✠ Wandmalerei
Die ältesten Wandmalereien, die in Kirchen oder Konventgebäuden der Templer überdauert haben, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Sie entstanden anlässlich des Neubaus von Kapellen oder der Übernahme älterer Bauwerke im Zuge einer Schenkung. In diesem Fall bestimmten die wohltätigen Spender die Ausstattung mit zum Beispiel ihrem dynastischen Heiligen mit.
Die Wandmalereien zeichnen sich vor allem durch einen sparsamen Einsatz von Farbe (meist nur weiß/schwarz/rot) aus und imitieren oft die äußere Struktur der Kirche durch gemaltes Mauerwerk, Säulen und andere Verzierungen. Sie stehen deutlich der zisterziensichen Spiritualität und Ästhetik nahe. Bedient wird sich dabei aus dem alten Formenschatz geometrischer Ornamentik (Rosetten) ebenso bedient wie aus der christlichen Ikonographie (Darstellungen der Verkündigung, Marienkrönung oder Majestas Domini) wie aus dem Lebensumfeld der Templer, wie die Fresken in Cressac mit ihren Kreuzfahrerdarstellungen beweisen. Beliebte Themen waren Motive aus der „Nachfolge Christi“ in der sich die Templer (und andere Ritterorden) in besondere Weise sahen: die Passion Christi oder der Apostel. Auch auf lokale Traditionen wie spezielle Heilige oder besondere künstlerische Traditionen wurde Rücksicht genommen – stammten Ordensbrüder und Wohltäter doch aus dem lokalen Adel. In den Konventgebäuden lassen sich geometrische und vegetabile Motive, aber auch Reihen von Wappenschildern nachweisen.
In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und/oder Anfang des 14. Jahrhunderts wurden diese älteren Bildprogramme dem neuen Zeitgeschmack gemäß teilweise ergänzt oder mit farbenprächtigen Bildgeschichten übermalt. Da viele der Fresken zumindest teilweise später übermalt wurden oder gänzlich zerstört wurden ist es heute oft schwierig, das komplette Bildprogramm zu rekonstruieren. Einige Programme sind nur in Aquarellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert überliefert (Artins). Reste templerischer Fresken finden sich zum Beispiel in Andrivaux, Artins, Auzon, Cahors, Coulommiers, Cressac, Lagrave d’Ambarès, Montsaunès, Paulhac, Resson, Ruou, San Bevignate (Perugia, Italien), St. Pierre-de-Campublic d’Eyguières, Villemoison, sowie in Deutschland in Mücheln. Die alttestamentliche Szene des Kampfes Samsons ist in der Kirche von Taboada dos Freieres und St. Coloma de Queralt in Tarragona auf der iberischen Halbinsel repräsentiert.
Von herausragender Bedeutung für die Spiritualität des Ordens sind vor allem die Fresken von Cressac, die geradezu eine Apologie der Templer und ihres Kampfes im Heiligen Land darstellen. Einige Forscher meinen, sogar eine spezifische Schlacht in diesem ikonographischen Programm erkennen zu können: La Boquée 1163, in der die Truppen Nur-ed-Dins durch die Templer und ihre Verbündeten in die Flucht geschlagen wurden. Berühmt aufgrund ihrer schwer deutbaren geometrischen Ornamentik sind die Fresken der Kapelle von Montsaunès. Neben Aposteldarstellungen und Architekturimitaten an den Wänden fällt besonders der Schmuck des Gewölbes auf, auf dem sich Kreuze, Kreise, Rosetten in relativ asymmetrischer Anordnung befinden, die in der zeitgenössischen Kunst aber nicht gänzlich ohne Vorbild sind.
Eine spezielle Ikonographie der Ritterorden und im Speziellen der Templer ist nicht nachzuweisen. Im Gegensatz zu etwa den Benediktinern oder Franziskanern wurde keine besondere „Gründerikonographie“ entwickelt, die Begründer des Ordens also nicht in Fresken oder Skulpturen gefeiert.