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⚔️ Gedanken am 20. Dezember

Das Evangelium nach Maria Magdalena: Ein Einblick in die frühe christliche Mystik

Das Evangelium nach Maria Magdalena, ein Text, der in der Sammlung von Nag Hammadi entdeckt wurde, bietet einen faszinierenden Einblick in die frühen mystischen Lehren des Christentums. Dieses Evangelium, das aus dem 2. Jahrhundert stammt und sowohl in griechischer als auch in koptischer Sprache überliefert wurde, ist leider nur bruchstückhaft erhalten. Von den ursprünglich geschätzten 18 Seiten sind heute nur 8 Seiten vollständig zugänglich. Dennoch enthalten diese wenigen überlieferten Seiten wertvolle Worte und tiefgehende Lehren, die uns einen Eindruck davon vermitteln, wie Maria Magdalena als spirituelle Führerin und Vertraute Jesu fungierte.

Inhalt und Bedeutung des Evangeliums

Das Evangelium nach Maria erzählt von einer Vision, die Maria Magdalena nach dem Tod Jesu empfing. Diese Vision, in der Jesus Maria lehrte, enthielt Botschaften, die für das spirituelle Wachstum seiner Jünger von entscheidender Bedeutung waren. Leider sind gerade diese besonderen Lehren, die Maria über die innere Reise der Seele und das göttliche Einssein erhielt, in den verlorenen Seiten enthalten. Die erhaltenen Passagen legen jedoch nahe, dass Maria Magdalena eine besondere Rolle in der Vermittlung tiefer spiritueller Einsichten spielte, die Jesus ihr in großer Liebe und Vertrauen anvertraut hatte.

Ein zentraler Konflikt im Text entsteht durch die Zweifel des Apostels Petrus. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Maria eine so bedeutende Offenbarung von Jesus erhalten haben könnte. In einer der Szenen des Evangeliums stellt er ihre Vision infrage, was zu einem Streit unter den Jüngern führt. Levi, ein anderer Jünger, tadelte Petrus jedoch und erinnerte ihn daran, dass Jesus Maria offenbar besonders geliebt und sie vielleicht deswegen mit tiefem Wissen gesegnet hatte. Dieser Moment wirft ein Licht auf die Spannungen zwischen verschiedenen Formen des Glaubens und der Autorität innerhalb der frühen christlichen Gemeinschaft, in denen weibliche spirituelle Führung oft angezweifelt wurde.

Die Lehren Jesu im Evangelium nach Maria Magdalena

Ein besonders bemerkenswerter Ausspruch Jesu im Evangelium nach Maria Magdalena lautet: „Friede mit euch! Müht euch um meinen Frieden. Hütet euch, daß niemand euch abirren lasse mit den Worten: Seht hier! oder: Seht da!, denn der Sohn des Menschen ist inwendig in euch.“ Diese Worte betonen, dass das Göttliche, das „Sohn des Menschen“ genannt wird, in jedem von uns wohnt. Jesus ruft die Gläubigen auf, die Wahrheit in sich selbst zu suchen und nicht von äußeren Regeln oder gesetzlichen Geboten eingeschränkt zu werden.

Dieser Lehrsatz steht in scharfem Kontrast zu vielen der dogmatischen Lehren, die sich später in den verschiedenen Kirchenstrukturen etablierten. Die Betonung liegt auf der inneren Suche nach dem „Sohn des Menschen“ in sich selbst und darauf, sich nicht von äußeren Autoritäten täuschen zu lassen, die den Zugang zur göttlichen Wahrheit kontrollieren wollen. Jesu Worte im Evangelium nach Maria Magdalena scheinen eine Aufforderung zu sein, sich von geistlichen Fesseln zu befreien und den Weg des spirituellen Bewusstseins zu gehen.

Maria Magdalena als Symbol für weibliche Spiritualität und Weisheit

Das Evangelium nach Maria zeigt Maria Magdalena als eine wichtige Gestalt, die Jesus vertraute und die er als würdige Empfängerin seiner tiefsten Lehren ansah. Diese Darstellung widerspricht der traditionellen Sichtweise, in der Maria Magdalena oft als reuige Sünderin dargestellt wird. In den Apokryphen, und besonders im Evangelium nach Maria, erscheint sie jedoch als eine weise, spirituell fortgeschrittene Frau, die in der Lage ist, die Lehren Jesu zu verstehen und an andere weiterzugeben. Sie fungiert als Vorbild weiblicher Weisheit und erinnert daran, dass wahre Erkenntnis und Einsicht keine Frage des Geschlechts, sondern des spirituellen Strebens sind.

Durch das Evangelium nach Maria wird Maria Magdalena als Repräsentantin einer mystischen und erfahrungsorientierten Spiritualität verstanden, die im frühen Christentum ihren Platz hatte, bevor sie von späteren dogmatischen Interpretationen überschattet wurde.

Die tägliche Templerarbeit: Meditation und Reflexion

In der heutigen Templerarbeit können die Worte Jesu aus dem Evangelium nach Maria Magdalena als Inspiration für die eigene spirituelle Praxis dienen. Während der Meditation, sei es in der Sammlung oder in der Shamatha-Vipassana-Praxis, können wir über Jesu Worte nachdenken: „Friede mit euch! Müht euch um meinen Frieden.“ Diese Meditation lädt uns ein, den inneren Frieden zu kultivieren, der jenseits äußerer Umstände liegt und aus dem tiefen Einssein mit dem Göttlichen entsteht.

Ein zentraler Gedanke der Meditation kann sein, die Worte „der Sohn des Menschen ist inwendig in euch“ zu verinnerlichen und zu erforschen, wie dieser göttliche Funke im Inneren zur Führung auf unserem Lebensweg beitragen kann. Die Weisheit Jesu lädt uns ein, den Blick nach innen zu richten und dem inneren spirituellen Kompass zu folgen, anstatt äußeren Zwängen zu gehorchen. Diese Praxis des inneren Schauens kann uns helfen, eine lebendige Verbindung mit unserem höheren Selbst und dem Göttlichen herzustellen.

Fazit

Das Evangelium nach Maria eröffnet eine tief spirituelle Perspektive auf die Lehren Jesu und die Rolle von Maria Magdalena in der frühen Kirche. Ihre Vision und ihre Rolle als spirituelle Führerin laden uns ein, den Wert der inneren Weisheit und des persönlichen Erkennens zu schätzen. In einer Zeit, in der viele Menschen nach spiritueller Tiefe und Sinn suchen, kann das Evangelium nach Maria Magdalena als Quelle der Inspiration dienen, um den eigenen Weg der inneren Wahrheit und Freiheit zu entdecken.

Diese Lehren erinnern uns daran, dass wahre Weisheit nicht durch äußere Autorität entsteht, sondern durch das innere Licht, das jedem von uns zugänglich ist. Maria Magdalenas Beispiel und die Worte Jesu aus dem Evangelium können uns als Wegweiser für einen authentischen und freien Glauben dienen, der im tiefen Inneren verankert ist.

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