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Was bedeutet die apostolische Nachfolge wirklich?

Das Argument der apostolischen Sukzession ist tatsächlich ein zentraler Bestandteil der Selbstlegitimation der katholischen Kirche. Es besagt, dass die Bischöfe in einer ununterbrochenen Kette der Handauflegung auf die Apostel zurückgehen und somit ihre geistliche Autorität von Jesus Christus selbst erhalten hätten.

Kritische Betrachtung der Sukzession:

  1. Historische Brüche und Unklarheiten:
    Die ersten Jahrhunderte des Christentums waren von Verfolgung, theologischen Streitigkeiten und unklaren Strukturen geprägt. Es gibt keine durchgängigen, gesicherten Beweise für eine lückenlose Nachfolge der Bischöfe bis in die apostolische Zeit. Frühchristliche Gemeinden hatten zudem oft flache Hierarchien ohne klar definierte „Bischöfe“ im heutigen Sinne.

  2. Moralische Problematik:
    Wenn die Kirche ihre Autorität auf eine ununterbrochene Nachfolge beruft, dann inkludiert sie damit auch zahlreiche Bischöfe und Päpste, die sich als Verbrecher, Machtmenschen oder Korruptionsfiguren erwiesen haben. Beispiele sind:

    • Papst Alexander VI. (Borgia-Papst) – Nepotismus, Korruption, politischer Mord.
    • Papst Johannes XII. – Sittenverfall, Simonie, Gewalt.
    • Viele mittelalterliche Bischöfe, die sich in Kriege und Intrigen verstrickten.
    • Viele Bischöfe agierten mehr als Fürsten, Heerführer oder Politiker denn als geistliche Oberhirten. Ihre Beteiligung an Korruption, Kriegen und Intrigen stellt die Idee einer „heiligen und ununterbrochenen“ apostolischen Sukzession in Frage.

    Diese Reihe fragwürdiger Persönlichkeiten stellt die moralische Glaubwürdigkeit der Sukzession in Frage.

  3. Theologische Schwäche:
    Selbst wenn eine Kette der Handauflegung existieren würde, garantiert das nicht automatisch eine geistliche oder moralische Qualität. Die Idee, dass eine rein physische „Kette der Weihe“ göttliche Legitimation verleiht, wirkt aus theologischer Sicht problematisch. Eine moralisch oder spirituell überzeugendere Autorität wäre eher in den Lehren und dem Handeln der Kirche zu suchen, nicht in einer rein formalen Sukzession.

Schlussfolgerung:

Die apostolische Sukzession ist eher ein theologisches Konstrukt als eine nachweisbare Realität. Sie kann historisch nicht durchgehend belegt werden, moralisch ist sie fragwürdig, und theologisch bleibt offen, ob eine bloße Weihekette wirklich göttliche Legitimation verleiht. Daher bleibt es eine Glaubensfrage, ob man dieser Idee folgen will oder nicht.

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