⚔️ Gedanken am 13. Dezember
Christus werden statt Christus verehren: Eine tiefere Dimension des Glaubens
Vor etwa 20 Jahren saß ich während eines Weihnachtsgottesdienstes in der Kirche und lauschte den Worten des Priesters. Er sprach über den eigentlichen Sinn des Christentums und sagte etwas, das mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht: Es sei nie „der Sinn der Sache“ gewesen, dass wir Christus nur verehren – vielmehr sollten wir Christus werden. Diese Aussage, dass das Ziel unseres Glaubens nicht die bloße Verehrung, sondern die Nachahmung und Verkörperung Christi sei, prägte sich tief in mein Herz ein. Der Priester erklärte, dass Christus zu werden der höchste Akt der Verehrung sei, den wir Menschen erreichen könnten.
Was bedeutet es, Christus zu werden?
Christus zu werden, bedeutet, die Lehren Jesu nicht nur zu ehren und zu bewundern, sondern sie so tief in unserem Leben zu verankern, dass wir in unserem täglichen Handeln zu einem Abbild seiner Liebe, seines Mitgefühls und seiner Weisheit werden. Diese Botschaft ist radikal und herausfordernd, weil sie von uns fordert, dass wir das Göttliche nicht nur als etwas Äußeres betrachten, sondern als etwas, das in uns zur Geburt kommen soll. Jesus selbst sprach oft von der Kraft des Glaubens, die in jedem Menschen schlummert. Er sagte seinen Jüngern: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und sagt zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein“ (Lukas 17,6). Dies ist eine Einladung, unsere eigene göttliche Natur zu erkennen und in uns zu aktivieren.
Der Glaube, so klein wie ein Senfkorn, trägt das Potenzial, große Wunder zu bewirken. Die göttliche Kraft, die in Christus lebendig war, ist auch in uns gegenwärtig und wartet darauf, dass wir sie in uns entfalten. Die Einladung, Christus zu werden, ist die Einladung, dieses göttliche Potenzial zu verwirklichen und die Grenzen unserer menschlichen Begrenzungen zu überwinden.
Die Weihnachtsgeschichte als Symbol für das innere Erwachen
Die Geburt Jesu in Bethlehem ist nicht nur ein historisches Ereignis, sondern ein tiefes spirituelles Symbol für das Erwachen des göttlichen Lichts in uns. Die Weihnachtsgeschichte, wie sie in Matthäus 2 erzählt wird, enthält zahlreiche Symbole, die wir als Wegweiser für unser eigenes inneres Erwachen nutzen können.
In der Erzählung wird Jesus in einer einfachen Krippe in Bethlehem geboren, zur Zeit des Königs Herodes. Kurz nach seiner Geburt kommen drei Weise aus dem Morgenland, die durch einen Stern auf das Kind aufmerksam geworden sind. Sie suchen das Kind auf und bringen ihm kostbare Gaben – Weihrauch, Myrrhe und Gold. Diese Geschenke stehen symbolisch für die Ehrerbietung gegenüber dem göttlichen Licht, das in die Welt gekommen ist. Die drei Weisen sind nicht nur äußere Figuren, sondern repräsentieren auch die Weisheit und den Sucher in jedem von uns, der das Göttliche erkennen und ehren möchte.
König Herodes, der um seinen Thron fürchtet, kann als Symbol für das Ego verstanden werden, das die Kontrolle behalten möchte und das Aufblühen des göttlichen Selbstes fürchtet. Herodes möchte das göttliche Kind finden, um seine Macht zu sichern, doch die drei Weisen erhalten im Traum die göttliche Anweisung, Herodes zu meiden und einen anderen Weg zurückzuschlagen. Dieses Bild symbolisiert den inneren Weg, auf dem wir das Göttliche in uns ehren und uns vom Einfluss des Ego und seiner Ängste lösen können.
Die Weihnachtsgeschichte als innerer Traum: Die Bedeutung für unser spirituelles Erwachen
Wenn wir diese Weihnachtsgeschichte als Traum betrachten und uns vorstellen, dass alle Personen – einschließlich des Christuskindes – Teile unseres eigenen Selbst sind, gewinnen wir eine tiefere Erkenntnis über unsere spirituelle Reise. Jesus, das Christuskind, steht für das unberührte göttliche Selbst, das in uns darauf wartet, zur Geburt zu kommen. Die drei Weisen symbolisieren die Weisheit, die spirituelle Reife und die Suche nach dem Göttlichen in uns. Sie erkennen das Licht des Christuskindes und bringen ihm die kostbarsten Gaben dar – eine Geste, die zeigt, dass unser wahres Selbst die höchste Ehrerbietung verdient.
König Herodes hingegen repräsentiert den Teil unseres Selbst, der sich an alte Strukturen, Ängste und Ego-Muster klammert und das Erwachen des neuen Bewusstseins fürchtet. Diese Seite in uns mag versuchen, das göttliche Selbst zu kontrollieren oder gar zu unterdrücken, doch das wahre Selbst kann nicht durch das Ego beherrscht werden. Durch das Symbol des göttlichen Traums, der den Weisen einen anderen Weg weist, wird uns gezeigt, dass wir den Weg des Egos verlassen und einem neuen, höheren Pfad folgen können.
Die Bedeutung der Templerarbeit: Meditation und innere Einkehr
Die Templerarbeit lädt uns ein, über die Geburt Jesu und ihre Symbolik zu meditieren und sie als Spiegelbild für unsere eigene spirituelle Geburt zu betrachten. Indem wir in die Stille gehen und die Geschichte auf uns wirken lassen, können wir eine tiefere Verbindung zum göttlichen Selbst in uns herstellen.
„Lasse die Geschichte von Jesu Geburt auf dich wirken… Wenn diese Geschichte dein Traum wäre, und alle Personen einschließlich des Christuskindes Teile deiner selbst wären, was könnte er für deine Erweckung bedeuten?“
Diese Frage fordert uns heraus, die Weihnachtsgeschichte nicht nur als historische Erzählung zu lesen, sondern als lebendiges Symbol, das uns in die Tiefen unseres eigenen Wesens führt. In der Meditation können wir uns mit dem Licht in uns verbinden, das immer auf die Geburt wartet, und die inneren Hindernisse erkennen, die es zu überwinden gilt.
Die drei Gaben: Weihrauch, Myrrhe und Gold als Symbole für unser eigenes Wachstum
Die Gaben der Weisen – Weihrauch, Myrrhe und Gold – haben ebenfalls eine tiefere Bedeutung. Sie stehen für die Hingabe und die Ehrerbietung gegenüber unserem wahren Selbst und können als Wegweiser für unser eigenes spirituelles Wachstum verstanden werden:
- Weihrauch symbolisiert das Gebet, die Verbindung zum Göttlichen und die Bereitschaft, uns für das Höhere in uns zu öffnen.
- Myrrhe steht für Heilung, Transformation und das Loslassen von alten Wunden und Begrenzungen.
- Gold repräsentiert die göttliche Essenz in uns, den Wert unseres wahren Selbstes und die Fülle des inneren Reichtums, den wir in uns tragen.
Diese Gaben erinnern uns daran, dass wir selbst diese wertvollen Qualitäten in uns entwickeln und sie unserem göttlichen Selbst darbieten können. Indem wir uns für das Christus-Prinzip in uns öffnen, erlauben wir dem göttlichen Licht, in uns zu wirken und uns zur Ganzheit zu führen.
Abschlussgedanke: Die Geburt Christi in uns verwirklichen
Die Aufforderung des Priesters, nicht nur Christus zu verehren, sondern Christus zu werden, ist eine Einladung zur tiefen Transformation. Sie fordert uns auf, uns selbst als göttliches Wesen zu sehen, das in die Welt gekommen ist, um Licht und Liebe zu verbreiten. Die Geburt Christi ist mehr als ein historisches Ereignis – sie ist das Symbol für das Erwachen unseres eigenen göttlichen Bewusstseins. Die Macht Christi wartet darauf, in uns geboren zu werden und uns zur Einheit mit Gott zu führen.
Möge dieser Weihnachtsgedanke uns inspirieren, die Geschichten unseres Glaubens nicht nur als äußere Erzählungen zu betrachten, sondern als Symbole für unsere eigene innere Reise. Mögen wir in der stillen Meditation die Weihnachtsgeschichte als Spiegel unserer eigenen Erleuchtung sehen und das göttliche Licht in uns selbst zur Geburt bringen. So können wir in unserem Leben die höchste Form der Verehrung verwirklichen – indem wir Christus werden und das göttliche Licht in uns leuchten lassen.