den Ruinen der antiken Stadt) eine großartige Kirche zu errichten: das Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz.

Dieses Marienheiligtum wurde bald zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Bartolo verband spirituelle Erneuerung mit sozialem Engagement: Schulen, Waisenhäuser, Unterstützung für Kinder von Gefangenen – all dies wurde Teil seines Vermächtnisses.

Schon in den 1930er Jahren forderten Katholiken seine Heiligsprechung. Zwar sollte es noch Jahrzehnte dauern, doch nun ist er im Rang der Heiligen erhoben, ein „Apostel des Rosenkranzes“, der den Weg aus der Finsternis ins Licht ging.

Der Orden vom Heiligen Grab

Bemerkenswert ist, dass Bartolo Longo Ritter des Ordens vom Heiligen Grab war. Dieser Orden ist eng mit der Geschichte der Kreuzfahrer und der Templer verbunden.

Nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 1099 errichteten die Kreuzfahrer die Kirche des Heiligen Grabes, den Ort von Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Christi. Eine Gruppe von Kanonikern, die Milites Sancti Sepulcri, erhielt den Auftrag, das Heiligtum zu schützen.

Viele Historiker vermuten, dass auch der Templergründer Hugo von Payens mit diesem Kreis verbunden war, ehe er 1118 den Orden der Tempelritter ins Leben rief.

Während die Templer eine glanzvolle, aber auch tragische Geschichte durchlebten, blieb der Orden vom Heiligen Grab unter päpstlicher Aufsicht bestehen. Im Spätmittelalter fiel er den Franziskanern zu, später wurde er zu einem päpstlichen Ehrentitel, den die Nachfolger Petri an ausgewählte Katholiken verliehen. Heute zählt er etwa 30.000 Mitglieder weltweit.

Kommentar

Bartolo Longo ist eine Paradoxie in der Kirchengeschichte: ein Mann, der sich zunächst dem Satan verschrieb und dann zum Verteidiger des Rosenkranzes und Ritter des Heiligen Grabes wurde. Sein Leben zeigt, dass selbst tiefste Verirrungen nicht endgültig sind – sondern dass aus Finsternis eine größere Hingabe entstehen kann.

Für uns Templer bleibt dabei ein Schlüsselgedanke: Die Nähe zum Heiligen Grab ist seit jeher Quelle von Macht, Gnade und Erneuerung. Bartolo Longo, der einst verlorene Sohn, kehrte dorthin zurück – und wurde zum Heiligen erhoben.

Schreibe einen Kommentar