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Gedanken am 21. Oktober

Das innere Kind transzendieren – Vom Wundenträger zum reifen Ritter

Viele spirituelle Wege sprechen vom inneren Kind, diesem verletzlichen Anteil in uns, der Trost, Heilung und Geborgenheit sucht. Es ist wichtig, dass wir lernen, ihm zuzuhören, seine Wunden ernst zu nehmen und ihm die Liebe zu geben, die es vielleicht in der Kindheit vermisste. Doch Heilung ist nicht das Ende des Weges – sie ist nur der Anfang.

Die Provokation Robert Blys

Der Dichter und Philosoph Robert Bly, eine Leitfigur der Männerbewegung, brachte es einst auf seine unverblümte Weise auf den Punkt. Als ein Teilnehmer schwärmerisch davon berichtete, wie er täglich sein inneres Kind tröste und mit ihm spiele, platzte Bly heraus:
„Na schön, dann ist es ja wohl langsam an der Zeit, den kleinen Scheißer zu begraben, oder?“

Was zunächst wie eine schroffe Zumutung klingt, enthält eine tiefe Wahrheit: Wer ewig nur das Kind in sich pflegt, bleibt im Zustand der Unreife. Heilung bedeutet nicht, dass wir uns ein Leben lang am Kind orientieren – sondern dass wir den Schritt ins Erwachsensein wagen.

Vom Kind zum Ritter

Ein Templer weiß: Wunden zu heilen genügt nicht. Wir müssen unsere Vergangenheit nicht endlos wiederkäuen, sondern das Gelernte in Reife verwandeln.

  • Das Kind in uns braucht Liebe – aber es darf nicht ewig das Steuer in der Hand halten.

  • Heranwachsen bedeutet, die Lektionen der Kindheit zu ehren und dann loszulassen.

  • Aus dem verwundeten Kind soll ein heil gewordener Erwachsener entstehen, der Verantwortung übernimmt, klare Entscheidungen trifft und im Dienst am Höheren lebt.

Das „innere Kind“ darf also nicht im Zentrum unseres Wesens stehen bleiben. Es muss, bildlich gesprochen, in Frieden sterben, damit der innere Ritter geboren wird – stark, weise und frei von alten Abhängigkeiten.

Transzendenz statt Dauerschleife

Viele moderne Therapien und Selbsthilfebewegungen verharren im „Trösten des Kindes“. Das ist wichtig, solange die Wunden offen sind – doch wenn Heilung geschehen ist, gilt es weiterzugehen.

Die Gefahr:

  • Wer ewig nur das Kind pflegt, bleibt fixiert auf Verletzung und Bedürftigkeit.

  • Wer die Transzendenz wagt, erkennt: Das Kind war ein Lehrer – doch ich bin mehr als meine Vergangenheit.

Tägliche Templerarbeit

  • Mache heute, wenn möglich, einen achtsamen Spaziergang.

  • Spüre in dich hinein: Wie geht es deinem inneren Kind? Braucht es noch Heilung, Trost, Geborgenheit? Dann schenke es ihm – ohne Zögern.

  • Wenn du aber spürst, dass die alten Wunden geheilt sind, sprich ein Dankgebet. Lege das Kind in Frieden zur Ruhe.

  • Frage dich: Bin ich bereit, den Platz des Erwachsenen, des Ritters, einzunehmen?

Schlussgedanke

Als Templer sind wir nicht dazu berufen, ewig in den Schatten der Kindheit zu blicken. Wir ehren die Vergangenheit, wir heilen die Wunden – und dann schreiten wir hinaus in die Reife. Nur so können wir dem Leben begegnen, nicht als verletzte Kinder, sondern als Templer des Lichts, die Verantwortung tragen, Mut beweisen und ihr Herz in den Dienst Gottes und der Menschheit stellen.

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