Wie man heute ohne Ausbildung 8.000 € netto verdient
Lena Schilling, im Jahr 2001 geboren, wuchs in einer Zeit auf, als die Österreichische Volkspartei (ÖVP) erstmals die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) in die Regierung holte. Schon in jungen Jahren zeigte sie ein bemerkenswertes soziales Bewusstsein. Ihre politische Reise begann früh, als sie im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern an Demonstrationen gegen die sogenannte „Schwarz-Blaue“ Koalition teilnahm.
Ihre politische Entwicklung wurde maßgeblich von ihrer Mitarbeit in einem Flüchtlingsheim geprägt, das ihre Mutter leitete. Während der Flüchtlingskrise von 2015 betreute Lena Schilling dort Kinder, verteilte Essen und unterrichtete Deutsch.
In einer Zeit, als die öffentliche Debatte über Flüchtlinge immer hitziger wurde und Österreich auf die nächste Nationalratswahl zusteuerte, nahm die damals 16-Jährige an einer Demonstration der Linkswende teil, einer marxistischen Gruppe.
Die Lektüre von politischer Literatur prägte auch ihre Haltung zur Klimakrise, insbesondere ihre Überzeugung, dass das kapitalistische System die nachhaltige Lösung der Klimakrise verhindere. Als die Fridays-for-Future-Bewegung und Greta Thunberg Ende 2018 in Österreich Fuß fassten, lernte sie Katharina Rogenhofer und Johannes Stangl, die Gründer von Fridays for Future Österreich, kennen.
Ihr rhetorisches Talent und ihre bisherige Erfahrung im Aktivismus überzeugten die Gründer, und sie wurde zu einer der prominenten Stimmen der Bewegung.
Lena Schilling ist heute ein Profi im Umgang mit den Medien und hat allein am Tag der Räumung des Aktivisten-Camps durch die Polizei über 60 Interviews gegeben. Seit sie mit 17 Jahren von zu Hause ausgezogen ist, arbeitet sie als Tanztrainerin und kann sich ihren Aktivismus als Vollzeitbeschäftigung leisten.
Schilling hat es geschafft, Zehntausende von Menschen in Österreich zu mobilisieren, insbesondere in Schulen. Doch sie fand in der Fridays-for-Future-Bewegung nicht immer ein Ventil für ihre Ansichten zu sozialen Ungerechtigkeiten und Kapitalismus.
Sie verließ die Bewegung, um gemeinsam mit anderen Aktivistinnen den Jugendrat zu gründen, eine linke, parteiunabhängige Jugendorganisation, die sich für Klimagerechtigkeit, Feminismus und Bildungsgerechtigkeit einsetzt.
Im Aktivisten-Camp galt Lena Schilling als die Schlüsselfigur im Austausch mit der Polizei, Journalisten und Politikern. Ihre breite Vernetzung ermöglichte es ihr, stets die richtigen Kontakte zu knüpfen. Sie betont jedoch, dass der Protest von der Masse lebt und viele verschiedene Gruppen und Bewegungen beteiligt sind.
Die Besetzung des Camps dauert länger als die berühmte Hainburger Au im Jahr 1984, und die Bewegung hat bereits politische Veränderungen angestoßen. Schilling sieht den Protest als einen wichtigen Faktor, der die politische Agenda in Österreich beeinflusst. Die Klimabewegung hat die Grünen „vor sich hergetrieben“, sagt sie.
„Die Leute, die bei Fridays for Future aktiv sind, würden im Jahr 2023 niemals zu den Grünen gehen. Der Grund ist einfach: Wir trauen ihnen nicht mehr zu, dass sie das, was sie versprochen haben, auch halten“, sagte die designierte EU-Spitzenkandidatin der Grünen, Lena Schilling, noch im September 2023. Das Interview mit Schilling ist nicht einmal vier Monate her.
Jetzt geht Lena Schilling bei den kommenden EU-Wahlen für die Grünen ins Rennen.
Verdienen wird sie als wahrscheinliche EU-Spitzenkandidatin übrigens fast 8.000 Euro netto, hatte in der Vergangenheit aber die hohen Gagen von Berufspolitikern kritisiert. Diese Summe wäre in Österreich mehr als 12.000 € brutto pro Monat.
Nachsatz: „Bis jetzt habe ich als Tanzlehrerin gearbeitet und habe das auch gut geschafft.“
Genug Ausbildung für eine Politikerin in der EU.