Der Welthospiztag
Sterben in Würde, Leben bis zuletzt
Heute begehen wir den internationalen Welthospiztag. Er will die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken, das uns alle betrifft, über das aber viele ungern sprechen: Tod und Sterben. Hospizarbeit – professionell und ehrenamtlich – erinnert uns daran, dass jeder Mensch das Recht auf ein würdiges Leben bis zuletzt hat.
Sterben – verdrängt und doch unausweichlich
Sterben ist ein Thema, das im Alltag kaum vorkommt. Geschichten über den „Sensenmann“ begleiten uns seit Jahrhunderten, doch die Konfrontation mit dem eigenen Ende wird gerne aufgeschoben. Wie wird der letzte Atemzug sein? Was geschieht mit unserem Bewusstsein, wenn der Körper aufhört zu arbeiten? Wird es schmerzhaft sein – oder gibt es eine Erfahrung des Friedens?
Die Angst vor Leiden ist tief in uns verwurzelt. Viele Menschen wünschen sich einen schnellen, sanften oder „natürlichen“ Tod. Doch die moderne Medizin hat die Lebenserwartung verlängert und Krankheiten behandelbar gemacht – und damit auch den Sterbeprozess komplexer.
Die Aufgabe der Palliativmedizin
Sterben ist ein Prozess, oft begleitet von Schmerzen, Atemnot und seelischer Not. Hier setzt die Palliativmedizin an: Sie kann Leiden lindern, Symptome behandeln und Menschen ermöglichen, ihren letzten Weg in Würde zu gehen.
Anders als die Notfallmedizin, die meist mit plötzlichen Situationen konfrontiert ist, geht es in der Hospiz- und Palliativarbeit darum, Sterbenden und ihren Angehörigen Zeit, Begleitung und Unterstützung zu schenken.
Rituale und spirituelle Dimension
Die Frage nach dem Danach beschäftigt Menschen seit jeher. Für viele Gläubige lindert der Glaube an ein Leben nach dem Tod die Angst – er gibt Hoffnung auf Erlösung. Verschiedene Religionen und spirituelle Traditionen deuten den Sterbeprozess auf eigene Weise:
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Im Christentum gilt der Tod als Übergang in die ewige Gemeinschaft mit Gott.
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Im Buddhismus und Hinduismus wird der Körper als vergängliche Hülle gesehen, die Seele wandert weiter.
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Das tibetische Totenbuch beschreibt sogar bewusstes Sterben als spirituelle Übung.
Sterben bedeutet auch Loslassen – von Körper, Besitz und den Bindungen dieser Welt.
Begleitung bis zuletzt
Viele Sterbende sehnen sich nach Begleitung. Manche warten den Moment ab, bis ein geliebter Mensch an ihrer Seite ist – andere gehen, wenn sie allein sind. Hospizarbeit sorgt dafür, dass niemand den letzten Weg in Einsamkeit gehen muss, wenn er es nicht will.
Dazu tragen neben Ärzten und Pflegekräften auch ehrenamtliche Helfer, Seelsorger, Musiktherapeuten, CliniClowns oder sogar Tiere bei. Ihre Aufgabe: die Bedürfnisse der Sterbenden zu hören, sie ernst zu nehmen und soweit möglich zu erfüllen.
Ein Auftrag an uns alle
Der Welthospiztag ruft uns in Erinnerung: Sterben gehört zum Leben. Würde, Mitgefühl und Zuwendung dürfen am Ende des Lebens nicht fehlen. Die Hospizarbeit zeigt, dass Tod nicht nur ein Ende ist – sondern ein Übergang, der von Menschlichkeit, Trost und Hoffnung begleitet werden kann.
Als Templer sehen wir in dieser Begleitung einen geistlichen Dienst: den Bruder und die Schwester nicht allein zu lassen, wenn die letzte Schlacht des Lebens geschlagen wird. Denn wahre Ritterschaft zeigt sich darin, auch am Tor des Todes standhaft in Liebe zu wachen.
