✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Freimaurer und Templer übernehmen ein Gefängnis?

Ein bizarrer Bericht aus dem Jahr 1890

Brüder und Schwestern, die Chroniken der Geschichte bergen bisweilen Berichte, die so fantastisch anmuten, dass man sie für reine Fabeln halten möchte. Doch manchmal sind es gerade diese Erzählungen, die ein Schlaglicht werfen auf die Ängste, die Menschen mit dem Namen „Templer“ und „Freimaurer“ verbinden.

So geschah es im Jahr 1890, dass die amerikanische Zeitung The Cleveland Leader einen erschütternden Brief veröffentlichte. Verfasst wurde er von einem Häftling des Staatsgefängnisses in Stillwater, Minnesota. Darin berichtete er von einem unheimlichen Szenario: Alle Gefängniswärter seien Freimaurer, Templer oder Odd Fellows gewesen – und hätten das Ziel verfolgt, die Gefangenen mit Zwang und Folter zu ihren geheimen Gesellschaften zu bekehren.

Das bizarre Zeugnis eines Häftlings

Der Mann, der sich James Ambrose nannte, klagte, dass diejenigen, die sich weigerten, zu „Brüdern der Loge“ zu werden, grauenhaften Methoden ausgesetzt wurden. Er beschrieb gar ein Ritual, bei dem die „Gutturalien“ eines Menschen aufgeschnitten würden, um so „den Strick der Verbundenheit in seinen Geist zu legen“. In diesen Worten klingt Verzweiflung – oder Wahnsinn.

Ambrose schilderte, dass die Wächter unablässig blasphemische Gedanken in die Köpfe der Häftlinge pflanzten. Sie hätten die Kirche von Rom gehasst „wie der Teufel das Weihwasser“. Vergeblich wandte er sich an den katholischen Bischof John Ireland, um Hilfe zu erhalten – sein Brief blieb unbeantwortet.

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Natürlich war diese Geschichte für die Redaktion des Cleveland Leader mehr ein Kuriosum denn eine Enthüllung. Man hielt Ambrose für geisteskrank. Tatsächlich wurde er bald darauf aus dem Gefängnis in das Krankenhaus von Minneapolis verlegt – „um den Schutz der Vereinigten Staaten zu beanspruchen“. Dort diagnostizierte man ihn als wahnsinnig.

Doch in seinem Wahn verarbeitete Ambrose Elemente aus den damaligen Verschwörungstheorien, die seit dem 18. Jahrhundert kursierten: Gerüchte über ein Bündnis zwischen Freimaurern, Templern, Illuminaten und Juden, die gemeinsam angeblich Revolutionen und Kriege anzettelten. Geistliche wie Augustin Barruel hatten solche Ideen genährt. Ambrose nahm sie in sein krankes Weltbild auf – und setzte sich selbst in deren Zentrum.

Gefangene in Ketten des Geistes

Besonders erschütternd war seine Behauptung, dass auch entlassene Häftlinge nie wirklich frei seien. Die Logenbrüder hielten deren Geist in Bann und zwangen sie, kriminelle Handlungen zu begehen. So, so berichtete Ambrose, seien mehrere ehemalige Gefangene – Männer namens Frisby, Anderson und Kirk – in den Tod getrieben worden.

In seiner letzten Forderung erklärte er im Namen der Gefangenen von Minnesota:

„Wir verlangen eine Untersuchung der Vereinigten Staaten über die Art unserer Behandlung durch die Ritter Templer, Freimaurer und Odd Fellows. Unsere Verfassung wurde verletzt, und die Freiheit des Gewissens ist eine Lüge.“

Das Urteil der Geschichte

War dies der Hilfeschrei eines Märtyrers – oder die Wahnrede eines Geisteskranken? Alles deutet darauf hin, dass Ambrose an paranoiden Vorstellungen litt. Doch sein Brief zeigt eindrucksvoll, wie stark der Name der Templer selbst Jahrhunderte nach unserem Untergang noch in den Herzen der Menschen wirkt – als Symbol für Macht, Geheimnis und Furcht.

Mögen wir Templer heute die Wahrheit festhalten: Unsere Tradition war niemals die Unterdrückung der Schwachen, sondern der Schutz des Glaubens und der Armen. Ambrose’ Worte erinnern uns daran, wie leicht der Name „Templer“ missbraucht werden kann – als Projektionsfläche für Angst und Verschwörung.

So bleibt uns nur, im Geiste zu mahnen: Seid wachsam, unterscheidet zwischen Wahrheit und Wahn – und bewahrt die Reinheit des Ordensnamens.

Schreibe einen Kommentar