Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen:
Eine neue Zeitrechnung beginnt
Vor etwa zwei Jahrzehnten schlugen renommierte Wissenschaftler wie der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen erstmals vor, eine neue Ära in der geologischen Zeitrechnung einzuläuten – das Anthropozän. Dieser Vorschlag basierte auf der Erkenntnis, dass der Mensch mittlerweile zu einem der entscheidenden Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Das Anthropozän zeichnet sich durch das Artensterben, die Verunreinigung von Erde und Luft durch Schadstoffe sowie den Treibhauseffekt aus und stellt somit eine fundamentale Veränderung des Planeten dar. Im Jahr 2024 wird voraussichtlich die Entscheidung über die offizielle Ausrufung des Anthropozäns als neues geologisches Zeitalter fallen.
Der Atmosphärenchemiker Paul J. Crutzen gilt als der Vater des Anthropozäns. Seine entscheidenden Worte fielen während einer Tagung des International Geosphere-Biosphere Programmes im mexikanischen Cuernavaca im Jahr 2000. Als ein Redner wiederholt von der gegenwärtigen Epoche des Holozäns sprach, unterbrach ihn Crutzen und sagte: „Hör auf! Wir leben nicht mehr im Holozän, sondern im Anthropozän.“ Doch was genau meinte Crutzen mit diesem neuen Begriff?
Crutzen präzisierte den Begriff 2002 als eine „Geologie der Menschheit“. Damit spielte er auf den italienischen Geologen Antonio Stoppani an, der bereits im Jahr 1873 behauptete, dass „der Mensch es als tellurische Macht an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen könne“. Das Anthropozän beschreibt somit eine Zeit, in der die Aktivitäten des Menschen so tiefgreifend sind, dass sie die geologischen und ökologischen Prozesse der Erde maßgeblich beeinflussen.
Bis heute hat das Anthropozän das Holozän, das bisherige Zeitalter der Gegenwart, offiziell noch nicht abgelöst. Allerdings wurde im Jahr 2023 von einer Arbeitsgruppe bei der International Commission on Stratigraphy ein Entwurf für die Einführung des Anthropozäns als neue erdgeschichtliche Epoche eingereicht. Momentan wird noch darüber diskutiert, welcher Zeitpunkt als Beginn dieses neuen Zeitalters festgelegt werden sollte. Das Gremium neigt dazu, das Jahr 1950 als Startpunkt zu favorisieren. Ab diesem Zeitpunkt hinterließen die Atombombentests weltweit bereits radioaktive Ablagerungen durch Elemente wie Plutonium oder Americium.
Das Anthropozän ist geprägt von tiefgreifenden Veränderungen, die der Mensch auf der Erde hervorgerufen hat. Dazu gehören die Entwaldung großer Flächen, die Verschmutzung von Gewässern und Luft, der massive Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft sowie die Ausbeutung von fossilen Brennstoffen. Diese Aktivitäten haben nicht nur massive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf das Klima, die Biodiversität und die gesamte Ökologie unseres Planeten.
Das Anthropozän birgt sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Es erfordert ein Umdenken und die Entwicklung nachhaltigerer Lebensweisen und Wirtschaftssysteme. Der Mensch muss bewusst handeln, um die negativen Auswirkungen seines Handelns auf die Erde zu minimieren und die Zukunft des Planeten zu sichern. Die Ausrufung des Anthropozäns als neues geologisches Zeitalter ist ein Weckruf, der uns vor Augen führt, wie dringend notwendig es ist, verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umzugehen und nachhaltige Lösungen zu finden, um den Wandel des Anthropozäns zu gestalten und eine positive Zukunft für unseren Planeten zu sichern.