✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Château de Pèlerin (Atlith)

Die letzte Festung der Templer im Heiligen Land

Das Château de Pèlerin (auch bekannt als Atlith) war eine der bedeutendsten und am stärksten befestigten Burgen des Templerordens im Heiligen Land. Gelegen auf einer felsigen Halbinsel zwischen Haifa und Caesarea, zeugt diese imposante Festung von der militärischen Architektur und der strategischen Weitsicht der Templer. Sie spielte eine zentrale Rolle bei der Verteidigung der christlichen Kreuzfahrerstaaten im 13. Jahrhundert.

Gründung und Bauliche Entwicklung

Der Bau der Festung

  • Der Bau des Château de Pèlerin begann 1217 oder 1218 während des Fünften Kreuzzugs.
  • Die Leitung übernahmen die Templer und Deutschordensritter unter der Führung des flämischen Ritters Walther von Avesnes, der zuvor aus muslimischer Gefangenschaft befreit worden war.
  • Kurz nach Baubeginn wurde die Festung den Templern allein übergeben, die den Bau weiterführten und zur Vollendung brachten.

Architektur und Verteidigungsanlagen

  • Die Burg wurde auf einer felsigen Halbinsel errichtet und durch einen 6 Meter tiefen Graben geschützt.
  • Die äußere Mauer war 16 Meter hoch und 6,5 Meter stark, verstärkt durch drei Türme, die so angeordnet waren, dass sie strategische Lücken in der Verteidigungslinie schlossen.
  • Die innere Mauer erreichte eine Höhe von über 30 Metern und war an einigen Stellen mehr als 10 Meter dick.
  • Mehrere Türme mit Höhen von über 35 Metern und einer Grundfläche von 27 x 21 Metern verstärkten die Hauptmauer.
  • Die Verteidigungsarchitektur der Burg orientierte sich möglicherweise an der Landmauer von Konstantinopel (so der Historiker Biller).

Innenstruktur der Festung

  • Die Festung war nicht nur ein militärisches Bollwerk, sondern auch ein religiöses und organisatorisches Zentrum für den Templerorden.
  • Ein kreuzrippengewölbtes Refektorium diente den Brüdern als Speisesaal.
  • Die große Kirche mit zentralem Grundriss und einem polygonalen Annexbau war ein spirituelles Zentrum der Festung.
  • In der Kirche wurden die Reliquien der Hl. Euphemia verwahrt.
  • Ein Altar der Kirche befindet sich (vermutlich) heute in der All Hallows Kirche in London (Undercroft Chapel).
  • Die Wasserversorgung wurde durch drei Brunnen sichergestellt, und zusätzlich konnte die Festung über den eigenen Hafen versorgt werden.

Kapazität der Festung

Die Burg war beeindruckend groß und konnte bis zu 4.000 Mann Besatzung beherbergen.

Militärische Geschichte und Belagerungen

Erste Belagerungen (1219 und 1220)

  • Schon kurz nach ihrer Errichtung wurde die Festung zweimal vom Ayyubiden-Sultan al-Mu’azzam belagert.
  • Beide Belagerungen konnten erfolgreich abgewehrt werden.

Friedrich II. und die Templer (1228)

  • Während seines Kreuzzugs versuchte Kaiser Friedrich II., die Kontrolle über das Château de Pèlerin zu übernehmen.
  • Die Templer widersetzten sich und setzten Friedrich zeitweise gefangen, sodass er seine Ambitionen aufgeben musste.

Die Zeit König Ludwigs IX. (Louis der Heilige)

  • Während des Siebten Kreuzzugs (1248–1254) residierte die Frau von König Ludwig IX., Margarete von der Provence, in der Festung.
  • In der Burg wurde sogar ihr Sohn geboren.

Belagerung durch Sultan Baibars (1265)

  • Sultan Baibars, einer der größten muslimischen Feldherren seiner Zeit, belagerte die Burg 1265.
  • Die angrenzende Stadt wurde vollständig zerstört, doch die Burg widerstand.

Das Ende von Château de Pèlerin (1291)

  • Nach dem Fall von Akkon 1291 blieb das Château de Pèlerin eines der letzten verbliebenen Bollwerke der Kreuzfahrer.
  • Die Templer evakuierten die Burg ohne Kampf nach Zypern.
  • Einige Wochen später wurde die Burg von muslimischen Truppen besetzt und teilweise zerstört.

Der Niedergang und die Moderne

  • Nach der Aufgabe durch die Templer verfiel die Burg allmählich.
  • In den folgenden Jahrhunderten wurde sie nicht wieder genutzt und blieb als eindrucksvolle Ruine bestehen.
  • Im 20. Jahrhundert wurde das Gebiet von der israelischen Armee als Militärstützpunkt übernommen.
  • Die Burg ist bis heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Architektonisches Erbe

Trotz der Zerstörung und des Verfalls bietet die Burg noch immer beeindruckende Einblicke in die Militärarchitektur der Kreuzfahrerzeit:

  • Die massive Ringmauer und die erhaltenen Türme zeugen von der einstigen Stärke der Festung.
  • Die archäologischen Überreste, darunter die Kirche und Teile des Refektoriums, erzählen von der spirituellen und alltäglichen Bedeutung der Burg für die Templer.

Bedeutung von Château de Pèlerin

  1. Militärisches Bollwerk: Eine der am stärksten befestigten Burgen der Templer im Heiligen Land.
  2. Strategische Position: Kontrolle über Handelsrouten und Verteidigungslinien zwischen Haifa und Caesarea.
  3. Religiöses Zentrum: Die Kirche der Burg beherbergte wertvolle Reliquien und war ein Ort spiritueller Praxis.
  4. Symbol des Widerstands: Die Burg widerstand mehrfach muslimischen Belagerungen und blieb bis zum Ende der Kreuzfahrerstaaten ein Symbol für den Mut der Templer.

Fazit

Das Château de Pèlerin (Atlith) war mehr als nur eine Festung – es war ein Symbol für den Mut, die Disziplin und die architektonische Meisterschaft des Templerordens. Trotz zahlreicher Belagerungen und des endgültigen Falls im Jahr 1291 blieb die Burg ein Beispiel für die Widerstandskraft und den strategischen Weitblick der Templer. Heute ruht sie hinter militärischen Sperrzonen, doch ihr Erbe lebt in den Berichten der Geschichte und in den verbliebenen Mauern fort.

Schreibe einen Kommentar