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Gaston – Die Templerfestung in Armenien

Die Geschichte der Festung Gaston, gelegen im heutigen Armenien, ist ein eindrückliches Zeugnis des Ringens zwischen Macht, Glaube und Treue in den Wirren des 12. und 13. Jahrhunderts. Sie war ein Bollwerk an der Schnittstelle zwischen Ost und West, zwischen den Reichen der Kreuzfahrer und den aufstrebenden Fürstentümern Armeniens, zwischen den Heeren des Islams und der Beharrlichkeit der Christenheit.

Übergabe an den Orden

Um das Jahr 1130 wurde die Festung Gaston dem Orden der Tempelritter übereignet. Sie lag strategisch günstig in den Grenzregionen zwischen dem Fürstentum Antiochia und dem armenischen Hochland und sollte fortan als Stützpunkt für die Sicherung von Handelswegen, Pilgerzügen und militärischen Operationen dienen.

Die Kapitulation vor Saladin

Im Jahr 1188 wurde die Garnison nach erbittertem Widerstand gezwungen, sich den Truppen Saladins zu ergeben. Die muslimischen Heere besetzten die Festung, doch ihre Herrschaft währte nur kurz. Bereits 1191 wurden sie durch die Kämpfer König Leos II. von Armenien vertrieben, der selbst Anspruch auf das Fürstentum Antiochia erhob.

Streit um die Rückgabe

Obwohl Gaston rechtmäßig den Templern zustand, verweigerte Leo die Rückgabe der Festung. Er erkannte den hohen militärischen Wert der Anlage und versuchte, sie in seine eigenen Pläne einzubinden. Dies führte zu ernsten Konflikten mit Bohemund II. von Antiochia, in dessen Territorium die Festung grenzte.

Die Templer stellten sich auf die Seite des Fürsten von Antiochia, um ihre Ansprüche zu untermauern. Der Streit eskalierte derart, dass schließlich Papst Innozenz III. angerufen wurde. Nach langen Verhandlungen und diplomatischen Bemühungen wurde 1215 oder 1216 Gaston den Tempelrittern endlich restituiert.

Zerstörung und Aufgabe

Doch das Schicksal meinte es nicht dauerhaft gut mit der Festung. Angesichts der unaufhaltsamen Macht Sultan Baybars, der Syrien und Palästina in den 1260er Jahren unterwarf, sahen die Brüder die Verteidigung Gastons als aussichtslos an. Im Jahre 1268 verwüsteten die Templer die Festung selbst, um sie dem Feind nicht unversehrt zu überlassen, und zogen sich zurück.

Diese Entscheidung war jedoch ohne Rücksprache mit den Oberen des Ordens getroffen worden. Darum erging ein hartes Urteil: Alle dortigen Ritter, darunter auch Gerard de Sauzet, Landkomtur von Antiochien und späterer Provinzmeister von Ungarn, wurden für ein Jahr mit der Strafe des Habitverlustes belegt.

Die bauliche Gestalt

Von der ursprünglichen Anlage des 12. Jahrhunderts sind heute nur noch wenige Mauerreste erhalten. Der größere Teil der Ruine geht auf den Neubau nach der Rückgabe von 1216 zurück.

Es handelte sich um eine vierflügelige Anlage mit Tonnengewölben, von der drei Flügel teilweise erhalten sind.

  • Im Südflügel befand sich ein großer, durchfensterter Saal.

  • Im Nordflügel lag eine schlichte Kapelle mit flachem Ostabschluss.

  • Ein Aquädukt, heute weitgehend zerstört, sorgte für die Wasserversorgung.

  • Eine zweite Verteidigungslinie schützte die Anlage östlich und südwestlich.

Vermächtnis

Gaston war mehr als nur eine militärische Festung. Sie war Symbol für das Ringen der Tempelritter um Gerechtigkeit, für ihre Treue zu Recht und Orden, und zugleich für die Härte der Urteile, wenn Brüder eigenmächtig handelten.

Die noch sichtbaren Ruinen, von Wind und Wetter gezeichnet, zeugen von einer Zeit, in der Glaube und Schwert untrennbar verbunden waren. Gaston bleibt ein Denkmal für die Entschlossenheit der Tempelritter – und für die Tragik, dass selbst die stärksten Mauern vor den Stürmen der Geschichte nicht ewig standhalten.

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