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⚔️ Gedanken am 6. Oktober

Vertrautsein mit dem Tod – und die Frage nach der Seele

Das »Vertrautsein mit unserem Tod«, wie es Don Juan im Werk Carlos Castanedas beschreibt, zwingt uns dazu, uns mit den tiefsten Fragen des Menschseins auseinanderzusetzen. Kaum etwas berührt diese Dimension so stark wie unsere Vorstellungen über die Seele.

C. G. Jung schrieb in seiner Autobiographie, dass wir Menschen einen Mythos über den Tod brauchen. Er formulierte es so:

„Der Mensch muß sich darüber ausweisen können, daß er sein Möglichstes getan hat, sich eine Auffassung über das Leben nach dem Tode zu bilden oder sich ein Bild zu machen – und sei es mit dem Eingeständnis seiner Ohnmacht. Wer das nicht tut, hat etwas verloren.“

Jung selbst hatte eine Reihe erstaunlicher Visionen und Träume, die auf ein Fortleben der Seele hinwiesen. Doch er blieb vorsichtig: Absolute Sicherheit über das, was nach dem Tod geschieht, sei dem menschlichen Verstand nicht gegeben. Gerade deshalb ist es wichtig, welche Bilder, Mythen und Überzeugungen wir uns machen – denn sie prägen in entscheidendem Maße, wie wir unser Leben hier und jetzt führen.

Der Tod als Spiegel unseres Lebens

Wenn wir glauben, dass der Tod das absolute Ende sei, werden wir unser Leben vielleicht in Eile und Angst leben – in dem Versuch, möglichst viel in die kurze Zeitspanne zu pressen.

Wenn wir hingegen in der Seele einen unsterblichen Funken sehen, dann betrachten wir unser irdisches Dasein eher als einen Weg, eine Schule, eine Vorbereitung auf etwas Größeres.

Die Templer verstanden sich in diesem Sinn als Pilger: Das Leben war für sie eine Übung im Glauben, im Dienst und in der Hingabe. Der Tod war keine Katastrophe, sondern das Tor zur Heimkehr, zum „himmlischen Jerusalem“.

Der Mythos als notwendige Landkarte

Jung betonte, dass wir ohne einen inneren Mythos über den Tod etwas Wesentliches verlieren. Denn Mythen sind nicht nur alte Geschichten – sie sind innere Landkarten, die uns helfen, mit den Übergängen und Schwellen des Lebens umzugehen.

Die Vorstellung einer Seele, die über den Tod hinaus weiterlebt, gibt uns nicht nur Trost, sondern auch Orientierung: Sie lädt uns ein, unser Leben im Licht des Ewigen zu gestalten.

Templer-Perspektive: Leben im Angesicht der Ewigkeit

Als Templer sind wir aufgefordert, unser Leben so zu führen, als ob jeder Tag der letzte sein könnte – und zugleich mit dem Bewusstsein, dass unsere Seele auf einer ewigen Reise ist. Das „Vertrautsein mit dem Tod“ bedeutet nicht Resignation, sondern Klarheit: Wir wissen um die Begrenztheit des Körpers, doch wir vertrauen auf die Unendlichkeit des Geistes.

Tägliche Templerarbeit

  • Verweile für ein paar Minuten im Gebet der Sammlung, im Ei aus Licht oder in der Shamatha-Vipassana-Meditation.

  • Vergegenwärtige dir deine Ansichten über den Tod und darüber, was nach dem Sterben mit der Seele geschieht.

  • Reflektiere: Sind es geliehene Überzeugungen – oder innere Wahrheiten, die dein Herz bejaht?

  • Wenn du deine Traumübungen unterbrochen hast, frage dich, ob es nicht an der Zeit ist, sie wiederaufzunehmen. Dein Höheres Selbst wird dir vielleicht gerade im Traum Aufschlüsse schenken – Symbole, Bilder, Archetypen, die dich leiten können.

Fazit – Ein Leben mit Mythos

Ob wir uns das Weiterleben der Seele in mythischen Bildern vorstellen, ob wir an Himmel, Wiedergeburt oder ein mystisches Einswerden mit Gott glauben – all dies bestimmt, wie wir hier leben, handeln und lieben.

Das „Vertrautsein mit dem Tod“ ist deshalb keine dunkle Fixierung, sondern eine Schule der Klarheit. Denn wer weiß, dass sein Weg Teil einer größeren Geschichte ist, lebt mutiger, bewusster und näher an der Wahrheit.

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