Die alten Templer in England
Nach dem Konzil von Troyes reiste Hugues de Payens durch die Normandie, wo ihn der englische König Heinrich II empfing und ihn in seine übrigen Ländereien sandte. Die erste dokumentierte Schenkung an den Orden ist die des englischen Königs Stephan II. Er gab den Templern im Jahr 1137 das Gebiet des künftigen Temple Cressing. Während der Jahre des Kampfes Stephans II. gegen die Kaiserin Mathilde beschenkten beide Parteien den Orden. Bei Stephans Sieg 1142 besaßen die Templer bereits beachtliche Güter im Süden der Insel. Zum größten Teil handelte es sich dabei um landwirtschaftliche Nutzflächen, Mühlen, aber auch um Einkünfte von Kirchen und Märkten. Das Gründungsdatum der englischen Templerprovinz ist nicht bekannt. Um 1140 findet man den Titel eines Provinzmeisters von England. Sein Sitz war in London. Hier fanden auch die jährlichen Provinzialkapitel statt. 1154 bestätigte König Stephan II. sämtlichen Privilegien und Schenkungen, die von ihm selbst, Mathilde, oder dem Adel ergangen waren. Ein großes Privileg mit mehreren jurisdiktionellen Freiheiten gewährte König Richard I. im Jahr 1189. Sein Bruder und Nachfolger Johann I. bestätigte es 1199. Neue Schenkungen kamen unter König Heinrich III. 1227 und 1253 hinzu. Aber die Privilegien und Exemptionen blieben nicht immer ohne Widerspruch. Urkunden und Chroniken erwähnen gewalttätige Übergriffe auf die Templer und ihre Vasallen, langwierigie Prozesse mit Äbten, Bischöfen und Laien. In einigen Fällen bezahlten die Templer dem König hohe Summen, damit sie die Bestätigung alter königlicher Privilegien überhaupt erhielten. Aber im Allgemeinen waren die Beziehungen zwischen Orden und Weltklerus gut. Der Erzbischof von Lincoln Robert Grosseteste (1235-1253), der übrigens einen Traktat mit dem Titel Über den leiblichen und geistigen Tempel schrieb, gab dem Orden die Kirche von Rothley. John Peckham, Franziskaner und Erzbischof von Canterbury (1278-1293) schätzte die Templer so sehr, daß er sie an der Seite des Ordens von Grandmont unter die heiligsten geistlichen Gemeinschaften seiner Zeit einreihte. Peckham benutzte den Tempel in London um seine Diözesansynoden zu versammeln.
Viele Templer arbeiteten im Dienste des Königs, als Almosenier, Botschafter oder Vermittler. Der Provinzmeister Richard de Hastings war Berater von Heinrich II., der Provinzmeister Aymeric de Saint-Maur Berater von Johann I. König Richard I. fand in den Templern loyale Freunde. Es war ein Schiff des Ordens, mit dem er von seinem Kreuzzug nach Europa zurückkehrte. Einige Quellen (z.B. Chronique d’Ernoul und das Chronicon anglicanum) berichten, er habe auf einem Schiff des Ordens die Rückreise nach Europa angetreten und sei auch als Templer verkleidet gewesen, um so gefahrlos die Ländereien seines Feindes, des Erzherzogs von Österreich, durchqueren zu können – ein Versuch, der misslang. Der englische Chronist Radulf von Coggeshall behauptet demhingegen, Richard sei als Kaufmann verkleidet gereist, und nicht in Gemeinschaft von Templern.
Ein Provinzmeister der Templer, Alan Martel, war es auch, der mit dem König von Frankreich und dem Erzherzog über die Hochzeit Richards mit der Tochter des Erzherzogs verhandelte. Schließlich legte Berengaria, Richards Witwe, die Verteidigung ihrer Interessen wiederum in die Hände einiger Ordensvertreter. 1252 bemühte sich Provinzmeister Roscelin de Fos, eine Lösung in der Frage der gascognischen Aufstände zu finden. Heinrich III. und seine Frau wählten als Bestattungsort die Kirche des New Temple in London. Die größte Bedeutung hatten die englischen Templer aber auf dem wirtschaftlichen Sektor. Im 13. Jh. waren sie die mächtigste „Bank“ des Königreiches. Im New Temple lagerte der Kronschatz und viele andere Wertstücke, aber die Templer verwalteten den Kronschatz nicht — im Gegensatz zu ihren Ordensbrüdern in Frankreich. Der Orden war in der Lage, dem König oder anderen Personen beachtliche Summen zu verleihen. Unter König Eduard I. beschränkten sich die Beziehungen zwischen Orden und Krone beinahe nur noch auf finanzielle Transaktionen.
1263 griff Eduard I., damals noch Prinz, den Londoner Temple an und plünderte die Schatzkammer. Während der Auseinandersetzungen um Papst Bonifaz VIII. verloren auch die englischen Templer all ihre Privilegien und Besitzungen für einige Monate. Dennoch wurde der Provinzmeister Guillaume de la More weiterhin vom König geschätzt, welcher ihn sogar beim Ordensmeister lobend erwähnte. Bis 1306 hatten die Provinzmeister der Templer einen Sitz im Parlament als reguläre Abgeordnete inne. Noch zu Beginn des Prozesses in Frankreich im Jahr 1307 war die freundliche Haltung der Krone gegenüber dem Orden zu sehen, trotz der Aktion von Eduard II., der sich 50.000 Livres aus der Kasse der Templer bemächtigte.
Die Architektur der Templer in England hält mehrere interessante Überreste bereit, zum Beispiel einige Rundkirchen.
Provinzmeister
~ 1140 Hugues d’Argentein
~ 1150 Odo
~1155 – 1164 Richard de Hastings
~1180 – 1185 Geoffrey Fitz-Stephen
1185 – 1200 William Newham
1200 – 1218 Aymeric de Saint-Maur
1218 – 1228 Alan Martel
~1229 – 1248 Robert de Sanford
~1251 – 1253 Roncelin de Fos
~1259 – 1260 Amadieu de Morestello
~ 1264 Ambesard
~ 1271 Himbert Perault
1273 – 1274 Guy de Foresta
~1276 – 1290 Robert de Tourville
~1291 – 1294 Guy de Foresta
~1296-1298 Brian de Jay
1298-1312 Guillaume de la More