⚔️ Gedanken am 20. November
Der Dalai Lama hat in Interviews schon häufig zu den
Greueltaten Stellung bezogen, die in den 50er Jahren in
Tibet begangen wurden. Die Chinesen töteten damals ein
Sechstel der Bevölkerung, legten 6000 Klöster in Schutt und
Asche und folterten viele Mönche und Nonnen. Die schönen
Hochebenen Tibets sind heute mit Atommülldeponien
übersät. Es bewegt mich immer wieder zutiefst, wenn der
Dalai Lama sich voller Mitgefühl über die Unwissenheit und
den Schmerz äußert, die den Handlungen der Chinesen
zugrunde liegen müssen. Er führt für seine »Feinde« eine
bestimmte Meditation durch, die tonglen genannt wird: Er
nimmt ihre Schmerzen auf sich und schenkt ihnen dafür
seine innere Glückseligkeit und seine Freude. Diese ungewöhnliche
Methode des Gebens und Nehmens hat mir sehr
dabei geholfen, die Vergebung zu einem wesentlichen Bestandteil
meines Lebens zu machen.
Tägliche Templerarbeit:
Bevor wir darangehen, Tonglen für andere zu praktizieren, werden
wir lernen, diese Meditation für uns selbst durchzuführen.
Fange damit an, daß du dir einen heiligen Augenblick ins Gedächtnis
zurückrufst, eine Situation, da dein Herz vollkommen
offen war: sei es für die Natur, ein Kind, ein Tier, die Schönheit.
Jetzt stell dir vor, du säßest dir selbst gegenüber. Schau dir in die
Augen und siehe die Schönheit Dessen, Der du wirklich bist, und
den Schmerz, der dich von dieser Schönheit getrennt hält. Stell dir
vor, dein Schmerz sei ein dichter schwarzer Rauch, der dein Herz
umhüllt. Atme diesen Rauch in dein Herz ein und atme den
Frieden, die Liebe und die Seligkeit deiner wahren Natur wieder
aus. Fahre eine Zeitlang so fort, Schmerz ein- und Freude auszuatmen.
(Wenn dir die Vorstellung, schwarzen Rauch einzuatmen,
mißfallt, nimm statt dessen dunkle Wolken.)