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Chieri (Komturei, Italien)

Eine bedeutende Templerniederlassung in der Region Piemont

Einleitung

Die Komturei von Chieri war eine wichtige Niederlassung des Templerordens im heutigen Italien. Gelegen nahe der Stadt Turin im Piemont, spielte sie sowohl wirtschaftlich als auch strategisch eine bedeutende Rolle. Ihre Geschichte ist geprägt von Auseinandersetzungen mit lokalen Autoritäten, wirtschaftlicher Expansion und letztlich ihrem Übergang an den Johanniterorden nach der Auflösung der Templer im frühen 14. Jahrhundert.


Gründung und frühe Geschichte

Die Gründung der Niederlassung in Chieri erfolgte vermutlich vor 1157, dem Jahr, in dem die Templer erstmals in der Region dokumentiert wurden. Die genaue Gründungsurkunde ist nicht überliefert, jedoch wird die Existenz der Templer in Chieri durch verschiedene Quellen belegt.

  • Kirche San Leonardo: Die Kirche wurde dem Orden vermutlich durch den Bischof von Turin übertragen. Als Gegenleistung zahlten die Templer eine jährliche Miete.
  • Erste urkundliche Erwähnung (1190): Ein Dokument von 1190 regelt die Beziehungen zwischen den Templern und den Kanonikern der Heiligen Maria, die zuvor die Rechte an der Kirche San Leonardo besaßen.

Im Laufe der Zeit wuchs die Komturei und erweiterte ihren Besitz durch Schenkungen, Kauf und kluge wirtschaftliche Verwaltung.


Wirtschaftlicher Einfluss und Territorium

Landbesitz und Wirtschaft

  • Die Templer von Chieri besaßen umfangreiche Landgüter, wie aus den Landregistern von 1253 und 1263 hervorgeht.
  • Zu den Besitzungen gehörten landwirtschaftliche Flächen, Weingärten, und Höfe, die der Komturei bedeutende Einkünfte sicherten.

Dependance in Gorra

  • Die Komturei unterhielt eine Dependance in Gorra, die jedoch zu Beginn des 13. Jahrhunderts verkauft wurde.
  • Der Verkauf stand in Verbindung mit einem städtischen Projekt zur Gründung einer Neusiedlung in Gorra durch die Kommune Chieri, die schließlich zwischen 1228 und 1236 umgesetzt wurde.

Beziehungen und Konflikte

Gute Beziehungen zur Stadt Asti

Die Templer von Chieri unterhielten gute Beziehungen zur nahen Stadt Asti. Diese Verbindung war wirtschaftlich und politisch vorteilhaft für beide Seiten.

Konflikt um Gorra und die Neusiedlung

Das Neusiedlungsprojekt von Chieri in Gorra führte jedoch zu einem erbitterten Konflikt mit den Templern, der erst im Jahr 1245 beigelegt wurde.

Brandstiftung und Rechtsstreit (1285)

  • In den 1280er Jahren wurde ein den Templern gehörendes Bauernhaus durch ein Feuer zerstört.
  • Die Untersuchung ergab, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung handelte, vermutlich im Auftrag der Kommune Chieri.
  • Im Jahr 1285 wurde die Stadt Chieri dazu verurteilt, das Bauernhaus wieder aufzubauen.

Interessanterweise wurde der Streit nicht von der lokalen Komturei, sondern durch die Komture von Asti und Pavia vertreten, da die Brüder und der Komtur von Chieri als zu parteiisch galten. Der Schiedsrichter war ein Kanoniker und päpstlicher Kaplan aus Asti.


Lage und Struktur der Komturei

  • Die Komturei befand sich außerhalb der Stadtmauern von Chieri, kurz hinter der Porta San Domenico an der Straße nach Asti.
  • Das Gelände umfasste die Kirche San Leonardo, Verwaltungsgebäude, Wirtschaftsgebäude und Wohnhäuser für die Ordensbrüder.

Das Ende der Templer und Übergang an die Johanniter

Nach der Auflösung des Templerordens (1312) durch Papst Clemens V. und den nachfolgenden Prozess ging die Niederlassung in Chieri in den Besitz des Johanniterordens über.

  • 1336: Die Komturei wird in den Dokumenten als Besitz der Johanniter vermerkt.
  • 15. Jahrhundert: Die gesamte Anlage wurde im 15. Jahrhundert neu gebaut.

Von der ursprünglichen mittelalterlichen Anlage der Templer ist heute nichts mehr erhalten.


Architektonisches Erbe

Die Kirche San Leonardo

  • Die ursprüngliche Kirche wurde von den Templern genutzt und war dem Heiligen Leonardo geweiht.
  • Nach der Übernahme durch die Johanniter wurde die Kirche vermutlich umgestaltet und in den neuen Gebäudekomplex integriert.

Neubauten im 15. Jahrhundert

  • Die Johanniter ersetzten die alten Gebäude durch eine neue Anlage.
  • Diese Umbauten lassen keine originalen Baustrukturen der Templer mehr erkennen.

Bedeutung der Komturei von Chieri

  1. Wirtschaftliches Zentrum: Die Komturei verfügte über umfangreichen Landbesitz und spielte eine wirtschaftlich bedeutende Rolle in der Region.
  2. Politische Konflikte: Die Auseinandersetzungen mit der Kommune Chieri zeigen die Macht und den Einfluss des Ordens.
  3. Geistliches Zentrum: Die Kirche San Leonardo war ein wichtiger religiöser Ort für die Templer und später für die Johanniter.
  4. Strategische Lage: Die Nähe zur Handelsstadt Asti machte Chieri zu einem wichtigen Knotenpunkt im regionalen Netzwerk des Templerordens.

Fazit

Die Komturei von Chieri war ein bedeutendes Zentrum des Templerordens in Norditalien. Sie spielte eine wichtige wirtschaftliche, religiöse und strategische Rolle in der Region. Trotz zahlreicher Konflikte und Herausforderungen konnte die Niederlassung ihre Bedeutung über Jahrhunderte hinweg behaupten. Nach der Auflösung des Ordens und der Übernahme durch die Johanniter wurde die ursprüngliche Anlage vollständig umgebaut, sodass heute keine mittelalterlichen Strukturen mehr erhalten sind. Dennoch bleibt die Geschichte der Templer in Chieri ein faszinierendes Kapitel der regionalen und europäischen Geschichte.

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