Templer - Blog

⚔️ Die Templer in Amerika

Einige Historiker sind zu der Meinung gelangt, der Templerschatz sei vor der Verhaftungswelle von den Templern in Sicherheit gebracht worden. Es gibt in der Tat Hinweise darauf, dass eine Gruppe von Rittern um den Schatzmeister des Ordens systematisch ihre Flucht vorbereitete. Deshalb sollte es nicht überraschen, das sämtliches Barvermögen und die mit Sicherheit recht umfangreichen Ordensarchive spurlos verschwunden sind. Einem durchaus glaubhaften, aber von keiner weiteren historischen Quelle bestätigten Augenzeugenbericht des verhafteten Templers Jean de Chalons zufolge soll bereits Anfang Oktober 1307 zumindest der Schatz des „Temple“ von Paris aus der Hauptstadt auf einem Konvoi schwerer Lastwagen herausgeschmuggelt worden sein. Jean de Chalons sagte dazu vor den Inquisitoren aus:

„Ich habe am Abend vor der Razzia, am Donnerstag, den 12. Oktober 1307, selbst drei mit Stroh beladene wagen gesehen, die kurz nach Einbruch der Nacht den Tempel von Paris verließen, und Gèrard de Villiers und Hugo de Chalons, die dazu 50 Pferde führten. Auf den Wagen waren Truhen verborgen, die den gesamten Schatz des Generalvisitatos Hugo de Pairaud enthielten. Sie nahmen Richtung auf die Küste, wo sie an Bord von 18 Schiffen des Ordens ins Ausland gebracht werden sollten.”

Diese Wagen transportierten den Schatz und wohl auch die Ordensarchive nach La Rochelle an der Atlantikküste. Die Stadt war eine Gründung der Templer und ihr bedeutendster Hafen an der Westküste Frankreichs. Hier wurden dann die Wertgegenstände und Dokumente an Bord von 18 Galeeren gebracht, die zur sagenumwobenen Westflotte des Ordens gehörten. Die Schiffe verließen mit unbekanntem Kurs den Hafen von La Rochelle und sind seither verschollen. Mit ihnen verschwanden etwa 1.300 Templer – Ritter und einfache Bedienstete des Ordens – im Dunkel der Geschichte. Den Häschern des Königs muss diese kleine Flotte jedenfalls entkommen sein, denn es fehlen jegliche Berichte darüber, dass sie aufgebracht worden wäre. Folgt man dem Historiker Mahieu, so könnten die 18 Galeeren den Atlantik in Richtung Mexiko überquert haben. Demzufolge hätten die flüchtigen Templer in Mittelamerika eine neue Heimat gefunden und dort vielleicht sogar den Traum eines eigenen Ordensstaates verwirklichen können. Aber gibt es denn wirklich Hinweise darauf, dass Angehörige des Ordens den Atlantik überquerten und Amerika erreichten?

Am Beginn des 17. Jahrhunderts verfasste der zum Christentum übergetretene aztekische Chronist Francisco de San Anton Munon Chimpalpahin Chuauhtlehuanitzin die Geschichte eines mexikanischen Volkes, der Nonohualca Teolixca Tlacochcalca. Nach den Angaben von Francisco de San Anton kamen die Angehörigen dieses Stammes aus einem Land namens Tlapallan Nonohualco. Von Interesse ist vor allem die Übersetzung dieses Namens. Tlappallan lässt sich mit „Land im Osten“ (S. Rendon, 1965), „Land der Morgenröte“ oder „Land des Orients“ (W. Krickeberg, 1965), „Land jenseits des Meeres“ (B. da Sahagun, 1829) oder „Osten inmitten des Wassers“ (E. Beauvais, 1902) übersetzen. Francisco de San Anton schreibt dazu:

„Als die Nonohualca Tlacochcalca das Land Tlapallan verließen, überquerten sie das große Meer, den großen Ozean.“

Selbst die drei wichtigsten Anführer der Einwanderer werden von Francisco de San Anton beschrieben. Einer von ihnen wurde tetzauhquiacuili genannt, der „Ehrwürdige Mönch“. Dann gab es noch xochpoyo, den „Prediger“ und caccole, „den mit den schlechten Schuhen“. Diese Bezeichnungen weisen auf mönchisch lebende oder einem Mönchsorden angehörenden Personen hin.

Nach Francisco de San Anton sollen diese „Soldaten vom Tempel“ in zwei Einwanderungswellen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach Mexiko gekommen sein. Da die Chronik des christianisierten Azteken erst reichlich vierhundert Jahre später entstand, bleibt fraglich, ob die darin genannten exakten Zeitangaben (1272 und 1294) wirklich zutreffen. Es existieren keine anderen schriftlichen Quellen mehr aus dieser Zeit, da die meisten Unterlagen während der E Eroberung Mexikos von den Conquistadoren vernichtet, wurden, die glaubten, damit ein gottgefälliges Werk zu tun. Die Wissenschaft verfügt heute nur noch über drei originale Maya-Handschriften.

Trotz der spärlichen Quellenlage kann davon ausgegangen werden, dass die von Francisco de San Anton beschriebenen „Templer“ den amerikanischen Kontinent in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erreichten.

Über ihre Ankunft in Amerika weiß der aztekische Chronist folgendes zu berichten:

„Sie erreichten festes Land an einem Punkt, wo sich die Mündung eines sehr großen Flusses befand, dem sie an seinen Ufern bis dahin folgten, wo der Fluß seine erste Biegung tat. Dann verließen sie das Ufer des Flusses und marschierten in östlicher Richtung weiter…“

Wer von La Rochelle aus in See geht, wird durch den Einfluss des Kanarenstroms und des Nordäquatorialstromes sowie der günstigen ganzjährigen Passatwinde relativ sicher und schnell den Atlantik überqueren und die karibische Inselwelt erreichen können. Thor Heyerdahl bewies mit seinem Schilfboot RA II, dass eine solche Reise auch mit einfachen Hilfsmitteln innerhalb von zwei Monaten zu bewerkstelligen ist. Die Templer verfügten über robuste und äußerst seetüchtige Galeeren, so dass ihre Überfahrt wesentlich kürzer gewesen sein dürfte.

Bei dem „großen Fluss“, vom dem bei Francisco de San Anton die Rede ist, könnte es sich um den Mississippi handeln, wenn man davon ausgeht, dass die Templerflotte, geleitet durch Wind und Meeresströmungen, schließlich den Golf von Mexiko erreichte. An einem Nebenfluss des Mississippi, dem Arkansas, existiert noch heute ein Ort, dessen Bezeichnung an den Heimathafen der Westflotte des Templerordens erinnert. Dieser Ort heißt Little Rock. La Rochelle und Little Rock haben die gleiche Bedeutung als Bezeichnung einer landschaftlichen Gegebenheit. Beide Begriffe lauten ins Deutsche übersetzt „kleiner Felsen“. Vom Unterlauf des Mississippi aus erkundeten die Templer offenbar die Gebiete der heutigen Südstaaten der USA. Doch schließlich kehrten sie zu ihrem ursprünglichen Landplatz an der Mündung des Flusses zurück, und lichteten erneut die Anker. Die Templer erreichten mit südöstlichem Kurs daraufhin die Insel Acihuatlmichintlaco. Wahrscheinlich statteten sie dem heutigen Kuba einen Besuch ab. Danach segelten die Schiffe der „Leute vom Tempel“ wieder in westliche Richtung und erreichten schließlich das Land der Tolteken. In Tullan, der Hauptstadt des gastfreundlichen Volkes, verbrachten die Einwanderer drei Jahre. Danach stießen sie auf ihren Erkundungen bis zum Chalco See vor, unterwarfen die ansässige Bevölkerung und errichteten schließlich ein eigenes kleines Reich. Über das von den Templern errichtete Herrschaftsgebiet schrieb Francisco de San Anton:

„Obwohl sich seine Ausdehnung nicht entfernt mit derjenigen der mexikanischen Förderation vergleichen konnte, der es später angeschlossen wurde, stellte es doch einen recht eindrucksvollen Verband in einer Breite von 100 bis 150 Meilen dar.“

Bei dem erwähnten Chalco-See könnte es sich um ein Gewässer in der Nähe der Maya-Metropole Tikal handeln. Damit ließe sich das ehemalige Reich der Templer im Gebiet des heutigen Guatemala lokalisieren. Damit hatten die Templer in Mittelamerika etwas verwirklicht, das ihnen in Europa versagt geblieben war. Sie gründeten hier einen eigenen, unabhängigen Ordensstaat. Nun findet die Aussage Jean de Chalons, dass die Schätze der Templer auf Schiffen ins Ausland gebracht worden seien, in den geschilderten Tatsachen ihre Bestätigung. Es gab in Europa kein Land – auch nicht das den Templern wohlgesonnene Portugal – welches hinreichend Schutz für die wertvollen Besitztümer des Ordens geboten hätte.

Es erhebt sich in diesem Zusammenhang die berechtigte Frage, warum wir nicht mehr über diese Zeit der Templer in Mittelamerika wissen, oder warum bislang noch keine archäologischen Funde gemacht wurden, welche eine Anwesenheit des Ordens bezeugen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Herrschaft der Templer schon nach wenigen Jahrzehnten zu Ende gegangen sein muss. Als Mönche hatten sie auch gelobt, ehelos zu leben. Selbst wenn dieses Gelübde nur für die unmittelbaren Angehörigen des Ordens und nicht auch auf die Sergeanten und den zivilen Troß galt, so waren sie doch insgesamt mit Sicherheit zu wenige, um zu einer dauerhaften Umorientierung der Gesellschaft und zu auch noch nach Jahrhunderten spürbaren Veränderungen hätten beitragen können. Auch die Wikinger Leif Eriksons, deren Kolonie in Nordamerika ja etwa 400 Jahre lang bestand, waren nicht in der Lage, die einheimische Kultur nachhaltig zu beeinflussen.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als vielleicht noch konkrete Erinnerungen und Dokumente existierten, wurde das Land von den Azteken überrannt, die alles vernichteten, was auf eine Geschichte vor dem Beginn ihrer Herrschaft hätte hindeuten können. Nach ihnen kamen zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Spanier, und löschten alles aus, was ihnen „heidnisch“ erschien.

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