⚔️ Komturei Marseille (Frankreich)
Die Templer besaßen eine Niederlassung und eine Kirche in der ville vicomtale direkt im Hafen, am Platz der heutigen, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirche St-Ferreol, und, wie eine Aussage aus den Prozessakten gegen den Orden vom Anfang des 14. Jahrhunderts nahe legt, auch eine kleinere Besitzung mit Kapelle ‚in quadam insula prope Massiliam‘ . Marseille und sein Hafen waren von strategischer Bedeutung für die Ritterorden in der Provence, auch wenn die Stadt nicht der einzige Hafen war. Spätestens ab dem 13. Jahrhundert hatten die Templer in Marseille auch einen Commendator navisbzw. Magister Passagium stationiert. 1212 wurde den Templern die Befreiung von der Hafensteuer zugesagt, was (ebenso wie bei den Johannitern) zu erheblichen Querelen mit der Stadtautorität um den Verlust der Einkünfte führte. Erst 1233 kam es zu einer Übereinkunft der Stadt mit Vertretern beider Orden, dass jeder jährlich zwei Schiffe in den Orient fahren lassen dürfe, unabhängig von Waren und Mannschaften für den eigenen Bedarf. Doch noch 1246 und 1247 musste Papst Innozenz IV. die Marseiller Kommune immerhin dreimal ermahnen, die Templer unbehelligt ihre Schiffe beladen zu lassen. Bedauerlicherweise erlaubt der Totalverlust der Ordensarchive in Marseille keine Aussage über den Ursprung der dortigen Ordenshäuser und läßt auch zahlreiche der kommerziellen und finanziellen Aktivitäten beider Orden im Dunkel.
Schiffe unter dem Kommando des Templerordens waren in Marseille stationiert, um den Pilgerverkehr zu unterstützen. Namentlich bekannt sind die „Bonne-Aventure“ um 1248 und die „Rose“ um 1290 . Hierbei ist jedoch nicht nachweisbar, ob die Orden tatsächlich Eigentümer der Schiffe waren, oder diese nur für ihre Zwecke gemietet hatten. Marseiller Händler benutzten Schiffe der Johanniter oder Templer zunächst vornehmlich für den Geldtransfer in den Orient. In der Vorbereitung diverser Pilgerfahrten und Kreuzzugsunternehmungen größeren und kleineren Ausmaßes fungierten Vertreter der Johanniter und Templer aus den Ordenshäusern von Marseille oft als finanzielle Unterhändler oder traten als Garanten für die ordnungsgemäße Ausrüstung in Auftrag gegebener Schiffsausrüstungen auf.