Wir werden betrogen!
Schockierende Beispiele aus der Praxis
-
Drucker mit eingebautem Selbstzerstörungsmechanismus:
Eine ARTE-Dokumentation zeigte einen Nutzer, dessen Drucker plötzlich nicht mehr funktionierte. Die Ursache: Ein im Gerät verbauter EPROM zählt die Anzahl der Ausdrucke – und blockiert das Gerät nach einem festgelegten Limit. Der Kunde soll glauben, der Drucker sei defekt. Dabei genügte ein einfaches Software-Tool, um den Zähler zurückzusetzen – und der Drucker lief wieder. -
Smartphones mit fest verbauten Akkus:
Viele Mobilgeräte sind so gebaut, dass der Akku nach etwa 18 Monaten an Leistung verliert – der Austausch ist allerdings fast unmöglich oder sehr teuer. Der Neukauf wird so zur einzigen Lösung. -
Wasserhähne mit Sollbruchstellen:
Auf den ersten Blick stabil wirkende Bauteile (z. B. Armaturen aus Metall) sind oft aus billigem Material gefertigt, das nach wenigen Monaten reißt oder leckt. -
Verbrauchstricks bei Alltagsprodukten:
Ketchupflaschen mit zu kleinen Deckeln, Duschgelbehälter, die sich nicht vollständig entleeren lassen – auch hier wird bewusst gestaltet, damit mehr nachgekauft wird.
Geplante Schwächen auf Platinen
Das Testhaus HTV und Plattformen wie golem.de fanden bei zahlreichen Elektroartikeln klare Hinweise auf geplante Obsoleszenz:
Hitzeempfindliche Bauteile (wie Elektrolytkondensatoren) werden absichtlich direkt neben wärmeproduzierenden Komponenten platziert. So altern sie schneller und verursachen nach kurzer Zeit Totalschäden – z. B. in Fernsehern oder Computern.
Verschleierte Strategien: Obsoleszenz in vielen Formen
-
Zubehör-Obsoleszenz:
Neues Handy, neues Ladegerät – weil das alte Zubehör plötzlich nicht mehr kompatibel ist. -
Systemische Obsoleszenz:
Druckerpatronen, die per Software-Update plötzlich nicht mehr erkannt werden. Oder Autoersatzteile, die ohne wirklichen Grund ausgetauscht werden müssen. -
Indirekte Obsoleszenz:
Bauteile, die durch Veränderungen in anderen Komponenten schneller altern – wie minderwertige Regler, die Autobatterien ruinieren. -
Psychologische Obsoleszenz:
Modetrends und Werbekampagnen suggerieren, dass nur das Neuste noch „in“ ist – der soziale Druck ersetzt den technischen Verschleiß.
Der Weg in eine Wegwerfgesellschaft
Dass sich an diesem Prinzip so wenig ändert, ist kein Zufall: Industrie und Politik profitieren vom ständigen Konsum. Reparaturen gelten als unmodern, während immer neue Produkte in schickerem Design und mit minimalen Verbesserungen auf den Markt geworfen werden.
Der Wirtschaftstheoretiker Bernard London schlug in den 1930er-Jahren sogar vor, alle Produkte mit einem offiziellen Verfallsdatum zu versehen – nach dessen Ablauf die weitere Nutzung verboten wäre. Damals ein Gedankenexperiment – heute in Teilen bereits Realität.
Die Reparatur-Revolution? Eher Fehlanzeige.
Der Trend zur Reparaturfreundlichkeit stagniert oder kehrt sich sogar um. Immer mehr Smartphones sind fest verklebt, ihre Komponenten empfindlich und nur mit Spezialwerkzeug zugänglich. Hersteller gehen sogar dazu über, beim Öffnen gezielt andere Teile zu beschädigen – eine perfide Falle für Hobby-Reparateure.
Was können wir tun?
-
Auf nachhaltige, reparierbare Produkte achten
(z. B. modulare Geräte, die vom „Right-to-Repair“-Gedanken getragen sind). -
Unabhängige Testberichte lesen, etwa von „Öko-Test“ oder Verbraucherzentralen.
-
Produkte länger nutzen – und sich nicht von jedem Werbetrend leiten lassen.
-
Politischen Druck aufbauen, z. B. durch Petitionen oder Organisationen, die sich für Verbraucherrechte und Reparaturfreiheit einsetzen.
Fazit:
Das eingebaute Verfallsdatum ist kein Mythos – es ist trauriger Alltag in unserer Konsumwelt. Doch nur, wenn wir darüber Bescheid wissen, können wir dagegen steuern. Für mehr Nachhaltigkeit, mehr Ehrlichkeit – und eine Zukunft, in der Produkte wieder halten, was sie versprechen.