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⚔️ Gedanken am 9. Mai

Hildegard von Bingen – Die Erde als Mutter allen Lebens

Die Prophetin Gottes und der Natur

Hildegard von Bingen, eine der herausragendsten christlichen Mystikerinnen des Mittelalters, lebte im 12. Jahrhundert und hinterließ ein umfassendes Werk, das Wissenschaft, Kunst und Religion miteinander vereint. Sie war nicht nur Theologin und Visionärin, sondern auch Heilerin, Komponistin und Naturkundlerin – eine Frau von außergewöhnlicher Weisheit und tiefer Liebe zur Schöpfung.

Hildegard sah in der Natur den getreuesten Spiegel der göttlichen Schöpferkraft. Für sie war die Erde kein bloßer Lebensraum, sondern eine lebendige Mutter, die uns nährt, trägt und mit dem Göttlichen verbindet. Ihre Schriften sind durchdrungen von einer Ehrfurcht vor allem, was lebt – von der kleinsten Pflanze bis zu den Sternen des Himmels.

Die Erde als Mutter – Quelle aller Fruchtbarkeit

Hildegard schrieb:
„Die Erde ist zugleich Mutter, sie ist die Mutter alles Natürlichen, Mutter alles Menschlichen. Sie ist die Mutter von allem, denn in ihr sind die Samen von allem enthalten. Die Erde der Menschheit birgt alle Feuchtigkeit, alles Grünen, alle Keimkraft in sich. Sie ist in vielfältigster Weise fruchtbar. Alle Schöpfung geht aus ihr hervor.“

Diese Worte spiegeln eine tiefe Erkenntnis wider: Alles Leben ist miteinander verbunden und geht aus der Erde hervor, die wiederum durchdrungen ist von der Lebenskraft Gottes. Die Erde ist nicht getrennt vom Himmel, sondern sie ist durchwirkt von göttlichem Geist, von einer Heiligkeit, die in jedem Blatt, jedem Tropfen, jedem Halm lebt.

Natur als Ausdruck des Göttlichen

Für Hildegard war die Natur ein heiliger Raum, in dem die göttliche Weisheit sichtbar und erfahrbar wird. Sie erkannte in allem Lebendigen den Atem Gottes – eine pulsierende, grünende Kraft, die sie „Viriditas“ nannte: das Grünkraft-Prinzip, das Leben schenkt, heilt und alles in Bewegung hält.

In einer Zeit, in der die Natur oft nur als Mittel zum Zweck betrachtet wird, erinnert uns Hildegards Lehre daran, dass wir die Erde nicht besitzen, sondern dass wir Teil eines lebendigen Ganzen sind – Kinder der Erde, geboren aus ihrer Fruchtbarkeit und geborgen in ihrer Weisheit.

Tempelarbeit – Dankbarkeit für die Mutter Erde

Der Kraft der Natur, dem Mutterprinzip, können wir durch Dankbarkeit begegnen.

Schließe die Augen und atme ein paarmal tief und loslassend durch.
Erinnere dich an einen heiligen Augenblick, den du einmal in der Natur erlebt hast.
Vielleicht war es ein Sonnenaufgang, eine mächtige Berglandschaft,
das Rauschen des Meeres, der Duft einer Blumenwiese
oder das zarte Keimen einer Bohne in einem einfachen Joghurtbecher.

Lass dieses Erlebnis mit allen Sinnen lebendig werden:

  • Was hast du gesehen?

  • Gab es einen bestimmten Geruch?

  • Welche Geräusche umgaben dich?

  • Wie fühlte sich dein Körper an? Spürtest du Wind, Wärme, Kühle?

Spüre dein Verbundensein mit der Welt der Natur,
mit der Mutter Erde, die dich getragen hat.
Und erlaube der Dankbarkeit, in deinem Herzen aufzuwallen –
spontan, lebendig, heilsam.

Fazit – Hildegards Botschaft für unsere Zeit

Hildegard von Bingen erinnert uns daran, dass die Erde heilig ist,
dass sie Mutter ist, die uns das Leben schenkt und in ihrer Fruchtbarkeit den göttlichen Plan offenbart.
Indem wir die Natur lieben, ehren wir auch Gott – nicht fern und unnahbar,
sondern gegenwärtig in jedem Grashalm, in jedem Tropfen Tau.

Mögest du die Welt mit den Augen Hildegards sehen lernen –
als einen Ort, der durchdrungen ist von göttlichem Leben,
und mögest du täglich neue Gründe finden, der Erde zu danken,
dieser Mutter von allem, in der die Samen des Himmels ruhen.

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