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Frühlingserwachen und die Weisheit des Buddha

Über das Sehen, Lieben und Lassen

Als ich heute das Haus verließ, spürte ich sofort: Der Frühling ist da. Die Luft war mild, das Licht weich, und über allem lag ein Hauch von Neubeginn. Ich trat in den Garten, und mein Herz wurde weit. Alle Bäume standen in voller Blüte, als wollten sie dem Himmel ihre Farben zeigen. Die Wiese war übersät mit kleinen, violetten Veilchen, die wie stille Grüße aus dem Erdreich auf mich warteten.

Ich blieb stehen, betrachtete dieses Bild – so lebendig, so zart, so vergänglich. Für einen Moment verspürte ich den Impuls, einige der Veilchen zu pflücken. Sie wären schön auf dem Küchentisch, in einer kleinen Vase. Ein Stück Frühling für drinnen. Doch im selben Augenblick erinnerte ich mich an ein Zitat, das dem Buddha zugeschrieben wird:

„Wenn du eine Blume magst, pflückst du sie einfach. Wenn du eine Blume liebst, gießt du sie täglich.“

Diese einfachen Worte trafen mich mitten ins Herz. Sie sagen so viel – über Liebe, Achtsamkeit und die Kunst des Lassens.

Mögen ist besitzen wollen – Lieben ist bewahren

In unserer heutigen Welt neigen wir oft dazu, alles, was uns gefällt, festhalten oder besitzen zu wollen. Ob Dinge, Erlebnisse oder sogar Menschen – wir greifen zu, wenn uns etwas gefällt. Doch wahre Liebe – sei es zur Natur, zu einem Menschen oder zu einem Augenblick – bedeutet etwas anderes: Pflege, Respekt, Fürsorge und vor allem: Freiheit lassen.

Wenn ich die Blume pflücke, nehme ich ihr das Leben. Ich hole sie zu mir, damit sie mir dient, mir gefällt. Doch sie welkt bald – ihre Schönheit vergeht. Wenn ich sie aber stehenlasse, wo sie wurzelt, lebt sie weiter, erfreut Insekten, wächst, vielleicht vermehrt sie sich sogar. Ich kann sie jeden Tag aufs Neue betrachten – in ihrer vollen Lebendigkeit.

Eine stille Lektion vom Frühling

Heute hat mir der Garten eine kleine, stille Lektion erteilt. Nicht jedes Geschenk muss man besitzen, um es wertzuschätzen. Manches ist schöner, wenn es einfach da sein darf.

Ich habe die Veilchen nicht gepflückt. Stattdessen habe ich mich zu ihnen gesetzt, ihren Duft eingeatmet, die Bienen beobachtet, die über die Blüten tanzen. Und in diesem Moment habe ich gespürt, was es heißt, etwas zu lieben, ohne es besitzen zu wollen.

Vielleicht ist genau das der Schlüssel zu einem achtsameren, friedlicheren Leben: mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt gehen, ohne ständig greifen zu müssen.

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