Befähigt zum Zeugnis in Liebe
Was haben Ritter, die es auch heute noch gibt, mit dem heiligen Paulus gemein? Das Anecken? Den Mut? Die Unerschrockenheit? Den Glauben? Oder, ganz aktuell: Was verbindet Ritter mit dem heiligen Maximilian Maria Kolbe, der vor gut hundert Jahren die „Militia Immaculatae“, die Ritterschaft der Unbefleckten, gründete? Was bedeutet es heute, Ritter zu sein? Was hat die Gottesmutter mit all dem zu tun?
Der Apostel Paulus, jener wortgewaltige bekehrte Feind Christi, würde wohl heute in den Verdachtsraum der politischen Unkorrektheit geschoben oder gar von manchem sozialen Netzwerk gesperrt werden. Kolbe ebenfalls. Was der Apostelfürst unter Ritterschaft versteht, kann man in der Heiligen Schrift nachlesen (Eph 6, 10-20): „Werdet stark im Herrn und in der Kraft seiner Stärke! Legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den Himmelshöhen. Darum greift zur Waffenrüstung Gottes, damit ihr am Tag des Unheils Widerstand leisten und, wenn ihr alles überwunden habt, bestehen könnt.“ Die Hüften „umgürtet mit Wahrheit“ und den „Schild des Glaubens“ in der Hand, „mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen löschen könnt“.
Der heilige Maximilian Maria Kolbe hat sich daran orientiert, als er in Rom 1917 völlig erschüttert die Jubelfeier der Freimaurer gegen die Kirche miterlebte und hören musste, dass eines Tages der Satan im Vatikan regieren solle. Daraufhin gründete er seine Ritterschaft, deren Mitglieder täglich zur Gottesmutter um Fürsprache beten – und um Bekehrung der Feinde der Kirche, besonders der Freimaurer. So wie im Päpstlichen Ritterorden, der die Jungfrau in Treue zu ihrem Auftrag bei der Hochzeit zu Kanaa: „Was Er euch sagt, das tut“, als Königin Palästinas verehrt, ist Maria auch in anderen Ordensgemeinschaften wie etwa bei den Marienrittern der Schwarzen Muttergottes von Tschenstochau gleichsam habitus- und stilbildend.
Schild des Glaubens und Schwert des Wortes: Das wird deutlich bei jeder Investitur. Das vielen nicht mehr geläufige Wort bezeichnet die Einkleidung, das „Ins-Vestimentum-Gehülltwerden“ des neuen Ritters in sein Ordensgewand und in die Gemeinschaft des Ordens. Beim Ritterschlag mit dem Schwert heißt es dann: „Das Schwert ist nicht mehr das Symbol für die Verteidigung des christlichen Glaubens und der Kirche Jesu Christi, sondern das Kreuz. Das Schwert soll Sie daran erinnern, sich für die Bewahrung und den Schutz der irdischen Heimat des göttlichen Erlösers einzusetzen.“ Zuvor ist zu hören: „Ritter des Heiligen Grabes zu werden, besagt heute: Überall gewaltfrei und furchtlos für das Reich Christi und die Kirche einzustehen, Nächstenliebe zu üben, aus dem Geist des Evangeliums zu leben und besonders die Mitchristen im Heiligen Land zu unterstützen.“
Und wieder kommt Paulus in den Sinn, der im ersten Korintherbrief unmissverständlich formuliert, er sei von Christus gesandt, das Evangelium zu verkünden, „und zwar nicht mit eigenen Worten“ – damit nicht „das Kreuz Christi abgetan“ werde. Mut zum Kreuz, immer und überall.
Aber was bedeuten nun ritterliche Tugenden für die Neuevangelisierung mitten in Europa? Geht es letztlich um besonderen Mut und eine „unkaputtbare“ Unerschrockenheit? Ist das nur Ordensrittern vorbehalten? Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert – mit der damaligen Blüte gesellschaftlicher und menschlicher Bildung – fühlten sich Ritter berufen, für Gott und Tugend, für Recht und Unschuld zu kämpfen. Ritterlichkeit war ein menschliches Tugendsystem, aufgrund dessen „der ritterliche Mann gegen das Böse kämpft, für das Gute streitet und eine ehrfürchtig-verehrende Haltung gegenüber den Frauen, besonders aber gegenüber ,seiner? Dame einnimmt“ (Peter Christoph Düren).
Toleranz, Mut, Respekt, Klarheit, Verkündigung der Wahrheit in Liebe, Falschem widerstehen, Angstfreiheit trotz Mainstream – ritterliche Tugenden sind kein Exklusiveigentum vom Ordensmitgliedern. Es geht stets um ganz selbstverständliche katholische Haltungen. Und dazu gehört zum Beispiel, ganz natürlich und eigentlich auch furchtlos, also mutig, den katholischen Glauben zu verkünden, für ihn einzutreten, ihn – und damit Gott – zu verteidigen. Das erfordert in einer vom süßen Gift der Diktatur des Relativismus durchtränkten Zeit, in einer Gender-Diktatur und in einer Zeit wachsender Christenverfolgung und der Verspottung Mut.
Nichtstun oder Feigheit sind alles andere als ritterlich. Und eine falsche Toleranz, die alles und jedes, was sich als Verunglimpfung rücksichtslos breit macht, ist ebenfalls letztlich nicht christlich. Nicht alles, selbst Unterschiede christlicher Konfessionen, darf übertüncht werden, oder wie es das Zweite Vatikanum lehrte: „Nichts ist dem Ökumenismus so fremd wie jener falsche Irenismus, durch den die Reinheit der katholischen Lehre Schaden leidet und ihr ursprünglicher und sicherer Sinn verdunkelt wird.“ Es geht stets um das Bekenntnis: Tolerant, friedlich, aber eben auch klar und mutig.
Mehr Ritter des Glaubens könn(t)en weiteres Verdunsten des Glaubens und alle damit verbundenen Gefahren schwächen. Letztlich ist Ritterlichkeit eine ganz selbstverständliche christliche Pflicht, oder eine ganz normale christliche Befähigung. Und die wird jedem Christen angeboten in der Taufe, die nichts anderes ist als eine Investitur, eine Eingewandung in das Leben, Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi, des eigentlichen Ritters schlechthin, der Maßstab und Kraftquelle bleibt. „Was Er euch sagt, das tut.“
„Werdet stark im Herrn und in der Kraft seiner Stärke! Legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.“ Der heilige Apostel Paulus an die Epheser – und an uns heute!