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Interreligiöse Feiertage

Wenn Familien Brücken zwischen Traditionen bauen

Unsere Zeit ist geprägt von Begegnungen der Kulturen und Religionen. Immer mehr Familien vereinen in sich unterschiedliche Glaubenswege: ein Elternteil christlich, der andere jüdisch, muslimisch, hinduistisch oder buddhistisch. An den Feiertagen wird diese Vielfalt besonders sichtbar – und für viele Familien zugleich zur Herausforderung und zur Chance.

Feste zwischen zwei Welten

Feiertage sind mehr als nur Kalenderdaten. Sie sind Zeichen der Identität, Erinnerungen an Herkunft und Glauben. Wenn in einer Familie unterschiedliche Traditionen zusammenkommen, entsteht die Frage: Welche Feste feiern wir – und wie?

Viele Eltern entscheiden sich, beide Traditionen zu ehren, und gestalten dadurch ein reiches Festjahr, das Kindern eine tiefere spirituelle Weite eröffnet. Ein Weihnachtsbaum kann neben einer Menora stehen, Diwali-Lichter können die gleiche Wohnung erhellen wie eine Krippe zu Weihnachten.

Kinder und Vielfalt

Kinder nehmen religiöse Vielfalt oft unvoreingenommener auf, als Erwachsene vermuten. Wenn Eltern ihnen die Bedeutung der Feiertage klar und altersgerecht erklären, entsteht kein Widerspruch, sondern ein größeres Bild: Jede Feier wird zu einem Fenster in die Welt des Göttlichen.

Hilfreich sind:

  • Geschichten aus beiden Traditionen, die Kindern Sinn und Herkunft näherbringen.

  • Einbeziehung der Großeltern, damit das Erbe lebendig bleibt.

  • Eigene Familientraditionen, die beide Seiten verbinden – sei es ein gemeinsames Festessen, ein Lied oder ein Symbol, das beide Glaubensrichtungen umfasst.

Spannungen mit der Großfamilie

Nicht selten äußern Großeltern Sorgen: „Wird unser Erbe verwässert?“ oder „Versteht das Kind überhaupt, was wahr ist?“ Hier gilt: offene Gespräche und klare Grenzen. Familien, die ehrlich über ihre Pläne sprechen und gleichzeitig beide Traditionen sichtbar machen, erleben weniger Spannungen.

So wie Eltern die Verantwortung tragen, beide Wurzeln zu achten, können Großeltern eingeladen werden, ihren Teil der Tradition authentisch einzubringen – ohne dabei die andere Seite zu verdrängen.

Wenn Feiertage kollidieren

Manchmal überschneiden sich Feste – Weihnachten und Chanukka, Ostern und Ramadan. Erfolgreiche Familien wählen kreative Lösungen:

  • Feier an aufeinanderfolgenden Tagen.

  • Gemeinsame Feiern mit Elementen beider Religionen.

  • Abwechselndes Festlegen der Schwerpunkte von Jahr zu Jahr.

So bleibt die Balance gewahrt, und kein Glaube wird zur Nebensache.

Templerische Betrachtung

Für uns Templer ist klar: Wahrheit wohnt nicht in der Ausschließung, sondern in der Begegnung. Wenn Familien in Respekt und Liebe feiern, wird jede Feier zu einem geistlichen Brückenbau.

  • Der Tisch mit Speisen beider Traditionen zeigt: Einheit ist möglich.

  • Der Raum, in dem Symbole nebeneinander stehen, bezeugt: Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern Bereicherung.

  • Die Kinder, die beides kennenlernen, wachsen zu Menschen heran, die in einer zerrissenen Welt den Frieden des Herzens tragen können.

Schlusswort

Interreligiöse Feiertage sind ein Spiegel unserer Zeit: Sie stellen Fragen, fordern Kompromisse und schenken neue Horizonte. Wenn Eltern den Weg mit Liebe und Achtung gehen, schaffen sie ein Vermächtnis der Inklusion, des Verständnisses und des Glaubens, das weit über die Familie hinausstrahlt.

Denn wo verschiedene Traditionen in einem Haus gelebt werden, da wird offenbar, was das Evangelium sagt: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ (Joh 14,2)

So werden die Feste, ob aus Ost oder West, aus alter oder neuer Welt, zu Fenstern des Himmels – und die Familie wird zum kleinen Tempel, in dem Gottes Vielfalt sichtbar wird.

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