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Das Geldwesen

Die Templer verfügten über diverse Einkunftsquellen für Geld = Münzen: zum Einen Verkäufe von Vieh und landwirtschaftlichen Produkten, zum anderen Pachtzahlungen für die Benutzung von Weiden, Mühlen etc. im Besitz des Ordens. Einige Schenkungen erfolgten auch nicht in Form von Land oder Naturalien, sondern in einem festen Geldbetrag. Der französische König verpflichtete sich 1143 beispielsweise, den Templern jährlich 27 Livres zur Verfügung zu stellen. Weitere jährliche Zuwendungen von insgesamt 40 Livres folgten in den nächsten Jahren. Auch Mitglieder des Adels überschrieben dem Orden Teile ihrer Einkünfte aus Zöllen und Pachteinkünften. Darüber hinaus besaß der Orden zahlreiche Marktrechte in vielen europäischen Gemeinden. Von den muslimischen Gegnern im Kampf erstrittenes Beutegut durfte der Orden behalten – eine weiter Quelle von Einkünften.

Leider haben keine Rechnungsbücher aus den Komtureien überdauert. Ein großer Teil der Gelder wurde für den eigenen Bedarf der Ordenshäuser, vor allem aber für die zu für den Kampf in den Orient zu überweisenden sogenannten Responsiones verwendet – in Courval handelte es sich um einen jährlichen Betrag von 80 Livres tournoises. Gerade gegen Ende des 13. Jahrhunderts kam es jedoch des Öfteren zu Engpässen in den Ordenshäusern, so dass die schuldigen Gelder nicht gezahlt werden konnten.

Die Häuser des Templerordens in den diversen Provinzen dienten jahrzehntelang als sicheres Depot für Pretiosen und Gelder des lokalen Adels bis hin zu den regierenden Fürsten. Für fast 130 Jahre blieb der Pariser Temple das Finanzzentrum des Königreiches. Erst die Verwaltungsreform unter Philipp IV. und die komplexer werdende Finanzstruktur gipfelte schließlich in einer Trennung der beiden Kassen. In Paris verwalteten die Templer regelrechte „Girokonten“ für ihre Kunden, die dort Geld abheben oder „Überweisungen“ an Dritte tätigen konnten. Der Schatzmeister des Tempels übersandte den Kontoinhabern dreimal jährlich an festgesetzten Terminen „Kontoauszüge“. Menschen, die für längere Zeit außer Landes gingen – auf einen Kreuzzug zum Beispiel – konnten ihre Vermögen im Temple deponieren und Anweisungen geben, welche Zahlungen wann und an wen in ihrer Abwesenheit zu erfolgen hatten. Versehen mit entsprechenden Urkunden, konnte sich der Kontoinhaber auch in einem Ordenshaus im Heiligen Land oder anderswo Summen auszahlen lassen. Zum Teil wurden auch Gelder vorgestreckt, für deren Zahlung der Bittsteller aber Bürgen und Sicherheiten geben musste. Nicht immer verfügten die Templer allerdings über die gewünschten Summen. Waren die Forderungen von Mitgliedern des Hochadels oder den Königshäusern besonders hoch, mussten die Templer sich ihrerseits Geld etwa von den italienischen Bankiers leihen. Auch die permanente Kriegssituation im Heiligen Land forderte hohe Summen für Logistik, Ausrüstung, Verpflegung und Burgenbau, bei dem nicht nur Ordensleute, sondern auch Lohnarbeiter beschäftigt waren.

Mehrfach bemächtigten sich Könige auch mit Gewalt der deponierten Gelder, wenn sie eine entsprechene Notlage eingetreten sahen und die Ordensbrüder als zahlungsunwillig empfanden. 1250 wurden auf dem Kreuzzug 30.000 Livres requiriert, um das Lösegeld für den in Gefangenschaft geratenen König französischen Louis IX. bezahlen zu können, 1263 griff der englische König Edward I. den Temple in London an und ließ die Schatzkammer plündern. 1289 musste der aragonesische König mit Konfiskation von Ordensländereien drohen, um den geforderten Kredit zu erhalten, und 1292 moniert sein Amtsnachfolger, dass die Templer eine Steuerforderung ignoriert hätten.

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