Missbrauchsaufarbeitung in Orden stößt an Grenzen
Die Bemühungen zur Aufarbeitung von Missbrauch in deutschen Ordensgemeinschaften haben teils deutliche Hürden erfahren. Besonders überalterte Gemeinschaften oder bereits geschlossene Einrichtungen erschwerten eine umfassende Überprüfung, erklärte Bruder Andreas Murk, Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), in einem Interview.
Die Aufarbeitung von Missbrauch in deutschen Ordensgemeinschaften gestaltet sich vielerorts schwierig. Wie Bruder Andreas Murk, Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), in einem Interview mit „kirche-und-leben.de“ betonte, stoßen viele Ordensgemeinschaften aufgrund von Überalterung und geringer Mitgliederzahlen an ihre Grenzen. „Eine wirkliche Überprüfung ist in einigen Fällen kaum mehr möglich“, erklärte Murk. Hinzu komme, dass viele Einrichtungen längst geschlossen oder ihre Trägerschaften abgegeben worden seien.
Trotz dieser Herausforderungen betonte der Franziskaner-Minorit die Dringlichkeit der Aufarbeitung: „Das Leid der Betroffenen mahnt uns, alles Mögliche zu tun.“ Die Herangehensweisen innerhalb der Orden seien dabei sehr unterschiedlich. Einige Gemeinschaften hätten bereits seit 2010 eine strukturierte Aufarbeitung begonnen und Berichte veröffentlicht. Dennoch bleibe es eine große Herausforderung, einen angemessenen Weg für die Aufarbeitung zu finden.
Hohe finanzielle Belastung für Orden
Neben organisatorischen Hürden bedeutet die Missbrauchsaufarbeitung auch eine erhebliche finanzielle Belastung für die betroffenen Gemeinschaften. „Bis Ende 2023 haben Ordensgemeinschaften Anerkennungsleistungen in Höhe von fast 10 Millionen Euro gezahlt“, erklärte Murk. Das entspreche 17,5 Prozent aller im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland erbrachten Anerkennungsleistungen.
Bereits 2021 hatte die Deutsche Ordensobernkonferenz eine Vereinbarung mit dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung unterzeichnet. Dieses Dokument, das auf einem ähnlichen Abkommen der Deutschen Bischofskonferenz basiert, berücksichtigt die spezifischen Strukturen und Rahmenbedingungen der Ordensgemeinschaften.
Bruder Murk sieht trotz aller Herausforderungen die Notwendigkeit, diesen Prozess weiterzuführen. Es sei essenziell, Verantwortung zu übernehmen und die Betroffenen nicht aus dem Blick zu verlieren.