✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Gedanken am 9. April

Der Schatten der Vergangenheit – Wie das Ich uns aus dem Jetzt reißt

Das Ich, wie es in vielen spirituellen Traditionen verstanden wird, ist nicht das wahre Selbst, sondern eine Art Schutzstruktur, ein Konstrukt aus vergangenen Erfahrungen, Prägungen, Verletzungen und Rollen, das sich selbst erhalten will.

Es lebt nicht im Hier und Jetzt, sondern in der historischen Vergangenheit – in Geschichten, die wir über uns selbst glauben und immer wieder unbewusst abrufen.

Wenn das Ich reagiert – und nicht du

Vielleicht kennst du solche Situationen:

  • Jemand macht eine beiläufige Bemerkung – und du reagierst heftig, verletzt, ärgerlich oder beleidigt.

  • Später merkst du: Die Reaktion war übertrieben – sie passt nicht zum Anlass.

  • Warum passiert das?

Weil in diesem Moment nicht dein bewusstes Selbst handelt, sondern das Ich – und zwar aus einer alten Wunde heraus.

Das Ich fühlt sich bedroht, herausgefordert, entwertet – nicht im Heute, sondern auf dem Hintergrund einer längst vergangenen Geschichte.

Es ist der „gefährdete Standpunkt des Eigendünkels“, wie es die Templertradition nennt.

Der Köder des Ichs – im Anderen wie in uns

Und nicht nur unser eigenes Ich will sich verteidigen – auch das Ich des anderen ist oft auf Provokation aus. Es sagt Dinge, um uns „anzuknabbern“, uns in Reaktion zu bringen.

Doch wenn wir lernen, dem Ich auszuweichen, wenn wir uns nicht ködern lassen, dann treten wir aus dem Machtspiel aus. Wir lassen uns nicht mehr fangen – nicht von unserem Ich, und auch nicht vom Ich des anderen.

Templerarbeit: Der geräumige Geist

„Ich bin des Leidens müde, das mein urteilendes Ich verursacht.“

Diese ehrliche Erkenntnis ist der erste Schritt in die Freiheit.
Der Weg zu einem geräumigen Geist, zu mehr Weite und Klarheit beginnt mit dem Entschluss, nicht mehr alles persönlich zu nehmen.

Übung: Die Einladung zum inneren Raum

  1. Setze dich zur Meditation – ruhig, aufrecht, wach.

  2. Verweile einige Minuten in Shamatha-Vipassana, wie bereits geübt:

    • 25 % deiner Aufmerksamkeit beim Atem,

    • 75 % in der Weite des umgebenden Raums.
      Wenn Gedanken kommen, lasse sie weiterziehen.

  3. Rufe innerlich Uriel an, den Engel der Klarheit:

    „Uriel, hilf mir, mit einem klaren Geist zu sehen – nicht mit den Augen des verletzten Ichs.“

  4. Nimm dir für den Tag vor:

    • Jede Reizung als Einladung zur Übung zu sehen.

    • Jede kritische Stimme in dir nicht zu unterdrücken – aber auch nicht zu füttern.

    • Jedem „Köder“ mit einem inneren Lächeln zu begegnen und zu sagen:

      „Danke, aber ich nehme das Angebot nicht an.“

Fazit: Freiheit beginnt mit Abstand

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.
Und in diesem Raum liegt unsere Freiheit.

Wenn wir erkennen, dass das Ich nicht unser wahres Wesen ist, sondern ein Teil unserer Geschichte, können wir beginnen, es mit freundlicher Distanz zu betrachten – ohne es zu bekämpfen, aber auch ohne ihm die Führung zu überlassen.

Möge der Große Geist dich heute lehren, mit neuen Augen zu sehen – nicht durch die Filter der Vergangenheit, sondern aus dem Jetzt heraus, mit einem klaren, offenen Herzen.

🕯️ In Achtsamkeit und innerer Freiheit – dein Templerweg.

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