Schwerreich und trotzdem verschuldet?
Vor einigen Wochen las ich einen Artikel über einen Millionenerben aus München, der mich gleichermaßen zum Schmunzeln und Kopfschütteln brachte. Der junge Mann hatte ein Mehrfamilienhaus in bester Lage geerbt, mit einem geschätzten Wert von rund acht Millionen Euro. Doch anstatt sich über seinen plötzlichen Reichtum zu freuen, beklagte er sich in der Bild-Zeitung lautstark über die hohen Kosten der Erbschaftsteuer. Eine Million Euro musste er an das Finanzamt zahlen – und um das zu stemmen, nahm er einen Kredit auf.
Der Fall wirft Fragen auf: Kann ein solches Vermögen wirklich zur Belastung werden? Oder ist es eher ein Luxusproblem, das auf wenig Verständnis stößt?
Erbschaftsteuer: Wie hoch ist die Belastung?
Deutschland gehört zu den Ländern mit einer vergleichsweise strengen Erbschaftsteuer, doch es gibt auch großzügige Freibeträge – zumindest für enge Familienangehörige. Ehepartner können bis zu 500.000 Euro, Kinder bis zu 400.000 Euro steuerfrei erben. Für weiter entfernte Verwandte oder Nichtverwandte sieht es hingegen weniger rosig aus. Hier sinken die Freibeträge deutlich, und die Steuersätze steigen.
Im Fall des Münchner Millionenerben dürfte der Freibetrag bei 400.000 Euro gelegen haben, falls er das Haus von seinen Eltern geerbt hat. Auf den Restbetrag – also knapp 7,6 Millionen Euro – wurden je nach Steuersatz 15 bis 30 Prozent Erbschaftsteuer fällig. Dass dabei eine Million Euro zusammenkam, klingt plausibel.
Wenn das Erbe zur Last wird
Auf den ersten Blick mag es absurd erscheinen, dass jemand mit einem Mehrfamilienhaus im Wert von acht Millionen Euro in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnte. Doch das Problem liegt oft in der fehlenden Liquidität. Immobilien sind wertvoll, aber sie bringen nicht automatisch das nötige Bargeld, um Steuern oder Kredite zu bedienen.
In solchen Fällen bleibt den Erben oft keine andere Wahl, als einen Kredit aufzunehmen, das geerbte Objekt zu beleihen – oder im schlimmsten Fall: das Erbe zu verkaufen.
Erbe und Kredit: Wie einfach ist das?
Die gute Nachricht für Erben ist, dass Banken bei wertvollen Immobilien in der Regel bereit sind, Kredite zu vergeben. Das Haus dient als Sicherheit, und solange die Mieteinnahmen aus den Wohn- und Geschäftseinheiten stabil sind, ist das Risiko überschaubar. Doch der Kredit muss trotzdem zurückgezahlt werden – und das kann je nach persönlicher Situation eine langfristige Belastung sein.
Steuerlast senken: Welche Optionen gibt es?
Es gibt legale Wege, um die Erbschaftsteuer zu reduzieren oder die Belastung zu verteilen:
- Ratenzahlung: Der Staat erlaubt es, die Steuer über mehrere Jahre verteilt zu zahlen. Das kann die finanzielle Belastung deutlich abmildern.
- Vermögensplanung: Wer bereits zu Lebzeiten sein Vermögen strategisch aufteilt, kann die Steuerlast der Erben erheblich senken. Schenkungen zu Lebzeiten oder das Nutzen von Freibeträgen in regelmäßigen Abständen sind probate Mittel.
- Nutzung von Sonderregelungen: Für selbstgenutzte Immobilien oder landwirtschaftliches Vermögen gibt es zusätzliche steuerliche Vorteile, die geprüft werden sollten.
Luxusproblem oder echte Herausforderung?
Obwohl es schwerfällt, Mitleid mit einem Millionenerben zu empfinden, ist der Fall kein Einzelfall. In einer Gesellschaft, in der Vermögen oft in Immobilien gebunden ist, stehen viele Erben vor ähnlichen Problemen – auch bei weitaus geringeren Werten. Die Erbschaftsteuer ist in Deutschland ein kontroverses Thema. Für manche ist sie ein wichtiger Beitrag zur Umverteilung von Wohlstand, für andere eine ungerechte Doppelbesteuerung.
Fazit
Der Fall des Münchner Erben mag bei vielen auf wenig Verständnis stoßen – schließlich handelt es sich um ein Luxusproblem. Doch er zeigt auch, dass Reichtum nicht automatisch Sorglosigkeit bedeutet. Wer ein großes Vermögen erbt, sollte sich frühzeitig mit den finanziellen und steuerlichen Konsequenzen auseinandersetzen, um aus einem vermeintlichen Glück keine Belastung werden zu lassen.
Ob man jedoch Mitleid mit solchen Millionenerben hat, bleibt jedem selbst überlassen. Ich persönlich sehe es wie der Münchner: Das Geldproblem hätte ich gerne.