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Ist Geldwäsche mit Krypto einfacher als mit Euro, Dollar und Co.?

Kryptowährungen haben sich längst aus ihrer Nische heraus in den Mainstream vorgekämpft. Bitcoin, Ethereum und Co. sind nicht mehr nur Spielzeuge für Technik-Enthusiasten, sondern werden zunehmend als alternative Anlageform, Zahlungsmittel und technologisches Fundament für dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) genutzt. Doch mit der steigenden Popularität wächst auch die Kritik: Immer wieder wird Kryptowährungen vorgeworfen, sie würden als Werkzeuge für Geldwäsche, Terrorfinanzierung und andere kriminelle Aktivitäten missbraucht. Aber ist es wirklich einfacher, Geld mit Bitcoin und Co. zu waschen als mit traditionellen Fiat-Währungen wie Euro und US-Dollar?


1. Was ist Geldwäsche eigentlich?

Al Capone, der berüchtigte Gangsterboss aus den 1930er-Jahren, prägte den Begriff der „Geldwäsche“. Über scheinbar legale Waschsalons schleuste er illegale Einnahmen aus Alkoholschmuggel und Schutzgelderpressung in den legalen Wirtschaftskreislauf ein.

Die Vereinten Nationen definieren Geldwäsche als die „Umwandlung oder Übertragung von Vermögensgegenständen in Kenntnis der Tatsache, dass diese Vermögensgegenstände aus einer oder mehreren Straftaten stammen, mit dem Ziel, den illegalen Ursprung der Vermögensgegenstände zu verbergen oder zu verschleiern“. Die Methoden sind vielfältig und reichen von Offshore-Konten über Immobilienkäufe bis hin zu komplexen Finanztransaktionen.


2. Geldwäsche mit Kryptowährungen: Wie realistisch sind die Bedenken?

Statistiken und Fakten

Ein häufig genutztes Argument von Kritikern lautet, dass Kryptowährungen ein Eldorado für Geldwäscher seien. Tatsächlich beobachtete das Analyseunternehmen Chainalysis im Jahr 2021 einen Anstieg des Geldwäschevolumens mit Kryptowährungen um 30 % auf 8,6 Milliarden US-Dollar. Seit 2017 sollen insgesamt etwa 33 Milliarden US-Dollar durch Kryptowährungen gewaschen worden sein.

Doch im Kontext des gesamten Handelsvolumens von Kryptowährungen ist dieser Anteil verschwindend gering. Laut Chainalysis betrug der Anteil von Krypto-Geldwäsche 2021 gerade einmal 0,05 % des gesamten Transaktionsvolumens.

Vergleich mit Fiat-Geldwäsche

Im Gegensatz dazu schätzt das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), dass weltweit jährlich zwischen 800 Milliarden und 2 Billionen US-Dollar gewaschen werden – und zwar primär mit Fiat-Währungen wie Euro und US-Dollar. Diese Zahlen zeigen, dass das traditionelle Finanzsystem nach wie vor das dominierende Medium für Geldwäsche ist.


3. Warum Kryptowährungen kein ideales Geldwäsche-Werkzeug sind

Transparenz der Blockchain

Jede Transaktion in einer öffentlichen Blockchain, etwa bei Bitcoin, wird dauerhaft und für jedermann sichtbar aufgezeichnet. Das bedeutet: Jeder Geldtransfer kann rückverfolgt werden. Mithilfe spezieller Analysetools wie denen von Chainalysis können Strafverfolgungsbehörden die Spur des Geldes bis zu seiner Quelle zurückverfolgen.

Ein FBI-Erfolg zeigt dies eindrucksvoll: 2022 gelang es den US-Behörden, 3,6 Milliarden US-Dollar aus einem Krypto-Hack zu beschlagnahmen und ein Ehepaar in Manhattan zu verhaften.

Die Rolle zentraler Börsen (Exchanges)

Die meisten Kryptowährungen werden über zentrale Handelsplattformen (Exchanges) gehandelt, die mittlerweile strengen Know Your Customer (KYC)– und Anti-Money Laundering (AML)-Regelungen unterliegen. Diese Plattformen müssen die Identität ihrer Kunden überprüfen und verdächtige Transaktionen melden.


4. Neue Trends: Geldwäsche über DeFi und NFTs

Geldwäscher passen sich an. Dezentralisierte Finanzprotokolle (DeFi) und der NFT-Markt (Non-Fungible Tokens) gewinnen als neue Geldwäschemethoden an Bedeutung.

  • DeFi-Protokolle: In 2021 flossen etwa 17 % der illegalen Krypto-Transaktionen durch DeFi-Plattformen – ein Anstieg um satte 1.964 %. Die Anonymität und fehlende Regulierung machen DeFi für Kriminelle attraktiv.
  • NFTs: Auch im NFT-Space gab es 2021 einen Anstieg an Geldwäsche-Aktivitäten. Der Gesamtwert dieser Transaktionen war mit 1,4 Millionen US-Dollar jedoch vergleichsweise gering.

5. Fiat-Geldwäsche: Ein systemisches Problem

Die „FinCEN-Files“ aus dem Jahr 2020 enthüllten ein globales Netzwerk der Geldwäsche mit Fiat-Währungen. Internationale Großbanken wie JPMorgan, HSBC und die Deutsche Bank waren in dubiose Geldwäschegeschäfte verstrickt. Allein in diesem Skandal belief sich das Geldwäschevolumen auf 1,7 Billionen US-Dollar.

Geldwäsche mit Fiat-Währungen nutzt ein bewährtes System:

  1. Integration: Illegale Einnahmen werden in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust.
  2. Verschleierung: Die Gelder werden durch komplizierte Finanztransaktionen verschleiert.
  3. Integration: Das saubere Geld wird in den legalen Wirtschaftskreislauf zurückgeführt, etwa durch Immobilienkäufe.

6. Fazit: Krypto vs. Fiat – Wo ist Geldwäsche einfacher?

Obwohl Kryptowährungen gewisse Eigenschaften haben, die Geldwäsche potenziell erleichtern könnten – wie Anonymität bei bestimmten Coins (z. B. Monero) und schnelle grenzüberschreitende Transaktionen – haben sie durch die Transparenz der Blockchain einen großen Nachteil für Kriminelle.

Argumente gegen Krypto-Geldwäsche:

  • Transparente Blockchains: Transaktionen sind nachvollziehbar.
  • KYC und AML auf Exchanges: Strikte Regulierungen erschweren anonyme Transfers.
  • Regulierungsdruck: Immer mehr Länder setzen strikte Gesetze durch.

Argumente gegen Fiat-Geldwäsche:

  • Intransparente Offshore-Strukturen: Schlecht nachvollziehbare Finanzströme.
  • Verstrickung von Banken: Banken spielen oft aktiv eine Rolle in Geldwäscheskandalen.
  • Größere Summen: Fiat-Geldwäsche übersteigt die Krypto-Werte bei Weitem.

Unterm Strich lässt sich festhalten: Geldwäsche ist im Fiat-System einfacher, größer und systematischer verbreitet als im Krypto-Space. Kryptowährungen sind aufgrund ihrer Transparenz und Nachvollziehbarkeit alles andere als ein ideales Geldwäschewerkzeug. Wer behauptet, Bitcoin und Co. seien das Hauptproblem, übersieht das gigantische Ausmaß der Fiat-Geldwäsche.


7. Ausblick: Regulierungen und technologische Fortschritte

Während die EU und die USA ihre Regulierungen verschärfen und neue Behörden zur Bekämpfung von Krypto-Geldwäsche ins Leben rufen, entwickelt sich auch die Technologie weiter. Blockchain-Forensik wird immer ausgefeilter und ermöglicht es Strafverfolgungsbehörden, kriminelle Netzwerke gezielter zu zerschlagen.

Die Zukunft der Geldwäschebekämpfung liegt in einem Zusammenspiel von smarter Regulierung, technologischer Innovation und internationaler Zusammenarbeit. Kryptowährungen sind dabei nicht das Problem – sie können Teil der Lösung sein.

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